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Ein Liebhaber wie Tony

Ein Liebhaber wie Tony

Titel: Ein Liebhaber wie Tony
Autoren: Linda Lael Miller
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waren, verließ Sharon die Kraft.
    Als sie sich damit abgefunden hatte, dass sie ihren eigenen Rat nicht befolgen konnte, brachte sie den Kindern lauwarmen Kakao und goss sich ebensolchen Kaffee ein. Sie warf noch ein Holzscheit ins Feuer, zog ihre nassen Schuhe und Strümpfe aus und kuschelte sich in einen Sessel.
    Â»Ist das nicht gemütlich?«, fragte sie.
    Brian verdrehte die Augen.
    Â»Ja, Mom. Ganz großartig.«
    Â»Unheimlich toll«, stimmte Marc zu und schaute ins Feuer. »Wir könnten irgendetwas spielen«, schlug Sharon vor. »Was denn?«, fragte Brian verächtlich. Sie hielt sich die Hände vors Gesicht. »Blindekuh?«
    Es war wirklich recht dunkel; inzwischen war der Strom ausgefallen. Sharon legte den Kopf zurück und schloss die Augen.
    Einen Moment später kamen die Erinnerungen wieder.
    Tony und sie hatten sich oft auf die Insel geflüchtet, nachdem sie das Haus gekauft hatten. Meist befanden sich nicht viel mehr als Wein und romantische Kassetten in ihrem Gepäck. Sie gingen stundenlang Hand in Hand den steinigen Strand entlang. Jeder hatte dem anderen so viel zu sagen, dass die Worte ohne Überlegung nur so heraussprudelten.
    Und später, nach Sonnenuntergang, wenn das Feuer im Kamin brannte, hörten sie im Dunkeln Musik und liebten sich mit jener zärtlichen Leidenschaft, die nur denen eigen ist, die einander faszinieren.
    Sharon öffnete die Augen und war froh, dass die Dunkelheit ihre Tränen verbarg.
    Wann hat sich das geändert, Tony? dachte sie in stiller Verzweiflung. Wann haben wir aufgehört, uns im Dunkeln auf dem Boden zu lieben, umgeben von süßer Musik?
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Sharon sich wieder gefangen hatte. Sie richtete sich auf und sah zu Brian und Marc hinüber.
    Die beiden waren, jeder an einem anderen Ende der großen Couch, eingeschlafen. Lächelnd ging Sharon auf Zehenspitzen über den nassen Teppich zur Treppe.
    Das gewaltige Dachgeschoss war unterteilt in ein Badezimmer und drei Schlafzimmer. Sharon betrat das größte. Es hatte Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichten und einen Ausblick auf den gesamten Sound boten.
    Sie sah hinaus und konnte in der Ferne die Lichter einer ankommenden Fähre ausmachen. Vorhin noch hätte sie dieser Anblick sehr gestört, jetzt aber beflügelte er sie.
    Sie vermied es, das große Messingbett anzusehen, das Tony und sie geteilt hatten. Die Erinnerungen, die am Wohnzimmer hingen, waren schon schlimm genug. Aus der Zederntruhe, die am Ende des Bettes stand, nahm sie zwei Wolldecken und ging wieder hinunter.
    Nachdem Sharon die Kinder zugedeckt hatte, warf sie noch ein Holzscheit ins Feuer und setzte sich wieder in den Sessel. Sie stützte den Kopf in die Hände und starrte in die Flammen. Ihre Gedanken glitten erneut in die Vergangenheit zurück.
    Probleme hatte es schon von Anfang an gegeben. Richtig zum Ausbruch kamen sie aber erst vor zwei Jahren, als Marc in den Kindergarten ging.
    Sharon hatte sich gelangweilt und eine neue Aufgabe haben wollen. Sie hatte das »Traumland« eröffnet, und danach war es mit ihrer Ehe nur noch bergab gegangen, die Risse in ihrer Beziehung waren immer größer geworden. Sharon gähnte, lehnte sich zurück, und die Augen fielen ihr zu.
    Irgendwann hörte Sharon ein klopfendes Geräusch, und durch ihre Lider drang helles Licht. Als sie die Augen öffnete, sah sie, wie Tony vor dem Kamin kniete und trockenes Holz ins Feuer warf. Tonys dunkles Haar war nass und kräuselte sich leicht im Nacken. Sharon überkam das Verlangen, ihn dort zu küssen.
    Früher hätte sie das, ohne zu überlegen, getan. Früher …
    Â»Hallo, schöner Mann«, begrüßte sie ihn bewusst burschikos. Er sah über seine breite Schulter und schenkte Sharon dieses gewisse Lächeln, mit dem er schon vor zehn Jahren ihr Herz gewonnen hatte. Damals arbeitete Sharon in einer Buchhandlung. Tony war hereingekommen und hatte sie sofort zum Essen eingeladen.
    Â»Hallo«, erwiderte er.
    Â»Bist du schon lange hier?«
    Tony schüttelte den Kopf. Der Feuerschein legte einen purpurnen Schimmer auf sein schwarzes Haar. »Seit zehn Minuten vielleicht.«
    Sharon fragte sich, ob die Schatten in seinen braunen Augen wohl von Erinnerungen an frühere glücklichere Aufenthalte hier im Inselhaus hervorgerufen worden waren.
    Sie hatte das Gefühl, sie müsse Konversation machen. Über
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