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Ein Leben lang

Ein Leben lang

Titel: Ein Leben lang
Autoren: Lois Faye Dyer
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sonderlich
    begeistert
    gewesen.
    Die
    Entscheidung
    ihrer
    Mutter,
    einen
    Wiederaufbaukredit an einen Rancher zu vergeben, hatte Rebecca überrascht.
    Kathleen investierte normalerweise nur in hochkarätige Unternehmen, vor allem in der Grundstücks und Immobilienbranche im Großraum San Francisco. Als Kathleen auf Rebeccas erstaunte Frage hin ihre Entscheidung als wohlbegründet und weise verteidigt hatte, waren Rebecca zum ersten Mal in all den Jahren leise Zweifel an einer geschäftlichen Entscheidung ihrer Mutter gekommen.
    Noch unverständlicher aber war ihre eigene Reaktion auf den Rancher.
    Das, was sie ihm gegenüber so blitzartig gefühlt hatte, hatte sie zum ersten und letzten Mal mit siebzehn verspürt, als sie bis über beide Ohren verliebt gewesen war. Die Geschichte war jedoch nicht gut ausgegangen. Rebecca konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie ihr Stiefvater sie danach immer und immer wieder ermahnte, dass sie ihre Existenz einer leidenschaftlichen, aber unglücklichen Liebesaffäre zwischen ihrer Mutter und einem verheirateten Mann verdankte, und dass es nicht erstrebenswert sei, diesen Fehler ihrer Mutter zu wiederholen. Diese Ermahnungen und ihre eigene unglückliche Erfahrung hatten Rebecca die wertvolle Lektion erteilt, dass sich der gesunde Menschenverstand in Nichts auflöste, wenn die Hormone verrückt spielten. Seitdem hatte sie um alles, was auch nur entfernt nach Leidenschaft aussah, einen weiten Bogen gemacht, und erstaunlicherweise hatte sie Glück gehabt. Sogar ihren Verlobten Steven hatte sie nüchtern ausgewählt: Sie hatten gemeinsame Interessen und Ziele.
    Was brauchte es da Leidenschaft? Nein, zwischen ihnen gab es keine zerstörerische Lust, und Stevens Küsse und Zärtlichkeiten riefen in ihr einfach nur ein angenehmes Gefühl hervor. Und sonst nichts. Und das war gut so.
    Sie schaute auf ihre Hand und fuhr mit einer Fingerspitze über den Brillantring.
    Es gab nicht den geringsten Grund anzunehmen, dass sie es nicht schaffen könnte, sich die Männer der Rand Ranch vom Leib zu halten. Und ganz besonders Jackson Rand. Weil sie nämlich wild entschlossen war, ihre Hormone rigoros im Zaum zu halten.
    Entschlossen stand Rebecca auf und legte ihre schwarze Leinenjacke ab. Dann machte sie den Reißverschluss des Rocks auf und tappte auf Strümpfen zum Schrank hinüber. Die Drahtkleiderbügel waren nicht unbedingt gut für teures Leinen, aber sie war beruflich oft genug unterwegs, um über solche Kleinigkeiten großzügig hinwegsehen zu können.
    Beim Blick auf das militärisch korrekt gemachte Bett überlegte sie, ob Jackson wohl bei der Armee gewesen war. Auf jeden Fall hatte man ihm irgendwo Ordnung beigebracht – vorausgesetzt natürlich, dass er derjenige war, der dieses Bett gemacht hatte. Der erste flüchtige Eindruck jedoch, den sie von dem Haus gewonnen hatte, ließ vermuten, dass Jackson Rand ein Mann war, der gern in einer sparsam eingerichteten, sauberen und ordentlichen Umgebung lebte.
    Blieb bloß zu hoffen, dass er in finanziellen Dingen ebenso sorgfältig war. Weil ihr das ihre Arbeit in den nächsten Monaten entschieden erleichtern würde. Leute, die ermahnt werden mussten, ihre Steuern ordentlich abzuführen, waren oft schwierige Kunden, und Rebecca hegte den dumpfen Verdacht, dass Jackson Rand nicht in jeder Hinsicht pflegeleicht war.
    Da sie daran gewöhnt war, mit leichtem Gepäck zu reisen, waren ihre Sachen schnell ausgepackt. Anschließend verstaute sie die leeren Koffer im Schrank.
    Dann schlüpfte sie in ein grünseidenes Top, einen leichten Wickelrock aus Baumwolle und lief, an den Füßen flache Ledersandaletten, nach unten, um ihren Frühstückstee, den sie extra mitgebracht hatte, in der Küche zu verstauen.
    Sie fühlte sich ein bisschen als Eindringling, doch da Jacksons Haus für die nächsten Monate auch ihr Zuhause sein würde, wischte sie ihre Bedenken beiseite und ging über den Flur in die Küche.
    Die karge Atmosphäre, die überall im Haus vorherrschte, war hier besonders ausgeprägt. Doch die großen Fenster über der Spüle und das rechteckige Sichtfenster in der Hintertür ließen freundliches Sonnenlicht herein. Auch die Hängeschränke aus Kiefernholz und die schneeweißen Arbeitsflächen hatten etwas Warmes und Einladendes. Am einen Ende des Raums gab es eine Essecke, während sich am anderen Ende Herd und Kühlschrank gegenüberstanden.
    Das Haus hatte weder Ähnlichkeit mit der Villa in Knob Hill, in der sie aufgewachsen war,
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