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Ein Leben lang

Ein Leben lang

Titel: Ein Leben lang
Autoren: Lois Faye Dyer
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war’s. Aber die paar Rinder, die ich hier mit der Ranch übernommen habe, sind verwildert, und ihr Fleisch ist wahrscheinlich zäh wie Leder.“ Er deutete auf das Steak auf ihrem Teller. „Das kommt von einem Nachbarn. Ich habe ihm sein Dach repariert und dafür hat er mir ein halbes Rind gegeben.“
    „Dann züchten Sie hier also keine Rinder? Ich bilde mir ein, es in Ihrem Geschäftsbericht gelesen zu haben.“
    „Ich züchte nur Zuchtbullen. Eine Zuchtbullenfarm kann sehr profitabel sein, aber die Anfangsinvestitionen sind sehr hoch.“
    „Ich verstehe.“ Rebecca trank einen Schluck von ihrem Eiswasser und überlegte.
    „Aber sie zahlen sich in der Regel aus?“
    „Wenn man Glück hat, schon. Es ist allerdings Vorsicht geboten.“
    „Das ist bei jeder Unternehmensgründung so, aber was hat Glück damit zu tun?“
    „Man kann zum Beispiel das Pech haben, einen kranken Zuchtbullen zu erwischen.“
    „Ich verstehe.“ Jacksons Bemerkungen erinnerten Rebecca an das hohe Risiko, das man einging, wenn man in ein Geschäft mit lebenden Tieren investierte.
    Wieder einmal fragte sie sich, was ihre Mutter zu ihrer Entscheidung wohl veranlasst haben mochte.
    „Ein reinrassiger Bulle kann so hochgezüchtet sein, dass er unfruchtbar ist“, warf Hank ein. „Und auch wenn der BSETest negativ ist, kann er Probleme haben.“
    „Ah ja“, bemerkte Rebecca, nicht ganz sicher, in welcher Ausführlichkeit sie sich Fortpflanzungsprobleme bei Zuchtbullen schildern lassen wollte.
    Jackson schob schnell seinen Stuhl zurück und stand auf, wobei er gleichzeitig nach seinem Teller und seinem Besteck griff. „Wenn Sie fertig sind, zeige ich Ihnen den Computer und die Bücher.“
    „Ich bin so weit.“ Sie erhob sich ebenfalls und ging mit ihrem Teller und dem Besteck zur Spüle.
    „Jetzt sind Mick und Gib aber dran“, erklärte Jackson und nahm ihr dann ihren Teller ab. „Sie haben ja schon beim Kochen geholfen.“
    „Na gut.“ Sie steckte sich eine Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte. „Dann können wir ja gleich loslegen.“
    „Gehen Sie den Flur runter, die erste Tür links.“ Jackson wich einen Schritt zurück und ließ sie vorgehen. Rebecca nickte den drei anderen Männern zu und verließ, dicht gefolgt von ihm, den Raum.
    Das Büro, das zwischen Küche und Treppe lag, war zwei Mal so groß wie ihr Schlafzimmer, mit hohen Schiebefenstern und geweißten Wänden. Ein altmodischer Eichenschreibtisch, ein breites Ledersofa und zwei Sessel gaben ihm eine ganz besondere Atmosphäre. Rebecca ging ein paar Schritte in den Raum hinein und blieb dann vor einer großen Landkarte stehen, die einen Großteil der Wand hinter dem Schreibtisch einnahm. Ein einfach gezimmerter Holzrahmen hielt das Glas über der vergilbten, handgezeichneten Karte fest.
    Jackson gesellte sich neben sie und schaute ebenfalls auf die Karte.
    „Ich glaube, die hat noch Elis Großvater gezeichnet“, bemerkte er. „Er war als Landvermesser für die amerikanische Regierung tätig, bevor er sich hier niederließ.“
    „Faszinierend“, murmelte Rebecca. „Sind Sie hier aufgewachsen?“
    „Himmel, nein“, erwiderte Jackson schroff. „Eli war mein Großonkel, aber ich wusste nicht mal, dass er überhaupt existiert, bis ich eines Tages einen Brief von einem Notar erhielt, der mir mitteilte, dass ich eine Erbschaft gemacht hatte.“
    „Ach.“ Sie hätte ihn gern gefragt, warum er von der Existenz seines Großonkels nichts gewusst hatte, aber sie wagte es nicht. Als sie ihm aus dem Augenwinkel einen Blick zuwarf, sah sie, dass die Landkarte seine gesamte Aufmerksamkeit beanspruchte.
    Doch gleich darauf riss er sich los und begegnete kurz ihrem Blick, bevor er wegschaute.
    „Der Computer ist neu“, bemerkte er übergangslos, wobei er in Richtung Schreibtisch deutete, wo mehrere ungeöffnete Kartons auf dem Boden standen.
    „Ich habe noch nichts ausgepackt.“
    Rebecca folgte ihm nun zum Schreibtisch. Aus dem Logo, das auf den Kartons prangte, konnte sie schließen, dass ihr hier ein Computer zur Verfügung stehen würde, mit dem sie ganz besonders gern arbeitete. Jackson zog einen altmodischen Schreibtischstuhl heran, dessen gut geölte Rollen fast geräuschlos über den recht ramponierten Holzfußboden glitten.
    „Setzen Sie sich.“
    Es klang eher nach einem Befehl als nach einer höflichen Einladung, aber Rebecca kommentierte es nicht, sondern nahm in dem alten braunledernen Schreibtischsessel Platz,
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