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Ein Komet fält vom Himmel

Ein Komet fält vom Himmel

Titel: Ein Komet fält vom Himmel
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Nordsibirien? Wenn jemand die neuen Berechnungen ernst nahm, war es Sotow.
    Mortonson rief in Washington an. Er sah keinen anderen Ausweg mehr. Die Zahlenreihen vor ihm begannen feurig zu flimmern. Die Nerven, dachte er. Ich verliere die Nerven. Ist das nicht zu verstehen? Am 5. Januar geht die Welt unter.
    Und das ist jetzt kein Witz mehr. Der Komet ›Kohatek‹ ist eine mit 50 km in der Sekunde auf uns zurasende Wahrheit …
    Reporter, die jeden Tag etwas Neues erjagen müssen, haben es schwer, vor allem in den USA. Dort ist das ›Zuerst-da-sein‹ für einen Reporter so lebenswichtig wie Blut. Jede Meldung, die die Konkurrenz eher bringt, ist ein roter Strich hinter dem Namen. Nach einer bestimmten Anzahl Striche kann man sich einen anderen Job suchen. Vielleicht als Mixer in einer Milchbar.
    Herp Masters war ein cleverer Junge. Er hatte Verbindungen zu allem, was Informationen einbrachte, aber das kostete ihn viel Kaltschnäuzigkeit und eine Masse Neugier. Trotzdem ging ihm ab und zu eine Sache durch die Lappen, und dann hieß es: »Herp, du bist Reporter und nicht nur Sonnyboy! Statt deine Zeit mit Lil zu verbringen, solltest du lieber auf Achse sein.«
    So war es Herp im Augenblick ganz recht, daß Lil als Korrespondentin zu einem Elektrokonzern ging, der in München eine Niederlassung hatte. Lil Abbot verpflichtete sich für ein Jahr nach Deutschland. »In diesem Jahr haben wir genug gespart, um zu heiraten«, sagte sie zum Abschied. »Sieh zu, Herp, daß du die Story deines Lebens bekommst …«
    Herp Masters lag also auf der Lauer, aber außer dem Alltagskram jedes Journalisten kam nichts an ihn heran, was den Namen Herp Masters auf einen Schlag in der Welt bekannt gemacht hätte. Kein Präsidentenmord, den man schon vorher wußte, kein neues Watergate … es war still in der Welt, was die ganz große Sensation betraf. So achtete Herp Masters auch nicht darauf, daß ein Prof. Dr. Mortonson im Außenministerium vorgelassen wurde und zwei Stunden später zu einer Sonderbesprechung mit dem Präsidenten ins Weiße Haus geholt wurde.
    Masters, der mit anderen Reportern herumlungerte, registrierte bloß, daß Mortonson sehr bleich war. Er ahnte noch nicht, daß er der Stunde, von der an er, Herp Masters, die ganze Welt in der Hand hatte, so nahe war, daß er sie bereits greifen konnte.
    Henry Mortonson blieb eine Stunde beim amerikanischen Präsidenten. Nur der Außenminister der USA und ein Sekretär waren bei dem Gespräch zugegen … als sich die Türen wieder öffneten, war aus des Präsidenten Gesicht das ständige Lächeln weggewischt, des Außenministers Brille war beschlagen, und der Sekretär kaute an der Unterlippe. Wie Mortonson bewegten sie sich wie aufgezogene Puppen.
    »Nicht ein Wort darf davon bekanntwerden«, hatte Präsident Garrison gesagt. »Dr. Mortonson, Sie können sich nicht irren?«
    »Ich ja – aber nicht der Computer. Was soll geschehen?«
    »Wir werden einige Herren des Katastrophenrates zusammenrufen«, hatte der Außenminister gesagt. »Außerdem werden wir in Moskau anfragen. Mein Gott, wenn das stimmt, Henry.«
    »Es stimmt!« Mortonson wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. »Am 5. Januar wird die Erde zerplatzen – – –«
    Es war nur ein Einfall, daß Herp Masters Prof. Mortonson auf der großen Innentreppe des Weißen Hauses anhielt und ansprach. Herp kam von einer routinemäßigen Pressekonferenz. Warum sich Herp gerade jetzt den zufällig im Treppenhaus anwesenden Mortonson schnappte, konnte er später nicht mehr erklären. Die Regie des Schicksals war vollkommen.
    »Sind Sie nicht Mortonson, der Sterngucker?« sagte Herp in seiner verdammt schnoddrigen Art. »Mann, Professor, laufen Sie nicht weg. So eilig haben's Ihre Sterne nicht. Nur eine Frage: Ist es eines Tages möglich, alle notwendige Energie für die Welt aus dem Weltraum zu holen? Sonnenenergie oder andere elektrische Spannungsfelder, die wir uns nutzbar machen können? Kann so etwas eintreten, theoretisch?«
    Mortonson zuckte zusammen, als habe man ihn geohrfeigt, und starrte den Reporter aus leeren Augen an.
    »Möglich ist alles«, sagte er dumpf. »In hundert Jahren oder später. Mein Gott … in hundert Jahren …«
    »Früher nicht?«
    »Nein!« Mortonson schüttelte Herps Hand, die auf seinem Unterarm lag, ab. »Vielleicht nie! Sicherlich nie – – –«
    Er wandte sich ab und rannte die Treppe hinunter, als verfolge man ihn wegen Präsidentenmordes. Herp Masters blickte ihm nach und wollte
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