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Ein Koffer voller Tiere

Ein Koffer voller Tiere

Titel: Ein Koffer voller Tiere
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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Schlangensäcke. Ich ging zum Fon, zu dem auch seine Räte aus allen Himmelsrichtungen zurückkehrten. Wenn man in irgendeinem Teil der Welt auf eine Schar Würdenträger eine Schlange gehetzt und sie damit in die Flucht getrieben hätte, müßte man sich auf endlose Beschuldigungen, auf schlechte Laune, gekränkte Würde und andere unerfreuliche Reaktionen der menschlichen Eitelkeit gefaßt machen. Nicht so in Afrika. Der Fon saß strahlend auf seinem Stuhl; die Räte schwatzten und lachten. Sie machten sich lustig über die Gefahr, die vorüber war, zogen sich gegenseitig auf, weil sie so schnell gerannt waren, und genossen im ganzen ausgiebig die komische Seite der Situation.
    »Hast du sie festgehalten?« fragte der Fon und goß mir großzügig eine riesige Menge von meinem Whisky ein.
    »Ja, wir haben sie«, dankbar nahm ich den Whisky. Der Fon beugte sich vor und grinste mich verschlagen an.
    »Hast du gesehen, wie sie alle gerannt sind?« fragte er.
    »Ja, sie rannten wie verrückt«, stimmte ich zu.
    »Sie hatten Angst«, erklärte der Fon.
    »Ja, das war eine böse Schlange.«
    »Das ist wahr. All diese klein-kleinen Leute fürchten Schlangen zu sehr«, bestätigte der Fon. »Ich fürchte diese Schlange nicht. Alle meine Leute rennen... sie haben Angst... aber ich renne nicht.«
    »Ja, mein Freund, das stimmt, du rennst nicht.«
    »Ich hatte keine Angst«, wiederholte er, für den Fall, daß ich nicht verstanden hätte.
    »Das stimmt, aber diese Schlange hatte Angst vor dir.«
    »Sie hat Angst vor mir?« fragte der Fon überrascht.
    » Ja, diese Schlange konnte dich nicht beißen... es ist eine böse Schlange, aber sie beißt nicht den Fon von Bafut.«
    Der Fon lachte schallend über diese dreiste Schmeichelei. Dann, als er daran dachte, wie seine Räte gelaufen waren, lachte er noch mehr. Die Räte lachten mit. Schließlich brachen sie auf wie betrunken vor Vergnügen. Lange, nachdem sie verschwunden waren, hörten wir noch ihr ausgelassenes Gelächter und Geschwätz.

DURCH BOTEN

    Mein guter Freund,
    Euch allen einen guten Morgen. Ich habe Deine Nachricht erhalten, aber leider ist meine Krankheit noch nicht besser als gestern. Ich war traurig, daß ich wegen meiner Krankheit nicht kommen konnte, um mit Dir zu trinken.
    Für die Flasche Whisky und die Medizin, die Du mir geschickt hast, danke ich Dir. Ich habe gestern abend und auch heute morgen von der Medizin genommen, aber noch keine Besserung. Was mich am meisten stört, ist der Husten. Wenn du eine Medizin gegen Husten hast, bitte, schicke sie mir durch den Überbringer dieser Zeilen. Ich glaube fast, auch der Whisky wird helfen, doch habe ich noch nicht viel davon getrunken. Bitte, kannst Du mir etwas Gin schicken?
    Ich liege auf dem Bett.
    Der Deinige, guter Freund
    Fon von Bafut

FLEISCH MIT MENSCHENHAND

    Von allen Tieren, die ich auf meinen Expeditionen fing, zogen mich immer die Affen am meisten an. Sie sind köstlich kindlich, haben eine rasche Auffassungsgabe, einen herrlich unkomplizierten Charakter und eine unbekümmerte, heitere Haltung ihrem Dasein gegenüber. Dazu kommt ein geradezu rührendes Vertrauen zu den Menschen, wenn sie uns erst einmal als Pflegeeltern anerkannt haben.
    Für die Einwohner Kameruns sind die Affen eines der wichtigsten Nahrungsmittel. Da Abschuß und Jagdzeit nicht gesetzlich geregelt sind, werden viele Affenmütter mit ihren Jungen abgeschlachtet. Die Mutter fällt getroffen vom Baum, während sich die Kleinen noch fest an sie klammern. In den meisten Fällen sind die Jungen unverletzt. Gewöhnlich werden Mutter und Junges getötet und gegessen; manchmal aber nimmt der Jäger das Junge mit in sein Dorf, um es zu schlachten, wenn es herangewachsen ist. Kommt jedoch ein Tierfänger in die Nähe, landen alle Waisenkinder bei ihm, da er fast immer über den üblichen Preis hinaus zahlt. So ist es nicht verwunderlich, daß man nach einigen Monaten Aufenthalt in Kamerun Affenpflegekinder aller Arten und jeden Alters hat.
    Am Ende unserer Zeit in Bafut besaßen wir siebzehn Affen, zu denen ich in diesem Fall Menschenaffen und die primitiveren Mitglieder des Stammes, wie Pottos und Buschbabies, nicht rechne. Unsere Affen bereiteten uns immer wieder Vergnügen. Am schönsten gefärbt waren ohne Zweifel die Patas, schlanke Tiere, etwa so groß wie ein Terrier, mit glänzendem ingwerrotem Fell, rußschwarzen Gesichtern und einem weißen Chemisette. Die Patas leben meistens im Grasland, seltener im Wald, laufen wie Hunde in
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