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Ein koestliches Spiel

Titel: Ein koestliches Spiel
Autoren: Anne Gracie
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tanzen.“
    Wieder verzog Prudence ihr Gesicht.
    „Wenigstens haben wir alle Tanzunterricht gehabt...“, begann Charity.
    „Pah! Was sind schon Tanzstunden! Als Nächstes willst du wohl behaupten, Monsieur Lefarge sei ein gut aussehender junger Mann! “, erklärte Hope empört.
    Alle Schwestern kicherten bei dem Gedanken an den affektierten Franzosen mittleren Alters, den Großonkel Oswald beauftragt hatte, den Merridew-Mädchen die Tanzschritte beizubringen. Aber Hope hatte nicht vor, sich vom Thema abbringen zu lassen. „In zwei oder drei Wochen wird Großvaters Knöchel wieder weit genug geheilt sein, dass er das Bett verlassen kann, und was denkst du, wie lange er brauchen wird, um herauszufinden, dass wir nicht mehr auf Dereham Court sind? Eine von uns muss vorher einen Ehemann finden, Prue, und bislang hat nur eine einen Mann getroffen - einen infrage kommenden Ehekandidaten und das bist du! Und wie ist dir damit gedient?“
    „Du hast gesagt, es könne nicht schiefgehen“, warf Grace ein, „aber das ist es doch.“ Sie seufzte betrübt. „Ich habe es ja gesagt. Das tut es immer.“
    Schweigen legte sich über den kleinen Salon, der den jungen Damen während ihres Besuches in London zur Verfügung gestellt worden war. Prue sank in ihrem Stuhl zusammen. Es war schiefgegangen - und es war alles ihre Schuld.
    Großonkel Oswald hatte jede von Prudences hoffnungsvollen Erwartungen erfüllt und sogar noch übertroffen. Er war großzügig und freundlich - kurz, ein Onkel, wie man ihn sich nur wünschen konnte. Weit davon entfernt, davor zurückzuschrecken, fünf junge weibliche Wesen bei sich aufzunehmen, die ihm ohne jegliche Vorwarnung aufgedrängt worden waren, hatte der ältliche Witwer seine Großnichten in seinem weitläufigen, eleganten Londoner Stadthaus mit allen Anzeichen von Freude willkommen geheißen.
    In mancher Beziehung überstieg er selbst ihre kühnsten Träume. Als ein Mann, dem selbst die unwissendste Landpomeranze sofort ansehen konnte, dass er modisch auf dem neusten Stand war, auch wenn er schon älter war, hatte er nur einen kurzen, entsetzten Blick auf ihre selbst genähten Kleider aus grauem, grobem Stoff geworfen und verkündet, sie müssten unverzüglich eine komplett neue Garderobe erhalten.
    „Denn während ich absolut nichts in der Welt dagegen einzuwenden habe, euch bei mir aufzunehmen und herumzuzeigen, kann und will ich nicht dulden, dass meine Großnichten - und was für hübsche Geschöpfe ihr alle seid! - in so abscheulicher Kleidung herumspazieren!“ Er hatte den Kopf geschüttelt. „Gleich morgen früh werde ich euch zu Modistinnen, Hutmacherinnen, Handschuhmacherinnen und so weiter bringen.“
    Die Mädchen waren wie vom Donner gerührt; sie kannten nur Großvaters knauserige Art, mit Geld umzugehen.
    Großonkel Oswald musterte jede seiner erstaunten Nichten mit erfahrenem Auge. „Solche Farben und der makellose Teint, den ihr alle habt, diese Haltung - Charity, meine Liebe, du bist ein echter Diamant, einfach himmlisch. Diese goldenen Locken, diese Augen. Und die Zwillinge - ihr seid ein wahrhaft göttliches Paar. Ich denke, ich werde noch lernen, euch auseinanderzuhalten, aber das ist eigentlich nebensächlich, so atemberaubend, wie ihr ausseht! Und erst die kleine Grace, sie schickt sich an, ihre Schwestern noch zu übertreffen, das kann man jetzt schon sehen.
    Ach, es wird eine ungetrübte Freude sein, euch alle so gekleidet zu sehen, wie es eure Schönheit verlangt.“
    Er rieb sich zufrieden die Hände. „Es wird nicht schwer sein, Ehemänner für euch zu finden - ich denke, es ist nicht zu hoch gegriffen, herzogliches Interesse zu erwarten ... ja, ein Duke soll es mindestens sein, bei eurem Aussehen!“ Er strahlte sie der Reihe nach an. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass jemals vier so reizende junge Dinger zur selben Zeit nach London gekommen wären. Und alle auch noch aus derselben Familie - meiner Familie!“ Begeistert klatschte er in die Hände. „Es wird eine Sensation sein! Die gute Gesellschaft wird gar nicht wissen, wie ihr geschieht!“
    Und dann fiel sein Blick auf Prudence, und sein Lächeln verblasste langsam. Er presste die Lippen zusammen und runzelte die Stirn, während er sie sinnend betrachtete. Und je länger er sie mit besorgter Miene anschaute, desto deutlicher wurde es Prudence bewusst: Im Vergleich mit ihren Schwestern schnitt sie schlecht ab.
    Ihr Haar mochte dieselbe Farbe wie Graces haben, aber es hatte die unglückselige
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