Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein königlicher Verführer

Ein königlicher Verführer

Titel: Ein königlicher Verführer
Autoren: Michelle Celmer
Vom Netzwerk:
auch nur wie beim Poker einen Bluff und wollte erreichen, dass er sie liebte.
    Wenn sie ihn wirklich liebte, versuchte er sich einzureden, dann würde sie zurückkommen. Bei diesem Gedanken fühlte er sich schon besser. In ein paar Tagen oder einer Woche würde sie kleinlaut zurückkehren. Aber alles, was er am Ende der Woche bekam, war ein dicker Umschlag von ihrem Anwalt mit den Scheidungspapieren. Außerdem enthielt er ein sehr förmliches Schreiben, in dem Melissa ihn aufforderte, ihr endlich ihre Sachen umgehend nach Morgan Isle zu schicken.
    Das ließ nicht unbedingt darauf schließen, dass sie plante, zu ihm zurückzukehren. Chris warf die Unterlagen in den Papierkorb.
    Der Schmerz in seiner Brust hatte sich im Laufe der Woche zu einem ständigen Begleiter entwickelt. Es fühlte sich an, als hätte ihm jemand einen glühenden Dolch dort hineingerammt. Nicht mehr lange, und er würde nur noch eine Hülle ohne Seele sein, wenn das so weiterging.
    Ohne Seele. Melissa hatte sie mit sich genommen.
    Als ein paar ihrer Angestellten auf die Insel kamen, um Melissas Habseligkeiten persönlich abzuholen, verweigerte er ihnen den Zutritt zum Palast.
    „Anscheinend liebst du sie“, meinte Aaron. „Warum holst du sie dann nicht zurück?“
    „Sie kommt von allein zurück“, beharrte Chris.
    Aaron warf seinem Bruder einen Blick zu, der verriet, dass alle Hoffnung verloren war. Alle hatten ihn in der letzten Zeit so angesehen. Alle, außer seiner Mutter, die sich geweigert hatte, auch nur mit ihm zu sprechen, seitdem er ihr alles gestanden hatte. Die Königin hatte ihm keine Wahl gelassen, sie hatte die Wahrheit wissen wollen – und wenn sie etwas wollte, dann akzeptierte sie kein Nein.
    Ihre Reaktion war die gleiche gewesen wie die seiner Geschwister. „Sie hat nicht gewusst, dass es ein Arrangement war?“, hatte sie entsetzt gefragt. Er erzählte ihr die ganze Geschichte, und danach hatte sie ihn angesehen, als hätte sie ihn am liebsten geohrfeigt. „Das arme Mädchen. Das hätte ich nie von dir gedacht.“
    Als er versuchte, sich zu entschuldigen, schnitt sie ihm das Wort ab. „Ich will meine Schwiegertochter wiederhaben.“
    Noch nie zuvor hatte seine Mutter ihn so enttäuscht angesehen, und das schmerzte ihn mehr, als jede andere Strafe, die er sich vorstellen konnte.
    Am Ende der zweiten Woche war er immer noch nicht zu Melissa geflogen und weigerte sich weiterhin, ihre Sachen zurückzugeben, denn sie waren so etwas wie ein Pfand für ihn. Das war der Zeitpunkt, an dem auch seine Geschwister aufhörten, mit ihm zu reden.
    „Was zum Teufel ist bloß los mit dir?“, war das Letzte, was Anne zu ihm sagte. Und Louisa, die neben ihr stand, meinte kopfschüttelnd: „Ich bin so enttäuscht von dir.“ Aus ihrem Mund war das wie ein Schlag ins Gesicht.
    Als er sich am Morgen darauf im begehbaren Wandschrank für den Tag anzog, hörte er, wie die Schlafzimmertür geöffnet wurde, und er ging nachsehen. Als ihm klar wurde, wer den Raum gerade betreten hatte und jetzt mit dem Rücken zu ihm stand, glaubte er, eine Halluzination vor sich zu haben. „Melissa?“, fragte er ungläubig.
    Sie schnellte herum, das Erinnerungsfoto an ihre Eltern fest umklammert. Offensichtlich war sie genauso überrascht wie er. „Was machst du denn hier?“
    Was war das für eine Frage? „Hm, ich wohne hier.“
    „Du solltest gar nicht hier sein“, herrschte sie ihn mit ihrem Südstaatenakzent an. In den vergangenen Monaten hatte er ihn nicht mehr bei ihr gehört, und erst jetzt fiel Chris auf, wie sehr er ihm gefehlt hatte. Wie sehr sie ihm gefehlt hatte. Gut zu hören, dass sie wieder wie ihr altes Selbst klang. Wie die Melissa, die lustig und beherzt war und sich nicht davor scheute, zu sagen, was ihr gerade durch den Kopf ging. Ihn schmerzte es auf einmal umso mehr, als ihm klar wurde, dass sie beinah ihren Lebensmut durch seine Schuld verloren hatte – weil er sie so tief verletzt hatte.
    Es war Ironie des Schicksals, dass er jetzt derjenige war, der sich isoliert, einsam und wie ein kompletter Versager vorkam. Endlich, als er schon gedacht hatte, dass er niemals Klarheit gewinnen und einen Sinn sehen würde, rastete endlich etwas in seinem Kopf oder in seinem Herzen in die richtige Stelle ein. Er war nicht sicher, was mit ihm geschah. In der einen Minute war er vollkommen verwirrt und durcheinander, und wusste nicht, was er tun sollte. Wie er das Durcheinander wieder in Ordnung bringen konnte, was er angerichtet hatte. Im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher