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Ein königlicher Verführer

Ein königlicher Verführer

Titel: Ein königlicher Verführer
Autoren: Michelle Celmer
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mit ihr geredet?“, hakte Chris nach. „Und ich meine jetzt nicht eure verletzenden oder sarkastischen Bemerkungen.“
    „Das ist ihre Schuld“, sagte Anne. „Sie spricht ja auch nicht mit uns.“
    „Und kann man ihr das vorwerfen? Alles, was sie von euch zurückbekommt, sind schnippische Bemerkungen und böse Blicke. Ist einem von euch schon mal in den Sinn gekommen, dass sie Angst davor hat, zurückgewiesen zu werden? Dass sie sich mit ihrer abwehrenden Haltung nur schützen will?“
    Warum hatte er noch nie daran gedacht?
    „Warum sollte sie Angst vor uns haben?“, wunderte sich Anne. „Sie hat ja alles, was sie will.“
    „Und das wäre?“, fragte Chris.
    Anne sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren. „Sie wird Königin.“
    „Bist du sicher, dass es das ist, was sie will?“
    „Warum ist sie sonst hier?“, fragte Aaron.
    Guter Einwand. Das hatte Chris sich auch schon gefragt.
    „In der Nacht, in der Vater operiert wurde, ist etwas passiert“, erzählte er seinen Geschwistern. „Und darüber habe ich schon sehr viel nachgedacht. Melissa und ich haben auf Neuigkeiten gewartet, und ich habe ihr erzählt, was passieren würde, wenn er es nicht schafft. Ihr wisst schon, die ganzen Prozeduren vor der Krönungszeremonie. Und davon, was ihre Pflichten als Königin sein würden. Ich weiß nicht, was für eine Reaktion ich erwartet habe.“
    „Und wie hat sie reagiert?“, fragte Aaron.
    „Sie war furchtbar erschrocken und wurde so blass, dass ich Angst hatte, sie fällt in Ohnmacht. Ich könnte schwören, dass sie erleichterter war als wir, weil Vater die Operation gut überstanden hat. Immer, wenn ich erwähnte, dass sie Königin werden würde, hat sie das Thema gewechselt oder mir gesagt, dass Vater wieder gesund wird. Und uns vermutlich alle überlebt.“
    Seine Geschwister sahen sich fragend an. „Was willst du uns damit sagen?“, hakte Aaron nach.
    Etwas, was er schon seit langer Zeit leugnete. Etwas, das er nicht bereit gewesen war zu akzeptieren. „Ich glaube, sie will gar nicht Königin werden.“
    „Warum hat sie dich dann geheiratet?“, fragte Anne.
    „Vermutlich, weil sie mich … liebt“, antwortete Chris.
    Verblüfftes Schweigen breitete sich aus.
    Melissa hatte ihm zwar nie wieder ihre Liebe gestanden, aber das wunderte ihn nicht, wenn er daran dachte, wie er sie beim ersten Mal hatte abblitzen lassen. Gesagt hatte sie nichts weiter, aber sie hatte es ihm immer wieder gezeigt. Sie hatte alles versucht, eine gute Ehefrau zu sein, aber er hatte ihr nicht das gegeben, was sie wirklich brauchte. Vielleicht lag es daran, dass er wirklich keine Ahnung hatte, ob er überhaupt dazu imstande war.
    „Meinst du wirklich?“, erkundigte sich Anne. „Oder willst du uns nur ein schlechtes Gewissen machen, weil wir nicht nett zu ihr waren?“
    „Sie hat es mir in unserer Hochzeitsnacht gesagt.“
    „Und was hast du gemacht?“, wollte Aaron wissen.
    „Ich habe ihr vorgeworfen, dass sie mich beeinflussen will.“
    Anne zuckte zusammen. „Das war gemein von dir.“
    Er warf ihr einen bösen Blick zu. „Danke sehr. Das habe ich bereits selbst herausgefunden.“
    „Ich fühle mich so schlecht“, schluchzte Louisa mit Tränen in den Augen. „Wir sind so gemein zu ihr gewesen.“
    „Wenn dein genialer Bruder uns etwas früher davon erzählt hätte“, meinte Anne zu ihr, „wären wir gar nicht erst gemein zu ihr gewesen.“
    „Wollt ihr euch noch ein bisschen schlechter fühlen? Sie behauptet, dass sie nicht gewusst hat, warum sie hierher eingeladen wurde.“
    „Wie? Willst du sagen, sie hat gedacht, dass du sie heiraten willst, weil du unsterblich in sie verliebt bist?“ Aaron war er
    staunt.
    Chris zuckte mit den Schultern. „Das glaube ich, ja.“
    Louisa schlug sich entsetzt eine Hand vor den Mund und sah aus, als könnte ihr jeden Moment schlecht werden.
    „Und warum hast du nichts gesagt?“, fragte Anne.
    „Weil ich ihr nicht geglaubt habe. Weil ich ihr nicht glauben wollte .“
    „Typisch Mann“, spottete Anne.
    „Ich hab’s vermasselt“, gab Chris zu. „Von nun an muss sich einiges ändern.“
    „Klar“, gab Aaron ihm recht, und die Schwestern nickten zustimmend.
    Chris fühlte sich plötzlich erleichtert, weil er die Wahrheit zugegeben hatte. Nicht zuletzt seiner Familie, sondern sich selbst gegenüber war er endlich ehrlich gewesen.
    „Wir fliegen morgen nach Morgan Isle zu der Eröffnungsfeier eines Hotels und kommen übermorgen Nachmittag zurück.
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