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Ein königlicher Verführer

Ein königlicher Verführer

Titel: Ein königlicher Verführer
Autoren: Michelle Celmer
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dass die Gefühle, die sie für ihn hegte, und der unbändige Wunsch, ihm nahe zu sein, nur Liebe sein konnte. Endlich war Melissa bereit, sich ihm zu offenbaren.
    „Ich liebe dich, Chris“, gestand sie, während sie ihm mit der Wange über die warme Brust strich und darauf wartete, dass er ihr Geständnis erwiderte.
    Doch er sagte kein Wort. War er vielleicht eingeschlafen nach diesem langen und anstrengenden Tag? Als Melissa aufsah, bemerkte sie, dass er auf einen Punkt an der Decke starrte. Vielleicht hatte er sie ja einfach nicht gehört. Sie stützte sich auf die Ellbogen. „Ich liebe dich, Chris“, wiederholte sie laut und deutlich.
    „Ich habe dich schon beim ersten Mal verstanden“, erwiderte er, und sein Tonfall war so kalt, dass sie zu zittern begann.
    Das ist nicht so schlimm, wie es aussieht, versuchte sie sich zu beruhigen. Nur ein Missverständnis. „Und hast du mir nichts zu sagen?“
    „Ja, und zwar, dass ich enttäuscht bin.“
    Enttäuscht?
    „Ich finde, du solltest nicht versuchen, mich zu beeinflussen“, fuhr er fort.
    Beeinflussen? Melissa setzte sich auf und hielt die Decke vor ihrer Brust fest umklammert. „Vielleicht macht man es hier auf Thomas Isle anders, aber da, wo ich herkomme, ist es nichts Ungewöhnliches, wenn eine Frau ihrem Mann sagt, dass sie ihn liebt.“
    Chris setzte sich neben ihr auf. „Es gibt keinen Grund, uns wegen der Art unserer Ehe etwas vorzumachen.“
    Vor Angst und Verwirrung wurde ihr plötzlich speiübel. „Was für eine Art Ehe haben wir denn?“
    „Eine geschäftliche. Es ist ein Pakt zwischen zwei Ländern, und Liebe hat nie zu den Bedingungen gehört.“
    Melissa verspürte einen Stich im Herzen. In diesem Moment wurde ihr alles klar, und die Vorstellung von dem perfekten Leben, das sie sich für sich und Chris vorgestellt hatte, zerbrach in tausend Stücke. Alles ergab plötzlich einen Sinn: der überschwängliche Empfang und die betonte Gastfreundschaft. Das ganze Gerede darüber, dass sich ihre Länder vereinten und wie gut es war, dass sie den Prinzen heiratete.
    Von vornherein war es eine abgekartete Sache gewesen.
    Als man darüber gesprochen hatte, dass ihre Länder ihre Handelsbeziehungen verbessern wollten, hatte sie nicht gewusst, dass sie die Ware war, an die man dachte. Sie war nicht zu einem diplomatischen Besuch eingeladen worden, sondern einzig und allein, um vom Prinzen begutachtet zu werden. Ihre Familie in Morgan Isle musste es gewusst haben. Sie fragte sich, ob Phillip und Chris die Angelegenheit am Telefon besprochen und über Melissas Leichtgläubigkeit gelacht hatten.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie geglaubt, dass ein Mann wirklich sie begehrte, aber wie so oft war es nur um ihr Geld und ihren Einfluss gegangen. Wie hatte sie nur so dumm sein können und die Wahrheit nicht erkannt? Was stimmte nicht mit ihr, dass man sie nicht um ihrer selbst willen lieben konnte?
    Sie fühlte sich aufs Äußerste verletzt und gedemütigt, und am liebsten wäre sie davongelaufen, aber sie wusste nicht, wohin sie gehen sollte. Ihren Besitz in New Orleans ließ sie gerade versteigern, und es war nur offensichtlich, dass sie auf Morgan Isle nicht erwünscht war. Und selbst, wenn sie irgendwohin fliehen konnte, würde das den Frieden zwischen ihren beiden Ländern gefährden und möglicherweise zu einem internationalen Zwischenfall führen. An die Auswirkung, die diese Nachricht auf die Gesundheit des Königs haben konnte, wollte sie gar nicht erst denken.
    Musste sie nicht die Verantwortung für alles übernehmen? Schließlich hatten sie ihre Dummheit und Naivität in diese furchtbare Situation gebracht. Sie war so verzweifelt auf der Suche nach Liebe gewesen, dass sie sich etwas eingebildet hatte, das nicht existierte. Und jetzt bekam sie, was sie verdiente.
    Chris knipste die Lampe neben dem Bett an, und ihr heller Schein blendete Melissa im ersten Moment. Es wurde Zeit, dass sie der Dunkelheit entkam. Als sie seinen ungläubigen Gesichtsausdruck sah, wünschte sie, er hätte das Licht nicht angemacht.
    „Willst du mir etwa weismachen, dass du keine Ahnung hattest?“, fragte er.
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich schätze, nein.“
    Das Mitleid in seinen Augen konnte sie kaum ertragen. „Melissa …“, setzte er an.
    Abwehrend hob sie die Hand. Sein Mitgefühl wollte sie als Allerletztes, sie kam sich ohnehin schon erniedrigt vor. „Bitte, sag jetzt nichts.“
    „Wir sollten jetzt besser schlafen“, lenkte Chris ein.
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