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Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ein Knödel zu viel: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Arnold Küsters
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diese Informationen von Ihnen bekommen haben, werden wir die Fotos zusammen mit den Dateien vernichten.«
    Die Schärfe kam zurück. »Wenn nicht, werden wir das Fotomaterial um aufregende Telefonmitschnitte und nette kleine Filme erweitern. Sie werden Ihre Freude haben. Das verspreche ich Ihnen.«
    Er ließ den Hörer sinken. Wenn er es geschickt anstellte, hatte er noch eine Chance. Vielleicht. Ohne noch einmal das Telefon ans Ohr zu nehmen, trennte er die Verbindung. Vielleicht gab es doch noch einen Ausweg. Eine winzige Chance.

VIII.
    Robert Mayr saß in seinem Zimmer auf dem schmalen Bett und zog sich Socken an. Im Frühstücksfernsehen von ARD und ZDF lief ein Interview mit Oliver Kahn. In der Tat, er hatte in den vergangenen Monaten ordentlich zugelegt, dachte er und schüttelte gleichzeitig den Kopf. Gab’s denn wirklich keine anderen Probleme? Er stand auf und trat vor den Spiegel.
    Fast hätte er über die gleichmäßigen Schergeräusche seines Rasierapparates das Klingeln des Mobiltelefons nicht gehört. Ungehalten legte er den Rasierapparat auf die Ablage unter dem Spiegel. Ihn beim Rasieren zu stören war so etwas wie eine Todsünde. Rasieren war für ihn Meditation pur. Darüber gingen nur noch die ganz speziellen Käseabende und -nächte mit Martina. Er seufzte bei dem Gedanken an den kräftigen Geschmack der jeweils von ihr mit viel Liebe ausgesuchten und mit noch mehr Liebe präsentierten Bergkäsesorten.
    »Mayr! – Wer? Ach so, Dr.   Schüssler. Entschuldigung, ich habe Sie nicht gleich erkannt. Ich hab mich gerade rasiert, außerdem ist der Fernseher so laut. Grüß Gott, Herr Doktor.«
    Der Rechtsmediziner klang wie immer geradezu klinisch steril. Das brachte wohl sein Beruf mit sich, dachte Mayr nicht zum ersten Mal.
    Dr.   Heribert Schüssler war ein echter Gemütsmensch. Es gab wohl kaum noch etwas, das ihn wirklich bewegen, geschweige denn schockieren könnte. Nur einmal hatte Robert Mayr erlebt, dass der Mediziner aus sich herausging. Das war bei einer gemeinsamen Tagung im Landeskriminalamt gewesen. Damals hatte er abends an der Bar mit seinem Kollegen Schorsch schier endlos über Fußball diskutiert. Dr.   Heribert Schüssler war ebenfalls leidenschaftlicher Fußballfan. Von Kindesbeinen an war er Anhänger von Borussia Mönchengladbach. In den ersten Tütchen mit Fußballbildern, die er von seiner Oma geschenkt bekommen hatte, hätten Fotos von Spielern der »Fohlenelf« gesteckt. Das habe ihn »wie ein frisch geschlüpftes Küken« geprägt, hatte er so vehement wie bierselig verkündet. Und dass neben Lex Barker und Pierre Brice vor allem Hacki Wimmer, Herbert Laumen und Manfred Orzessek die wahren Helden seiner Kindheit und Jugend gewesen waren. Köln ging gar nicht, Bayern vielleicht. Nee, auch nicht wirklich. Jedenfalls hatte der Abend in einem gepflegten Besäufnis geendet.
    »Haben Sie Ihre Untersuchungen abgeschlossen?« Robert Mayr schaltete den Fernseher stumm.
    Der Rechtsmediziner schloss einen Selbstmord mit Sicherheit aus. Allerdings sei der Makler schon tot gewesen, als das Feuer ausbrach.
    »Er hat am Balken gehangen. Sonst wäre er vor den Flammen geflüchtet.« Robert Mayr angelte mit einer Hand nach seinem Hemd, das auf den Schuhen vor dem Bett lag. Was faselte Schüssler da? Auf dem Bildschirm sah die lautlose Moderatorin Mayr mit ernster Miene an.
    »Er war schon tot, als man ihn aufgehängt hat.« Dr.   Heribert Schüssler klang etwas ungehalten. Was machte der Ermittler bloß die ganze Zeit? Frühgymnastik?
    »Todesursache?« Das Hemd wollte nicht über seine Arme. Büschgens wurde ihm immer mehr zum Rätsel. Er würde es schon noch knacken, wenn nur jetzt wenigstens mal das Oberhemd mitspielte. Mayr ächzte ungeduldig.
    Der Rechtsmediziner ging von Tod durch Vergiftung aus. Er hatte im Magen des Toten vor allem einen Brei aus Kartoffeln, Eiern, Mehl und Fett gefunden. Dazu relativ viel Salz. Und Spuren von Solanin.
    »Solanin?« Der Kriminalhauptkommissar war zufrieden. Das Hemd saß endlich an seinem Platz. »Kenne ich nicht.«
    Was folgte, war ein ausführlicher Exkurs in Chemie und Biologie. Die Moderatorin steckte mittlerweile in einem scherzhaften, aber lautlosen Dialog mit ihrem Kollegen. Jedenfalls lachten beide.
    Solanin, lernte Mayr zu früher Stunde, noch in Strümpfen, Hemd und Unterhose, ist ein Alkaloid und wasserlöslich. Als Giftstoff sitzt Solanin unter der Schale von zum Beispiel Tomaten, Paprika, Auberginen und eben Kartoffeln. Besonders
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