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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom
Autoren: Felix Dahn
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lasten auf ihm – denn er und ihr und euer
     Geschlecht, ihr könnt die Jahre nicht mehr tragen wie ich und meine Spielgenossen –: er liegt krank, rätselhaft krank an Seele
     und Leib in seinem goldnen Saal dort unten in der Rabenstadt. Die Ärzte sagen, wie stark sein Arm noch sei, jeder Schlag des
     Herzens mag ihn töten wie der Blitz, und auf jeder sinkenden Sonne mag er hinunterfahren zu den Toten. Und wer ist dann sein
     Erbe, wer stützt dann dieses Reich? Amalaswintha, seine Tochter, und Athalarich, sein Enkel,– ein Weib und ein Kind.«
    »Die Fürstin ist weise«, sprach der dritte mit dem Helm und dem Schwert. »Ja, sie schreibt griechisch an den Kaiser und redet
     römisch mit dem frommen Cassiodor. Ich zweifle, ob sie gotisch denkt. Weh uns, wenn sie im Sturm das Steuer halten soll.«
    »Ich sehe aber nirgends Sturm, Alter«, lachte der Fackelträger und schüttelte die Locken. »Woher soll er blasen? Der Kaiser
     ist wieder versöhnt, der Bischof von Rom ist vom König selbst eingesetzt, die Frankenfürsten sind seine Neffen, die Italier
     haben es unter unsrem Schild besser als je zuvor. Ich sehe keine Gefahr, nirgends.«
    »Kaiser Justinus ist nur ein schwacher Greis«, sprach beistimmend der mit dem Schwert, »ich kenne ihn.«
    »Aber sein Neffe, bald sein Nachfolger, und jetzt schon sein rechter Arm,– – kennst du auch den? Unergründlich wie die Nacht
     und falsch wie das Meer ist Justinian – ich kenne ihn und fürchte, was er sinnt. Ich begleitete die letzte Gesandtschaft nach
     Byzanz: er kam zu unsrem Gelag: er hielt mich für berauscht – der Narr, er weiß nicht, was Hildungs Kind trinken mag! – und
     fragte mich um alles, genau um alles, was man wissen muß, um – uns zu verderben. Nun, von mir hat er den rechten Bescheid
     gekriegt! Aber ich weiß es so gewiß wie meinen Namen: dieser Mann will dies Land, dies Italien wiederhaben, und nicht die
     Fußspur eines Goten wird er darin übriglassen.«
    »Wenn er kann«, brummte des Blonden Bruder dazwischen.
    »Recht, Freund Hildebad, wenn er kann. Und er kann viel. Byzanz kann viel.«
    Jener zuckte die Achseln.
    »Weißt du’s, wieviel?« fragte der Alte zornig. »Zwölf Jahre lang hat unser großer König mit Byzanz gerungen und hat nicht
     obgesiegt. Aber damals warst du noch nicht geboren«, fügte er ruhig hinzu.
    »Wohl!« kam jenem der Bruder zu Hilfe. »Aber damals standen die Goten allein im fremden Land. Jetzt haben wir eine ganze zweite
     Hälfte gewonnen: wir haben eine Heimat, Italien, wir haben Waffenbrüder, die Italier.«
    »Italien unsre Heimat!« rief der Alte bitter, »ja, das ist der Wahn. Und die Welschen unsre Helfer gegen Byzanz! Du junger
     Tor!«
    »Das sind unsres Königs eigne Worte«, entgegnete der Gescholtene.
    »Ja, ja, ich kenne sie wohl, die Wahnreden, die uns alle verderben werden. Fremd sind wir hier, fremd, heute wie vor vierzig
     Jahren, da wir von diesen Bergen niederstiegen, und fremd werden wir sein in diesem Lande noch nach tausend Jahren. Wir sind
     hier ewig die Barbaren!«
    »Jawohl, aber warum bleiben wir Barbaren? Wessen Schuld ist das als die unsre? Weshalb lernen wir nicht von ihnen?«
    »Schweig still«, schrie der Alte, zuckend vor Grimm, »schweig, Totila, mit solchen Gedanken: sie sind der Fluch meines Hauses
     geworden.« Sich mühsam beruhigend fuhr er fort: »Unsre Todfeinde sind die Welschen, nicht unsre Brüder. Weh, wenn wir ihnen
     trauen! O daß der König nach meinem Rat getan und nach seinem Sieg alles erschlagen hätte, was Schwert und Schild führen konnte,
     vom lallenden Knäblein bis zum lallenden Greis! Sie werden uns ewig hassen. Und sie haben recht. Wir aber, wir sind die Toren,
     sie zu bewundern.«
    Eine Pause trat ein: ernst geworden fragte der Jüngling: »Und du hältst keine Freundschaft für möglich zwischen uns und ihnen?«
    »Kein Friede zwischen den Söhnen des Gaut und dem Südvolk! Ein Mann tritt in die Goldhöhle des Drachen: er drückt das Haupt
     des Drachen nieder mit eherner Faust: der bittet um sein Leben: der Mann erbarmt sich seiner schillernden Schuppen und weidet
     sein Auge an den Schätzen der Höhle. Was wird der Giftwurm tun? hinterrücks, sobald er kann, wird er ihn stechen, daß der
     Verschoner stirbt.«
    »Wohlan, so laß sie kommen, die Griechlein«, schrie der riesige Hildebad, »und laß dies Natterngezücht gegen uns aufzüngeln.
     Wir wollen sie niederschlagen – so!«, und er hob die Keule und ließ sie niederfallen, daß die
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