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Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum
Autoren: Neil Young
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jetzt so zusammen.

    Mit meinem Bruder Bob und unserer Mom Rassy Young im Summit Golf & Country Club, Richmond Hill, Ontario, um 1958.
    Wir lebten in einer Kleinstadt in Ontario – Omemee, 750 Einwohner, stand auf einem Schild am Stadtrand. An diesen Ort habe ich die meisten Kindheitserinnerungen. Wir hatten ein Haus an der Hauptstraße, Highway 7, und oben in der Dachkammer stand die Schreibmaschine meines Vaters. Niemand durfte hinaufgehen. Natürlich tat ich es doch, um nachzusehen, warum. Daddy konnte jederzeit mit Tippen aufhören und mit mir reden. Er nannte mich gern Windy.
    »Was ist los, Windy?«, fragte er mich immer.
    Und dann erzählte ich ihm von den Schildkröten in meinemSandkasten oder irgend so was. Er war Schriftsteller, also saß er da oben und schrieb. Mehr wusste ich damals nicht. Er ging jeden Tag da hoch und setzte sich an seine große alte Underwood mit Farbbändern, eine echt erstaunliche Maschine, an der sein Herz hing. Meine Mutter redigierte seine Texte, rückte ihm wahrscheinlich Rechtschreibung und Grammatik zurecht.
    Jetzt sitze ich hier sechzig Jahre später und trete endlich in die Fußstapfen meines Vaters. Ich bin gut vorbereitet. Wie sich zeigt, hat er mir alles Wichtige beigebracht, auch wenn ich erst jetzt dazu komme, diese Schule zu nutzen. »Schreibe einfach jeden Tag, du wirst staunen, was dabei herauskommt«, hat er immer gesagt.
    Er war ein guter Vater. Wir haben viel Zeit zusammen verbracht. Nach der Trennung meiner Eltern redete meine Mutter eine Weile schlecht über ihn, aber ich wusste immer, er liebt mich. Er blieb in Omemee, und meine Mutter und ich zogen nach Winnipeg – ich wünschte, ich hätte ihn während meiner prägenden Jahre öfter gesehen. (Was zum Teufel ist an einem prägenden Jahr eigentlich anders als an einem normalen Jahr? Lächerlicher Ausdruck. Prägende Jahre. Den streiche ich aus meinem Vokabular.) Ich habe ihn wirklich geliebt und er mich auch. Als ich Jahre später einmal seinen klugen Rat brauchte und ihm von einem großen Problem erzählte, das ich gerade hatte, saß er einfach in seinem Sessel und starrte ins Leere. Ich merkte, er konnte mir nicht antworten. Er war da und war auch nicht da. Da merkte ich es zum ersten Mal. Demenz, Alzheimer, nennt es, wie ihr wollt. Es ist bloß ein Name. Er war nicht mehr da. Seine Augen, sein Haar und sein Gesicht sind von einem Tag auf den anderen grau geworden. Er hat mir die Frage nie beantwortet. Einmal sagte er, er könne nicht mehr schreiben. Er erinnere sich nicht mehr, woran er gerade schrieb. »Versuch’s doch mal mit Gedichten, die sind kurz«, sagte ich. Er meinte, das funktioniere nicht. Verdammt. Das war auf seiner Farm.
    Als wir das letzte Mal dort waren, unternahmen wir einen unserer langen Spaziergänge. Wenn ich ihn besuchte, egal ob auf der Farm oder anderswo, gingen wir immer zusammen in den Wald.Als er in Irland lebte, machten wir einmal einen langen Spaziergang in die Heide, kletterten über Zäune und legten eine weite Strecke zurück. Aber als wir an jenem Tag auf der Farm spazieren gingen, verlief sich mein Dad. Es war unser letzter gemeinsamer Spaziergang. Alles Gute muss vergehen. Warum nur? Als er 2005 starb, weinte ich bei seiner Beerdigung wie ein Kind. Ich war total fertig. Das Leben.

    Mit Elliot Roberts 1973 beim USA Film Festival in Dallas, Texas.

5. Kapitel

5. Kapitel
    D avid Briggs hat immer gesagt: »Das Leben ist ein Sandwich mit Scheiße drauf. Friss oder stirb.« David war mein Produzent. Er war an allen meinen guten Platten beteiligt, wie er immer sagte. Für ihn waren das die Platten, die sich irgendwie auf das künstlerische Wirken Roy Orbisons beriefen. David erinnerte mich in kritischen Zeiten immer an ihn, denn er wusste, ich bewunderte ihn, seine einzigartige Stimme und seine Songs – seinen Willen, anders zu sein. Es war für viele von uns nicht einfach, mit David zusammenzuarbeiten, aber wir mochten ihn sehr, weil er einfach der Beste war. »Groß oder gar nicht«, das war auch so ein Lieblingsspruch von ihm. Über jede einzelne Session mit David könnte ich Seiten füllen, über die Drogen, die Frauen, den Alkohol, den Rock   ’n’   Roll, den Streit und das Lachen – aber jetzt noch nicht. Das kommt bestimmt alles irgendwann von selbst, wenn ich auf diesem Streifzug durch mein Leben durch meine Erfahrungen schlendere. David war zugleich mein bester Freund; dann, nach seinem Tod, wurde es Larry Johnson, mein Filmpartner, und jetzt ist es Elliot
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