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Ein himmlischer Gärtner in Hamburg 2.Michael

Ein himmlischer Gärtner in Hamburg 2.Michael

Titel: Ein himmlischer Gärtner in Hamburg 2.Michael
Autoren: Sissi Kaipurgay , Kooky Rooster , Shutterstock Fotos
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alles.“
    Quacksalber, denke ich, doch laut sage ich: „Ich kann nicht über meinen Schatten springen.“
    Dr. Sägenmüller schweigt eine Weile, in der er mich geradewegs fixiert, bis ich den Blick senke.
    „Sie haben recht. Doch was tue ich, wenn er mich abweist?“ Ich gucke weiterhin meine Schuhspitzen an, während ich auf die Antwort warte.
    „Aufstehen und kämpfen, Herr Tube. Das, was Sie schon ihr ganzes Leben lang tun“, erwidert er sanft.
     
    Aufstehen und kämpfen. Als wenn ich das nicht längst satt hätte. Ich will endlich Geborgenheit und keine Kämpfe mehr, höchstens an der Supermarktkasse, wenn sich mal wieder jemand vordrängelt. Nachdenklich gehe ich heim.
     
    Der Sommer neigt sich dem Ende zu. Es ist jetzt zwei Monate her, dass ich Joschi das erste Mal hier auf dem Friedhof gesehen habe und das Unkraut wächst wie verrückt. Ich dagegen habe bestimmt fünf Kilo abgenommen und verfluche mich jeden Tag, dass ich mich nicht traue, zu Joschi zu gehen. Ganz unauffällig frage ich meinen Meister, wann denn die Kolonne Thallerschuss mal wieder kommen würde, da wir dem Unkraut nicht mehr Herr werden. Er sagt mir, dass es in einer Woche soweit sein wird. Eine Woche! Viel zu lange.
     
    Am Montag ist es endlich soweit. Schon als ich die Bude zusammen mit den Kollegen verlasse, um das Arbeitsgerät zu holen, höre ich die Geräuschkulisse, die diese besondere Kolonne verursacht. Lachen und vereinzelt ein wilder Schrei. Ich muss breit grinsen und der Gedanke, gleich Joschi gegenüberzustehen, verursacht mir Herzflattern.
    Nachdem ich mit den Kollegen den Weg zu unserem heutigen Arbeitsrevier aufgenommen habe, entschuldige ich mich schon bald unter dem Vorwand, etwas vergessen zu haben und haste zurück. Kaum sind die anderen außer Sichtweite, schlage ich den Weg in Richtung des Zaunes ein. Die Geräusche der Truppe werden immer lauter und nach wenigen Sekunden sehe ich sie: Die Kolonne und Joschi, etwas am Rand.
    Erst versuche ich, ihn mit Telepathie dazu zu bewegen, zu mir herüberzuschauen, doch das funktioniert nicht. Nun sehe ich mich gezwungen, näher an die Kolonne heranzugehen, dabei winke ich Joachim zu.
    „Hey Joachim, wie geht’s?“
    Er winkt zurück, nickt kurz und wendet sich dann wieder einem Mitarbeiter zu, der anscheinend heute die Arbeit verweigert. Armer Kerl. Ich meine Joachim, nicht den trotzigen Mongol oiden. Nun gehe ich direkt zu Joschi, der vor einer Rabatte hockt und so tut, als wäre ich nicht da.
    „Hallo Joschi“, sage ich leise.
    Keine Reaktion.
    „Können wir reden?“
    Nichts.
    „Bitte, Joschi, ich muss dir was sagen.“
    „Sag, was du zu sagen hast und dann verschwinde“, knurrt er, wobei er weiterhin Unkraut zupft.
    „Hier?“ Ich gucke mich um.
    „Wieso nicht?“, fragt Joschi und schaut endlich zu mir hoch.
    Ich erschrecke mich, denn er sieht mager und traurig aus. Klar, kein Wunder, ihm muss es so gehen wie mir. Oh Mann, was tun wir uns bloß an?
    „Können wir uns treffen? Ich – ich hab dir was zu sagen, was nicht für fremde Ohren bestimmt ist.“
    „Nein.“ Joschi wendet sich wieder dem Unkraut zu.
    „Ich komme heute Abend zu dir und dann…“
    „NEIN“, zischt er und springt auf, „Ich WILL dich nicht sehen und reden schon gar nicht. Klar?“
    „Alles klar bei dir, Joschi?“ Joachims Stimme erklingt direkt hinter mir.
    „Hör mal, Joachim, ich will nur mit ihm reden und…“, sage ich und drehe mich zu ihm um, doch Joschi unterbricht mich.
    „Michael hält mich von der Arbeit ab. Bitte, sag ihm, dass ich meine Ruhe will.“
    „Leute – ich bin doch kein Blitzableiter.“ Joachim verzieht genervt das Gesicht.
    Klar, er musste gerade den trotzigen Kerl da hinten zur Räson bringen, jetzt das hier. Ich fühle mich schlecht, will aber noch nicht aufgeben.
    „Bitte, Jo, sag Joschi, dass er sich mit mir treffen soll.“ Ich mach meinen Bettelblick, aber Joachim schnaubt nur genervt, packt mich am Arm und zieht mich von Joschi weg, der – das sehe ich aus dem Augenwinkel – sich gleich wieder an die Arbeit macht.
    „Pass auf, Michael…“ Joachim hat mich zu einem Busch ein paar Meter von der Gruppe entfernt bugsiert. „…lass Joschi in Ruhe. Was auch immer ihr miteinander angestellt habt, es setzt ihm zu.“ Er mustert mich kurz. „Dir übrigens auch.“
    „Ich weiß und es tut mir leid.“ Ich befreie meinen Arm ungeduldig aus Joachims Griff.
    „Klärt das unter euch. Ich habe genug zu tun“, knurrt er und schlägt mir hart auf
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