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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord
Autoren: Charlotte MacLeod
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ihre Unterhaltung gehört hast?«
    »Ich hab doch schon gesagt, die haben sich nicht unterhalten. Die haben sich angeschrien. Deswegen konnt ich’s hören. Sie waren vorne im Haus, und ich war in der Vorratskammer, weil Grandma da die Kuchenreste von der Party verstaut hatte.«
    »Willst du etwa sagen, dass deine Großmutter am Tag der Beerdigung ihrer Tante eine Party veranstaltet hat?«
    »Na ja, es war nicht grad eine Party. Sie hat Leute zum Kuchen und so eingeladen, nach der Beerdigung.«
    »Wusste sie, dass du in der Vorratskammer warst?«
    »Nein, ich glaub nicht«, gab er zu. »Als die Leute gegangen waren, ist Mama auch nach Hause gefahren, weil sie Kopfschmerzen hatte, und ich musste mit, aber da war ja noch so viel Kuchen übrig, und deswegen bin ich zurückgegangen.«
    »Du hättest das nicht tun dürfen, Bobby«, tadelte seine Mutter. »Aber er hat Recht damit, dass sie Leute eingeladen hatte. Sie hat wohl geglaubt, sie hätte was zu feiern.«
    »Gillian!«, weinte ihre Mutter. »Wie kannst du nur bei dieser … dieser schrecklichen Verleumdung mitmachen?«
    »Ach komm, lass es sein, Mutter. Als ich erfahren hatte, dass die Mounties in der Stadt waren, ist mir sofort klar gewesen, was du getan hattest. Und ich weiß auch, warum du’s getan hast. Es war meinetwegen, nicht wahr? Du weißt nicht mal, dass ich ein menschliches Wesen bin, aber du kannst nicht von mir ablassen, weil du glaubst, ich bin eine Sache, die dir gehört. Und weil ich dir gehöre, musst du mich abstauben und polieren und mich auf den Kaminsims stellen, wie den andern Schnickschnack. Du konntest nicht ertragen, wie ich mein Leben führte, weil es dir nicht tadellos genug war. Als dir dämmerte, dass ich tatsächlich nicht in die Folterkammer, die du ›mein schönes Zuhause‹ nennst, zurückkommen würde, hast du überlegt, wie du mich ins Herrenhaus verfrachten könntest. Du wusstest, ich würde einen Teil davon erben, aber die alte Tante Aggie starb dir nicht schnell genug, deshalb musstest du nachhelfen.«
    »Gillian, du fantasierst! Sehen Sie denn nicht, dass sie völlig verrückt ist?«
    »Oh nein, ich bin nicht verrückt. Es war dir egal, wie viele du ermorden musstest, nur, um mich hier in diese vergammelte Fledermaushöhle zu stecken und deinen Damen bei einer gepflegten Tasse Tee erzählen zu können, wie deine Tochter jetzt im vornehmen Herrenhaus lebt. Daddy und Tante Aggie zu ermorden hatte es noch nicht gebracht – also hast du mein Haus angezündet, damit es keinen anderen Ort mehr gab, an den ich gehen konnte.«
    »Das ist doch Unsinn, Gillian. Ich war zu Hause in meinem Bett, als diese … diese Bruchbude Feuer gefangen hat.«
    »Das stimmt. Aber während ich mich oben angezogen habe und du unten warst und mir immer wieder zugerufen hast, ich solle mich beeilen, hast du eins von diesen Räucherstäbchen angezündet, die Bobby mir zum Geburtstag geschenkt hat. Du hast es so hingelegt, dass etwas anderes Feuer fangen musste, sobald das Stäbchen weit genug runtergebrannt wäre. Dann hast du mich schnell vor die Tür gescheucht und deinen eigenen Enkel schlafend in dem Haus gelassen. Der einzige Grund, warum Bobby nicht in den Flammen starb, ist, dass das Stäbchen länger gebraucht hat, als du erwartet hattest.«
    »Warum glauben Sie, dass es ein Räucherstäbchen war, Gilly?«, fragte Rhys leise.
    »Weil ich es gerochen habe, als ich von Ben Potts wiederkam. Ich hab mir keine Gedanken drüber gemacht, weil ich an den Geruch gewöhnt war. Bobby hatte mir welche zum Geburtstag geschenkt, und wir haben jeden Abend eins angezündet, weil ich … ich wollte, dass er weiß, wie sehr mir sein Geschenk gefällt. Aber wir hatten einen Halter dafür, da haben wir es immer reingesteckt, da konnte nichts passieren. Wo hast du es hingetan, Mama? In den Korb hinter dem Sofa, in den ich immer die Zeitungen und Magazine gelegt habe?«
    Mrs.   Druffitt schwieg. Es war klar, dass Gilly völlig richtig lag. Sie begann zu schluchzen. »Ich nehm an, es wär dir egal, wenn Bobby verbrannt wäre – schließlich ist er ja nur ein Bascom!«
    »Wenn dein Vater auch nur ein bisschen Rückgrat gezeigt hätte …«
    »Dann hätte er dich in eine geschlossene Anstalt gebracht, denn er wusste genau, dass du da hingehörst«, unterbrach ihre Tochter sie, »dann würde er jetzt noch leben, und Dot Fewter auch. Warum hast du die arme Dot getötet?«
    »Das habe ich nicht! Frag die Nachbarn. Sie hätten es doch gehört, wenn ich mitten in der Nacht
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