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Ein Glas voll Mord

Ein Glas voll Mord

Titel: Ein Glas voll Mord
Autoren: Charlotte MacLeod
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ihre eigene Mutter – oder was sie für ihre Mutter hielt – einfach tot auf dem Rasen liegen lassen. Du hast sie ausgetrickst! Du hast sie unter Drogen gesetzt!«
    »Ich hab Ihnen doch schon gesagt: Sie hat Sie gar nicht gesehen«, insistierte Elmer. »Wir sind durch den Haupteingang reingegangen, sie ist unten geblieben und ich hab Bobby geholt.«
    »Stimmt das, Gilly?«
    »Ja«, sagte sie.
    »Was haben Sie gemacht, während Elmer oben war?«
    »Ich bin in die Küche gegangen und hab Kekse und Milch in eine Papiertüte gepackt und ein paar Erdnussbutter-Sandwiches gemacht, weil ich wusste, dass Bobby Hunger haben würde, wenn er aufwachte. Ich wusste ja nicht, wo wir hinfahren und ob’s da was zu essen geben würde.«
    »Haben Sie aus dem Fenster gesehen?«
    »Nein, ich hatte es viel zu eilig. Außerdem hab ich das Licht angemacht, um die Sandwiches zu machen. Wenn ich rausgeguckt hätte, hätt ich sowieso nichts gesehen.«
    »Haben Sie Elmer nicht gefragt, wohin diese spontane – äh – Exkursion gehen würde?«
    »Nein. Warum auch? Früher oder später wollten wir sowieso abhauen.«
    »Ich verstehe. Was würden Sie sagen, wie lange sind Sie hier im Haus gewesen?«
    »Nicht länger als ein, zwei Minuten, glaube ich. Elmer hat Bobby nur schnell in eine Decke gewickelt und runter gebracht, er hat immer noch geschlafen. Elmer hat nicht mal was zum Anziehen für ihn mitgebracht, der alte Dummkopf.« Sie schenkte dem alten Dummkopf einen Blick, in dem unaussprechliche Bewunderung lag. »Wir haben an einem Geschäft gehalten und Bobby neue Sachen gekauft.«
    »Sie sind also durch die Haupttür heraus zurück ins Auto gegangen und weggefahren?«
    »Genau«, sagte Elmer. »Und Gilly hat nichts gesehen.«
    »Wie spät war es, als Sie losgefahren sind?«
    »Halb zwei morgens«, sagte Gilly. »Ich habe auf die Uhr geschaut, als ich die Erdnussbutter vom Regal genommen habe. Ich war überrascht, dass es schon so spät war. Aber wir waren ja auch einige Zeit in dem Drive-in gewesen, nach dem Kino. Wir hatten viel zu besprechen. Wissen Sie, wir hatten ja schon alles geplant …«
    Mrs.   Druffitt gab einen eigenartigen, röchelnden Laut von sich.
    »Aber was war denn nun mit dir, Mama?«, fragte Gilly. »Bist du hingefallen, oder was? Geht’s dir jetzt wieder gut?«
    »Ist ja reizend, dass du überhaupt fragst«, schniefte ihre Mutter.
    »Sie war tot«, beharrte Elmer. »Ich wär nicht weggefahren, wenn’s irgendwas gegeben hätte, was wir noch hätten tun können. Aber dass es kein Unfall war, das hab ich gleich gesehen, und dann ist mir auch klar geworden, was ein Mountie hier sucht – nachdem Gillys Tante Aggie gestorben war und ihr Vater gleich hinterher, einer nach dem andern. Ich wollt nicht, dass Gilly es mit noch mehr Morden zu tun kriegt. Aber wie …«
    »Es war Dorothy Fewter, die Sie gesehen haben«, erklärte Rhys. »Sie trug nur eins der Kleider Ihrer«, sein Schnurrbart zuckte, »Schwiegermutter.«
    »Wie konnte er’s dann wissen?«, fragte die frisch gebackene Mrs.   Bain. »Im Dunkeln sehen alle schwarzen Kleider gleich aus, oder nicht?«
    »Es war nicht schwarz«, sagte Elmer hartnäckig. »Es war genau das Kleid, das sie getragen hat, als sie mir sagte, ich dürfte dich nicht zum High-School-Ball ausführen, und mir die Tür vor der Nase zugeschlagen hat. Dieses Kleid könnt ich nie vergessen!«
    »Aber Mama hätte in der Nacht niemals ein buntes Kleid getragen, Liebling. Sie trauert um Daddy.«
    »Grandma hat gesagt, sie tät jetzt ein Jahr lang nur schwarz tragen«, machte Bobby sich bemerkbar.
    »›täte tragen‹ sagt man nicht«, ermahnte seine Großmutter ihn automatisch.
    »Daddy sagt’s aber.«
    »Daddy!« Jetzt verlor Mrs.   Druffitt auch das letzte bisschen Fassung. »Daddy! Mein Gott im Himmel, Gilly, hast du denn überhaupt kein Schamgefühl? Erst diese Kreatur von Bascom und jetzt dieser … dieser Bain! Wie kannst du nur so herzlos sein, nach allem, was ich für dich getan habe!«
    Rhys starrte die vor Wut bebende Frau an – und ganz plötzlich hellten sich seine traurigen, umschatteten Augen auf. »Sie haben ein sehr stark ausgeprägtes Pflichtbewusstsein, nicht wahr, Mrs.   Druffitt?«
    »Ja, weil ich weiß, was sich gehört!«
    »Und gehört es sich, drei Menschen zu ermorden, nur weil Ihnen das Haus nicht gefällt, in dem Ihre Tochter lebt?«
    Die Julisonne beschien das trockene Gras, auf dem gestern Nacht die ermordete Haushaltshilfe der alten Tante Aggie gelegen hatte.
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