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Ein ganz schoen starker Plan

Ein ganz schoen starker Plan

Titel: Ein ganz schoen starker Plan
Autoren: Arne Svingen
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sagte sie.
    »Er soll auch zur Rektorin kommen.«
    »Und ich habe Hunger.«
    »Ich habe vor einer Woche meine Spardose zerschlagen, um Lakritzschnüre zu kaufen. Hast du Geld?«
    »Ein bisschen. Geht’s dir schlecht?«
    Klar ging’s mir schlecht, aber ich gab keine Antwort, und wir schwiegen eine Weile. Am Ende blieb ich stehen. Die Frage war ganz richtig. Aber die Antwort, die ich ihr geben wollte, war falsch. Ida blieb zwei Schritte vor mir stehen und drehte sich um.
    »Was passiert jetzt?«, fragte sie.
    »Da ist ja gerade das Problem. Es passiert gar nichts, solange wir hier herumlungern. Und es sollten doch die lustigsten Tage aller Zeiten werden.«
    »Ich bin ziemlich sicher, dass das hier nicht die lustigsten Tage aller Zeiten sind.«
    »Das liegt daran, dass wir uns nicht genug Mühe geben.«
    »Wie meinst du das?«
    Ich versuchte es wieder mit dem breiten Lächeln. Ida lächelte unsicher zurück und sagte: »Jetzt siehst du unheimlich aus.«
    Das war ein schlechter Anfang.
    »Komm schon«, sagte ich und zog sie mit mir. »Jetzt geht es nämlich los.«

Schrecklich krankes Geld
    Ich hatte früh begriffen, dass nur die Fantasie meinen Möglichkeiten hier im Leben Grenzen setzte. Wenn ich bezweifelte, dass etwas möglich war, dann wurde es auch unmöglich. Ein bisschen so, als ob ich die Tür von innen abschloss, wenn ich doch eigentlich nach draußen wollte. Deshalb fing ich an zu glauben, alles sei möglich. Ich beschloss auch jetzt, das zu glauben. Mit etwas Glück würde es gehen. Mit ganz schön viel Glück vielleicht. Aber ein findiger Junge wie ich hat ja wohl große Glücksmengen verdient, oder was?
    Nachdem wir für die fast zweihundert Kronen aus Idas Spardose Süßigkeiten gekauft hatten, trafen wir vor dem Laden Papas Kumpel Rolf. Papa und Rolf hatten sich in einer Kneipe kennengelernt. Als Rolf erzählt hatte, dass seine Frau mit einem Deutschen durchgebrannt war, den sie auf Kreta kennengelernt hatte, mussten sie einfach Zechkumpane werden. Wir sitzen verflixt noch mal in einem Boot , sagte Rolf immer. Ich weiß nicht, ob sie sich überhaupt leiden konnten. Sie fuhren jedenfalls nie aufs Meer hinaus.
    »Himmel, ihr seid’s?«, fragte er. »Könnte mir gut mal bald ein paar Bierchen mit eurem Vater vorstellen. Ist er zu Hause?«
    Ida und ich tauschten einen Blick. Konnten wir Rolf vertrauen? Er hatte so etwas Cooles an sich und benahm sich meistens wie ein Jugendlicher in einem etwas zu alten Körper.
    Ich ging aber doch kein Risiko ein und sagte: »Er ist ziemlich krank.«
    »Ach, wirklich? Dann sollte ich vielleicht raufkommen und ihn mit ein paar kalten Pils aufmuntern.«
    Wenn es ums Bier trinken ging, gab Rolf sich nicht so leicht geschlagen. Ich hatte ihn einmal mitten am Tag allein im Park Bier trinken sehen.
    »Papa ist dazu zu krank.«
    »Was hat er denn für eine Krankheit?«
    Ich musste einfach etwas erfinden.
    »Er will nicht, dass irgendwer das erfährt. Es ist ziemlich peinlich«, sagte ich und zeigte auf meinen Unterleib.
    »Ach, Himmel. Kommt das von den Mädels?«
    »Kriegt man so was von Frauen?«
    »Vergiss es. Aber wer kümmert sich denn um euch?«
    »So krank ist er auch wieder nicht.«
    »Ist er nun schrecklich krank oder nicht so krank?«
    Rolf hörte sich ziemlich skeptisch an.
    »Eigentlich ist ihm das vor allem peinlich.«
    »Das da unten?«, fragte Rolf und nickte zu seinem eigenen Unterleib hinunter.
    »Und weil er pleite ist, glaube ich. Mama bezahlt nichts für uns und sein letzter Job ist ja nicht so gut gelaufen. Es ist peinlich, Papa zu sein und uns versorgen zu müssen, und dann ein leeres Konto zu haben. Aber du sagst das doch nicht weiter?«
    Rolf schüttelte den Kopf und sagte: »Natürlich nicht. Aber dann braucht er doch erst recht ein Bier zur Aufmunterung.«
    Herrgott, konnte er denn nicht endlich aufhören?
    »Ich glaube, er würde sich viel besser fühlen, wenn er das Bier selbst kaufen und dich einladen könnte«, sagte ich und konnte sehen, wie Rolf darüber nachdachte.
    Für einen kleinen Moment erwartete ich, dass er laut auflachen und schnauben würde, wie das sonst seine Art war. Er war doch Papas Kumpel und ich fürchtete, er wusste, dass mehr als eine leere Brieftasche und etwas Fieses im Unterleib nötig waren, damit Papa etwas peinlich wäre.
    »Ich könnte ihm ja Geld leihen«, sagte er nachdenklich. »Wenn ihm das nicht peinlich ist, meine ich.«
    »Nein, nein, das ist eine Superidee«, sagte ich, als wäre ich selbst nie auf diese Idee
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