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Ein ganz schoen starker Plan

Ein ganz schoen starker Plan

Titel: Ein ganz schoen starker Plan
Autoren: Arne Svingen
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nur zur falschen Zeit am falschen Ort, aber irgendwie muss man doch damit rechnen, dass einem so was mal passiert.
    Ich habe übrigens eine Übersicht darüber aufgestellt, wie groß dieses Risiko ist.

    Alle kamen mit uns nach Hause und Cecilie hämmerte noch wütender gegen die Wand als sonst. Ich ging hinüber und klingelte an ihrer Tür.
    »Papa will Sie offenbar doch nicht«, sagte ich, als sie öffnete.
    »Ich weiß.«
    »Aber er hat jedes Wort ehrlich gemeint. Auf ihn ist nur kein Verlass.«
    »Das habe ich verstanden.«
    »Vielleicht sollten Sie sich einen anderen suchen.«
    »Das ist nicht so leicht.«
    »Darf ich Ihnen vielleicht helfen?«
    Sie zögerte.
    »Wie willst du das denn schaffen?«
    »Wenn Sie mit zu uns nach drüben kommen, können Sie mit einem gewissen Rolf und seiner Freundin sprechen. Die können Ihnen etwas über mein Spezialgebiet erzählen.«
    »Ich soll … mit zu euch kommen?«
    »Wir haben Chips.«
    Wieder zögerte sie.
    »Und wenn Sie mitkommen, können wir doch so laut sein, wie wir wollen.«
    Ihr Mund öffnete sich zu einem widerwilligen Lächeln.
    »Na gut. Ich zieh mich nur schnell um und trag ein bisschen Make-up auf.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte ich und zog sie mit mir.
    Wir hatten noch nie ein Fest gefeiert. Und jetzt hatten wir eins an einem Montag. Es gab einen etwas peinlichen Augenblick, als Cecilie entdeckte, dass Isabell mit Papa zusammen war, und ihr Saft ins Gesicht kippte. Isabell schlugCecilie mit der flachen Hand, während Cecilie Papa mit einem Schuh bewarf und Isabell eine Handvoll Haare ausriss. Am Ende rief ich mit sehr kräftiger Stimme, sie sollten sich gefälligst zusammenreißen, und nach einer Quengelrunde hatten sich plötzlich alle lieb. Dann sangen wir ABBA-Lieder und es klang herrlich scheußlich.
    Plötzlich ging die Türklingel und ich befürchtete schon noch mehr wütende Nachbarn, aber als ich aufmachte, stand draußen die Rektorin. Sie wirkte weder wütend noch verrückt. Vor allem wirkte sie schrecklich traurig.
    »Hallo«, sagte sie kleinlaut. »Ist dein Vater zu Hause?«
    Ich wollte schon sagen, dass Papa nach Mallorca ausgewandert sei, aber da stand er bereits hinter mir und legte mir eine Hand auf die Schulter.
    »Sind Sie nicht …?«, begann er.
    »Doch, ich bin das. Wegen neulich«, sagte die Rektorin und ich konnte sehen, wie eine peinliche Hitze sich in ihrem Gesicht ausbreitete.
    »Möchten Sie hereinkommen?«, fragte Papa.
    »Sie hat furchtbar dreckige Schuhe«, sagte ich.
    Sie achteten nicht auf mich. Dann stand die Rektorin im Gang und schaute unsicher zu Papa hoch.
    »Geht es um Håkon?«, fragte Papa.
    Warum musste das gerade an diesem Tag passieren? Wo doch alles so gut gegangen war. Isabell und Cecilie kamen dazu und sahen Papa fragend an. Ich hätte die Rektorin gern aus der Wohnung geschoben.
    »Ich wollte nur sagen, dass …«, fing sie an. »Dass aus uns nichts werden kann.«
    Papa starrte sie an.
    »Na gut, dann nicht«, sagte er und seine Augen jagten hin und her. »Das ist … gut zu wissen.«
    »Das wollte ich nur sagen«, sagte sie, ging hinaus und verschwand im Treppenhaus.
    »Ach, na ja, das ist wirklich gut, so etwas zu wissen«, sagte Papa zu mir. Er hätte sich auch gleich ein Fragezeichen auf die Stirn tätowieren lassen können. »Da brauche ich nicht an sie zu denken. Nicht, dass ich das jemals getan hätte, aber …«
    Isabell lächelte ihn an. Papa zuckte mit den Schultern.
    Es war so ein Tag. Sogar Skandale vergingen von selbst. Das Glück kommt zu denen, die es verdienen. Ich bin nicht sicher, wer das gesagt hat. Vielleicht war es Gustav Gans, was weiß ich. Aber an diesem Tag stimmte es. Oma rief auch noch an und sagte, es gehe ihr hervorragend.
    Der Rest des Abends sah ungefähr so aus:

    Am Ende würfelte ich den Tag aus. Ich hatte nicht eine Sekunde Zweifel.

    In den wenigen Minuten, ehe ich angezogen einschlief, konnte ich drei wilde Ideen aushecken, zwei schöne Gedanken über Papa denken und ziemlich sicher sein, dass nichts in meinem Leben wieder so werden würde wie früher. Außerdem küsste Liv mich auf die Wange und sagte gute Nacht. Als ich einschlief, hatte ich den Arm um sie gelegt.

Über den Autor:
    Arne Svingen wurde 1967 in Oslo geboren. Er hat als Journalist gearbeitet, ist aber seit seinem Debüt als Schriftsteller 1999 längst so erfolgreich, dass er sich ganz aufs Schreiben konzentrieren kann. Arne Svingen wurde mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Ein ganz schön starker
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