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Ein ganz schoen starker Plan

Ein ganz schoen starker Plan

Titel: Ein ganz schoen starker Plan
Autoren: Arne Svingen
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bisschen mehr sagen als nur nein, sonst wird einem nicht geglaubt. Ein Verbrecher, über den ich mal was im Fernsehen gesehen habe, meinte, dass die Details zählen.«
    »Glaubst du, sie hat das alles geglaubt?«
    »Ich stecke ja nicht drin, das ist also schwer zu sagen. Aber bestimmt kommt sie so schnell nicht wieder. Vermutlich will sie auch nicht mehr mit Papa reden. Jetzt hat es so gewirkt, als ob er nicht mit ihr sprechen wollte.«
    »Wir werden ja sehen«, sagte Ida kurz und machte sich wieder an ihre Hausaufgaben.
    Ich sollte es wohl von Zeit zu Zeit zugeben, dass sie recht damit hat, wenn sie behauptet, dass die Lügen mich fast bei lebendigem Leib auffressen. Aber das konnte ich ihr nicht sagen. Die Wahrheit wird gern zu einem dicken Kloß, der einem dann im Hals feststeckt.
    Stattdessen setzte ich mich hin und zeichnete ein Diagramm darüber, was die Nachbarin jetzt vielleicht unternahm.

    Ganz am Ende machte ich, was ich immer tat. Ich würfelte den Tag aus.

    An diesem Abend lag ich im Bett und starrte zur Decke hoch. Ida und ich waren nicht zum ersten Mal abends allein zu Hause. Aber ich hatte dabei ein anderes Gefühl. Nichts ließ annehmen, dass Papa irgendwann in der Nacht hereingetorkelt kommen würde. Er würde nicht schnarchend im Bett liegen, wenn wir morgen aufstanden. Ich zog mir die Decke bis ans Kinn hoch und stopfte sie um mich fest.
    Plötzlich hörte ich Schritte auf dem Gang. Ich sah einenSchatten in der Türöffnung und merkte, wie mein Puls mir im Hals pochte.
    »Papa?«
    »Ich bin’s nur«, sagte Ida. »Kann ich … bei dir schlafen? Ich hab ein bisschen …«
    Sie beendete den Satz nicht, aber ich hatte das Gefühl zu wissen, welches Wort sie hatte sagen wollen.
    »Sind wir nicht zu groß für so was?«
    Sie schluckte.
    »Auch wenn wir zu groß dafür sind.«
    »Es wird ganz schön eng.«
    Sie blieb eine Weile stehen. Dann machte sie kehrt und ging zurück in ihr Zimmer. Es war zu spät, sie zurückzurufen. Warum hatte ich das gesagt? Es würde schon eng werden, aber es wäre nicht unmöglich zu schlafen. Und wann ist man eigentlich zu groß, um jemanden zu trösten, der Angst hat?
    Danach kam ich mir ein bisschen vor wie der einzige Mensch auf der Welt. Warum hatte ich nicht einfach die Decke hochgehoben und sie ein wenig bei mir liegen lassen? Den Arm um Ida legen und ihr gute Nacht ins Ohr sagen können? Das wäre jetzt sicher ein Schlafmittel gewesen. Stattdessen lag ich wach da und dachte daran, dass morgen alles besser sein würde. Ich hatte einen Plan, der gar nicht schiefgehen konnte. Vielleicht war es ein Traum. Es war jedenfalls ein total genialer Plan. Doch der nächste Tag wurde ganz anders, als ich das geplant hatte …

So daneben, mehr daneben geht nicht
    Neuer Tag, neue Möglichkeiten. So dachte ich ungefähr, als ich aus dem Bett sprang. Aber nur, bis ich den Wecker sah. Warum standen die Zeiger auf total falschen Zahlen?
    Ich lief zu Ida und fragte, ob ihre Uhr auch falsch ging. Das tat sie. So falsch, dass die erste Stunde jetzt gerade anfing.
    »Wolltest du nicht den Wecker stellen?«, fragte Ida.
    »Ich glaube, ich bin vorher eingeschlafen«, sagte ich und erwähnte nicht, dass ich die halbe Nacht wachgelegen hatte.
    Ida lief ohne Frühstück aus dem Haus. Ich werde zum Monster, wenn ich nichts zu essen bekomme, und durchwühlte die Schubladen nach Müsli. Was ich fand, war Knäckebrot, das ich mit einer Papierschere über einer Schale voll Milch zerschnitt. Danach ließ ich eine Mischung aus allerlei Marmeladenresten hineinfallen. Diese Frühstückserfindung lag gut in meinem Magen, als ich aus der Tür trottete. Die magischen Minuten, um die ich zu spät kommen könnte, ohne zur Schnecke gemacht zu werden, waren längst vorbei. Es hatte keinen Sinn zu rennen. Ich brauchte außerdem Zeit, um mir eine Entschuldigung von Weltklasse auszudenken.
    Aber wo versteckten sich die fantastischen Erklärungen, wenn man sie wirklich brauchte? Und wo war der total geniale Plan, den ich gestern gemacht hatte? Jedenfalls nicht in meinem Kopf.
    Erst, als ich die Klasse betrat, war ich fertig mit meinen Überlegungen. Bernt, unser Lehrer, der wegen seiner borstigen Haare Bürste genannt wird, stemmte die Hände in die Hüften und begrüßte mich mit einer übellaunigen Grimasse.
    »Ach, wer kommt denn da? Jetzt bin ich aber gespannt auf deine Erklärung, warum du so spät kommst.«
    »Ich kann sie an die Tafel zeichnen.«
    »Du willst deine Erklärung an die Tafel
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