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Ein ganz schoen starker Plan

Ein ganz schoen starker Plan

Titel: Ein ganz schoen starker Plan
Autoren: Arne Svingen
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»Aber ich verspreche dir, dass ich dich nicht anlügen werde. Ich will nur dafür sorgen, dass der Drache keine Gehirnwäsche mit uns macht und dass wir nicht ins Waisenhaus gesteckt werden.«
    »Ich will nicht ins Waisenhaus«, sagte sie ängstlich.
    »Vermutlich werde ich fast gar nicht lügen müssen. Nur ab und zu eine Notlüge, damit niemand begreift, dass wir allein sind. Für mich ist das wie Rad fahren. Ich brauche doch fast nicht nachzudenken, ehe ich eine kleine Lüge loslasse.«
    Es war immer leicht zu sehen, wenn Ida nicht überzeugt war, sie bekam dann eine kleine gereizte Krümmung im Mundwinkel.
    »Aber es gibt so viel, das schiefgehen kann«, sagte sie besorgt. »Das ist nicht wie Rad fahren.«
    »Ich glaube, du übertreibst. Wenn du erst das Gleichgewicht auf dem Fahrrad gefunden hast, verlierst du es nie wieder.«
    »Das hat aber nichts mit Rad fahren zu tun.«
    »Manche haben ja Pech und kriegen eine Panne, oder die Kette springt ab, oder ihnen kommt ein LKW entgegen und die Bremsen funktionieren nicht …«
    »Hör auf! Wir reden hier nicht von Rad fahren, das sag ich doch«, fiel sie mir genervt ins Wort.
    Ehe ich mit dem Fahrradgerede weitermachen konnte, klingelte es an der Tür. Wir sahen uns an.
    »Wer kann das denn sein?«, fragte Ida.
    Ich hatte Lust ihr zu erklären, dass ich kein Hellseher bin, stattdessen ging ich zur Tür und schaute durch das Guckloch.Draußen stand eine Frau, die weder alt noch jung war. Weder groß noch klein. Eine, die man nicht bemerken würde, selbst wenn sie auf und ab hüpfte und sang. Es war die Nachbarin mit den kräftigen Fäusten. Die kamen mir jedenfalls sehr kräftig vor, wenn sie an die Wand klopften. Aber wir hatten doch gar keinen Krach gemacht. Ich öffnete die Tür einen Spaltbreit.
    »Hallo«, sagte ich und versuchte es mit meinem wirklich hinreißenden Lächeln.
    »Ist dein Vater zu Hause?«, fragte sie.
    »Kommt darauf an, wer fragt.«
    Sie legte gereizt den Kopf schrägt.
    »Ich bin deine Nachbarin. Du kennst mich.«
    »Ich würde nicht behaupten, dass wir uns sehr gut kennen. Sie haben mich noch nie zu Tacos oder einem Schnaps eingeladen.«
    »Was redest du da? Ist dein Vater zu Hause oder nicht?«
    Ich machte den Spalt noch schmaler und setzte den Fuß innen vor die Tür. Solchen Nachbarinnen ist doch alles zuzutrauen. Während ich Jagd auf die Wörter machte, die sie nach Hause schicken könnten, ohne dass sie sauer würde, redete mein Mund immer weiter.
    »Ich weiß zum Beispiel nicht sicher, wie Sie mit Vornamen heißen. Ich habe so ein Gefühl, dass es Gudrun ist. Ich nenne Sie jedenfalls schon seit vielen Jahren Gudrun, auch wenn ich nicht ganz sicher war.«
    Sie machte eine verzweifelte Handbewegung.
    »Ich heiße Cecilie. Aber Herrgott, Håkon …«
    »Das ist wirklich gut. Gudrun ist nicht gerade ein schöner Name. Falls Sie nicht noch andere haben, meine ich. Im Fernsehen hab ich einmal eine gesehen, die Lucy Elise Lise Elisabeth hieß. Aber sie wirkte nicht sonderlich zufrieden. Vielleicht lag das daran, dass sie schlechte Zähne hatte.«
    »Ich heiße nur Cecilie.«
    »Finden Sie es nicht auch ein bisschen traurig, nur einen Vornamen zu haben, den Sie sich nicht einmal selbst ausgesucht haben?«
    Ihr Kopf kam mir jetzt vor wie eine Sauna, die bald den Siedepunkt erreicht haben würde. Sie wirkte furchtbar genervt, aber aufzugeben fiel ihr schwer.
    »Dein Vater ist also nicht zu Hause?«, fragte sie und betonte dabei jedes Wort.
    Ich schüttelte langsam den Kopf.
    »Warum hast du das nicht sofort gesagt?«
    »Das hätte ich ja tun können, aber manchmal bin ich ein schlechter Lügner.«
    Ich log über das Lügen. Das war irgendwie seltsam.
    »Was bedeutet das? Ist er doch zu Hause?«
    »Nein, er ist beim Friseur.«
    »Abends? Und außerdem ist dein Vater doch ganz kahl. Herrgott, ich gebe auf. Sag ihm, dass ich mit ihm reden möchte.«
    »Das sage ich, wenn er fertig geschnitten hat. Er jobbt nebenbei bei Schöner Scheren , wissen Sie. Wir wollen übrigens für den Fernseher eine neue Surroundanlage kaufen, dann können Sie sich in Zukunft über den guten Klang freuen. Halten Sie einfach das Ohr an die Wand.«
    An diesem Tag hätte mich nicht einmal ein Knebel stoppen können. Mein Mundwerk arbeitete ganz wie von selbst. Cecilie seufzte laut, schüttelte den Kopf und ging wieder in ihre Wohnung. Ich drehte mich zu Ida um, die alles gehört hatte.
    »Da siehst du mal, wie leicht das ging«, sagte ich lächelnd. »Man muss nur ein
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