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Ein Frauenheld entdeckt die Liebe

Ein Frauenheld entdeckt die Liebe

Titel: Ein Frauenheld entdeckt die Liebe
Autoren: Marguerite Kaye
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der siegreiche Boxer auch schon vor ihr, umfasste mit festem Griff ihren Arm und sagte: „Nanu, wen haben wir denn hier?“
    Trotz des spöttischen Untertons empfand Serena seine Stimme wie eine körperliche Liebkosung. Ein Schauer überlief sie. Das Blut stieg ihr in die Wangen. Und sie konnte den Blick nicht von dem Gesicht des Mannes abwenden. Seine grauen Augen schienen eine geradezu magische Kraft auf sie auszuüben.
    Die Zuschauer waren verstummt und beobachteten neugierig, was sich zutrug.
    „Ein Kuss von der schönsten Frau weit und breit soll meine Belohnung sein“, verkündete der vermeintliche Kutscher.
    Jetzt stand er so dicht vor ihr, dass sie deutlich die Mischung verschiedener Gerüche wahrnahm, die er verströmte. Da war zum einen der Schweiß, dann der Zitronenduft, der dem Leinenhemd entströmte, und schließlich etwas, für das sie keinen Namen wusste, etwas, das einfach nur männlich war.
    Einen Moment lang hielt sie den Atem an. Der Unbekannte war so groß, dass sie, obwohl sie für eine Frau hoch gewachsen war, den Kopf in den Nacken hätte legen müssen, um ihm in die Augen zu schauen. So wie sie jetzt dastand, sah sie gerade noch seine Lippen, um die nach wie vor dieses spöttische Lächeln spielte. Sie zwang sich, ihre Unsicherheit nicht zu zeigen, und setzte eine überhebliche Miene auf.
    „Eindeutig die schönste Frau weit und breit“, flüsterte er ihr zu, während er ihr zwei Finger unters Kinn legte, um ihren Kopf etwas anzuheben. „Ein Kuss von ihr ist mehr wert als alles Geld in der Börse des Siegers.“ Langsam beugte er sich zu ihr herab.
    Serena wehrte sich nicht. Ihr Atem ging plötzlich schneller. Sie bemerkte, wie der Boxer einen Moment lang zögerte. Dann zog er sie mit der freien Hand näher und berührte ihre Lippen sanft mit den seinen.
    Es war nur eine ganz kurze Berührung, und sie wirkte fast ein wenig spöttisch, so wie sein Lächeln. Warm und angenehm spürte Serena seinen Atem auf ihrer Haut. Seine Lippen kamen ihr überraschend weich und doch sehr, sehr männlich vor. Irgendetwas in ihr drängte sie, den Kuss zu erwidern. Doch da hatte ihr Gegenüber sich schon wieder aufgerichtet.
    Die Rufe der Umstehenden – „Weitermachen!“; „Einen richtigen Kuss!“; „Da wird man ja neidisch!“ und ähnliches – brachten Serena endgültig zur Besinnung. Sie schluckte, erinnerte sich an den Grund ihres Besuches in Knightswood Hall und verlangte: „Lassen Sie mich sofort los, Sie Grobian!“ Mit den flachen Händen stieß sie ihn von sich. Was, um Himmels willen, war da in sie gefahren?
    Der Mann, der es tatsächlich gewagt hatte, sie vor aller Augen zu küssen, trat einen Schritt zurück und musterte sie nachdenklich. „Auch wenn Sie mich für einen Grobian halten, können Sie nicht leugnen, dass es Ihnen ebenso gut gefallen hat wie mir“, stellte er, völlig unbeeindruckt von ihrem Zorn, fest. „Im Übrigen frage ich mich, was Sie überhaupt hier machen. Sie befinden sich auf einem Privatgrundstück. Haben Sie sich verlaufen?“
    „Sind Sie hier angestellt?“, gab sie kühl zurück.
    „Nun, man könnte sagen, dass ich die Ehre habe, diesem Anwesen zu dienen.“
    „Dann will ich Ihnen mitteilen, dass ich hier bin, um mit Ihrem Herrn, Mr. Lytton, zu sprechen.“
    „Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass Sie ihn bei den Ställen finden, wo sich die Knechte und Mägde und natürlich solche Grobiane wie ich herumtreiben“, gab er lachend zurück.
    Er war wirklich unerträglich! Serena biss die Zähne zusammen.
    „Wenn Sie zum Haupteingang gehen und dort Ihre Karte abgeben, wird er Sie bestimmt gern empfangen“, fuhr der Kutscher fort, wandte sich ab und eilte mit großen Schritten davon.
    Serena brauchte einen Moment, um ihre Selbstbeherrschung zurückzugewinnen. Dann machte sie sich auf den Weg zum Vordereingang, wo sie die Stufen hinaufstieg und den Türklopfer betätigte. Während sie darauf wartete, dass man sie einließ, schob sie die Erinnerung an den Boxkampf und sein Nachspiel weit von sich und versuchte, sich noch einmal genau ins Gedächtnis zu rufen, was ihr Vater ihr auf dem Sterbebett erzählt hatte.
    Die Tür wurde geöffnet, und Serena sah sich dem Butler gegenüber. Sie nannte ihren Namen und wurde aufgefordert einzutreten.
    „Bitte, folgen Sie mir, Mademoiselle Cachet.“
    Er ging ihr voran durch einen riesigen Raum, an dessen einem Ende sich ein großer offener Kamin befand und an dessen anderer Seite eine Treppe nach oben führte.
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