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Ein Frauenheld entdeckt die Liebe

Ein Frauenheld entdeckt die Liebe

Titel: Ein Frauenheld entdeckt die Liebe
Autoren: Marguerite Kaye
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machen, hatte sie sich daher in den letzten Wochen oft gesagt. Und heute würde sie einen großen Schritt tun.
    Als sie ihre Gedanken auf das Gespräch richtete, das sie bald führen würde, machte sich ein Kribbeln in ihrem Magen bemerkbar. Sie war nervös. Kein Wunder, denn von dem bevorstehenden Treffen hing viel für sie ab.
    Das beeindruckende Äußere des Hauses, in dem der Freund ihres Vaters lebte, legte den Schluss nahe, dass er ein einflussreicher und womöglich auch Angst einflößender Mann war. Einen Moment lang verspürte sie den Wunsch, einfach umzukehren. Doch dann straffte sie die Schultern und rief sich in Erinnerung, wie gut sie sich auf die Begegnung mit Nick Lytton vorbereitet hatte. Sie trug ein nach der neuesten Pariser Mode geschnittenes lavendelfarbenes Kleid mit hoher Taille, schwingendem Rock und rüschenbesetzten Ärmeln. Es stand ihr, genau wie der halblange Umhang mit dem hohen Kragen, sehr gut. Dazu hatte sie ein Strohhütchen mit einem breiten lavendelfarbenen Band gewählt. Ihr goldblondes Haar war schlicht, aber modisch frisiert. Kleine Löckchen fielen ihr in die Stirn und über die Ohren.
    Ihre Füße steckten in zierlichen Stiefeletten aus weichem Ziegenleder, die eher für einen kleinen Ausflug in der Stadt geeignet waren als für einen Spaziergang auf dem Lande. Doch glücklicherweise hatten die Schuhe den Weg bisher überstanden, ohne schmutzig zu werden. Serena konnte mit ihrer Erscheinung also durchaus zufrieden sein.
    Jetzt bemerkte sie, dass der Pfad, den sie eingeschlagen hatte, sich teilte. Linkerhand führte er an verschiedenen Nebengebäuden vorbei um das Haus herum. Sie würde sich wohl nach rechts wenden müssen, um den Haupteingang zu erreichen. Doch in diesem Moment drang von den Ställen her ausgelassenes Lachen an ihr Ohr. Dann laute anfeuernde Rufe und neuerliches Lachen. Es hörte sich so mitreißend an, dass sie neugierig wurde. Sie entschied sich, nach links zu gehen.
    Es dauerte nicht lange, bis sie die Stallungen erreichte. Sie waren um einen rechteckigen Hof herum gruppiert, den man vom Weg aus durch einen Torbogen betreten konnte. Dort blieb Serena stehen. Vor sich sah sie eine größere Anzahl von Burschen, die im Halbkreis um etwas herumstanden, was offenbar ihre ganze Aufmerksamkeit gefangen nahm. Ein paar Frauen, vermutlich Küchenmägde, hielten sich etwas abseits, waren aber ebenso fasziniert von dem, was sich im Inneren des Halbkreises zutrug.
    Jetzt erkannte Serena, worum es sich handelte: zwei Männer, die mit bloßem Oberkörper einen Boxkampf ausfochten! Die Menge rief ihnen Ratschläge und ermunternde Worte zu. Einige der Umstehenden schlossen Wetten auf den Sieger ab. Es roch nach Pferden und nach Heu, aber auch nach menschlichem Schweiß, nasser Wolle und aufgewühltem Schlamm. Wenn die Zuschauer einen Moment lang nicht allzu laut waren, konnte man den heftigen Atem der Kämpfenden hören sowie das Geräusch der Fäuste, wenn sie den Gegner trafen.
    Unwillkürlich schlug Serena die Hand vor den Mund. Ihr Vater hatte nicht verhindern können, dass sie gelegentlich Zeugin einer handgreifliche Auseinandersetzung zwischen Betrunkenen geworden war. Doch einen richtigen Boxkampf hatte sie noch nie gesehen. Sie spürte, wie eine unbekannte Erregung Besitz von ihr ergriff. Zögernd trat sie näher.
    Die Kämpfer trugen nichts als Wildlederhosen und wollene Socken. Der größere der beiden, ein wahrer Riese, hatte breite Schultern, einen Stiernacken und Hände so groß wie Schaufeln. Allerdings schien sein kräftiger Körper ihm fast ein wenig hinderlich zu sein. Er bewegte sich langsam, und wenn er die Füße hob, so konnte man den Eindruck gewinnen, sie seien bleischwer. Sein linkes Auge war, wohl infolge eines heftigen Schlages, geschwollen, und die Haut begann bereits, sich zu verfärben.
    Er könnte Schmied sein, dachte Serena, während sie seine muskulösen Oberarme bewunderte. Und sie hatte recht. Sein „Training“ fand im Allgemeinen am Amboss statt.
    Interessanter als ihn fand Serena allerdings seinen Gegner. Er hatte feinere Gesichtszüge, war ein wenig kleiner, nicht so breit gebaut und dabei doch von einer beeindruckenden Körperkraft. Vermutlich waren es gezielte Übungen und nicht harte Arbeit, die ihm diesen sportlichen Körper eingebracht hatten. Ein Kutscher vielleicht? Fasziniert betrachtete Serena das Spiel seiner Muskeln.
    Es ist fast so, fuhr es ihr durch den Sinn, als würde man ein edles Ross im Wettkampf mit einem schweren
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