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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe
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Johanna ging noch einmal mit dem Staubsauger darüber – es war eher ein Gebet um Glück als eine wirksame Maßnahme.
    Mutter und Vati konnte man keinen Vorwurf machen, obwohl Johanna den Verdacht hatte, dass sie sich selbst Vorwürfe machten. Die Flucht hatte mit den Mitteln bewerkstelligt werden müssen, die in letzter Minute gerade zur Hand waren, als sich das Experiment ins Böse verkehrte. Die Besatzung des Hochlabors hatte ihr Bestes getan, um ihre Kinder zu retten und sie vor noch größerem Unheil zu bewahren. Und dennoch hätte alles klappen können, wenn…
    »Johanna! Vati sagt, es ist keine Zeit mehr. Du sollst fertig werden mit dem, was du gerade tust, und raufkommen.« Jefri hatte den Kopf nach unten durch die Luke gesteckt, um es ihr zuzurufen.
    »Okay!« Sie sollte sowieso nicht hier unten sein, sie konnte nichts weiter tun, um ihren Freunden zu helfen.
    Tami und Giske und Magda… oh, bitte bleibt am Leben. Johanna zog sich durch den Ladeweg und wäre beinahe gegen Jefri gestoßen, der von der anderen Seite kam. Er griff nach ihrer Hand und hielt sie fest, während sie zur Luke schwebten. Die beiden letzten Tage hatte er nicht geweint, doch er hatte viel von der Selbstsicherheit des vergangenen Jahres verloren. Jetzt machte er große Augen. »Wir kommen am Nordpol runter, bei all diesen Inseln und dem Eis.«
    In der Kabine jenseits der Luke waren ihre Eltern gerade dabei, sich anzuschnallen. Händler Arne Olsndot schaute zu ihr auf und lächelte. »Hi, Mädel. Setz dich. Wir landen in weniger als einer Stunde.« Johanna lächelte zurück, fast von seinem Enthusiasmus angesteckt. Wenn man die zusammengewürfelte Ausrüstung ignorierte und den Geruch der zwanzigtägigen Enge, sah Vati so schneidig aus wie nur irgend ein Abenteuerposter. Das Licht von den Bildschirmfenstern glitzerte auf den Säumen seines Skaphanders. Er war eben von draußen hereingekommen.
    Jefri stieß sich quer durch die Kabine und zog Johanna mit. Er schnallte sich ins Gespinst zwischen ihr und ihrer Mutter. Sjana Olsndot überprüfte seine Verschlüsse, dann Johannas. »Das wird interessant, Jefri. Du wirst etwas lernen.«
    »Ja, alles über Eis.« Er hielt jetzt Muttis Hand.
    Mutti lächelte. »Nicht heute. Ich meine die Landung. Das wird anders, als mit einem Agrav oder ballistisch.« Der Agrav war tot. Vati hatte soeben ihre Kapsel vom Frachtschiff abgetrennt. Sie hätten das Ganze niemals auf einem einzigen Triebwerksstrahl zu Boden bringen können.
    Vati machte etwas mit dem Wirrwarr von Reglern, die er an sein Datio angeschlossen hatte. Ihre Körper sanken in das Gespinst. Rings um sie knirschte die Frachtkapsel, und die Gürtelaufhängung der Schlafzellen ächzte und knackte. Etwas rasselte und schepperte, als es die ganze Kapsel entlang ›fiel‹. Johanna schätzte, dass sie mit ungefähr einem Ge verzögerten.
    Jefris Blick wanderte vom Außenbildschirm zum Gesicht seiner Mutter und dann zurück. »Wie ist es dann?« Er klang neugierig, doch es lag ein leichtes Zittern in seiner Stimme. Johanna hätte beinahe gelächelt; Jefri wusste, dass er abgelenkt werden sollte, und versuchte mitzuspielen.
    »Das wird eine reine Raketenlandung, fast die ganze Strecke mit Antrieb. Siehst du das mittlere Fenster? Diese Kamera blickt genau nach unten. Du kannst wirklich sehen, dass wir langsamer werden.« Das konnte man in der Tat. Johanna schätzte, dass sie nicht höher als ein paar hundert Kilometer waren. Arne Olsndot benutzte die ans Hinterende der Frachtkapsel geklebte Rakete, um ihre Orbitalgeschwindigkeit zu verringern. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Sie hatten das Frachtschiff mit seinem Agrav und dem Ultraantrieb verlassen. Es hatte sie bis hierher gebracht, doch seine Steuerautomatik begann zu versagen. Etliche hundert Kilometer hinter ihnen zog es tot seine Bahn.
    Ihnen war nur die Frachtkapsel geblieben. Keine Flügel, kein Agrav, keine Luftschilde. Die Kapsel war eine hundert Tonnen schwere Eierschachtel, die auf einem einzigen heißen Strahl balancierte.
    Mutti erklärte es Jefri ein bisschen anders, doch was sie sagte, war wahr. Irgendwie gelang es ihr anscheinend, Jefri die Gefahr vergessen zu machen. Sjana Olsndot war eine populäre Archäologie-Autorin gewesen, bevor sie ins Hochlabor gezogen waren.
    Vati schaltete das Triebwerk ab, und es herrschte wieder Schwerelosigkeit. Johanna fühlte eine Welle von Übelkeit, für gewöhnlich wurde sie niemals raumkrank, doch das war etwas anderes. Das Bild von Land
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