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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe
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Automatik des Schiffs, schalteten aus, brachen ab. Es würde keinen Sprung geben. Kameras auf der Brücke des Schiffes zeigten sich weitende Augen, den Anfang eines Schreis. Die Menschen erkannten es, soweit Entsetzen im Bruchteil einer Sekunde Bestand haben kann.
    Es würde keinen Sprung geben. Doch der Ultraantrieb war bereits in Gang gesetzt. Es würde den Versuch eines Sprunges geben, der ohne automatische Kontrolle zum Scheitern verurteilt war. Weniger als fünf Millisekunden bis zur Sprungentladung – eine mechanische Kaskade, der keine Software gewachsen war. Die Agenten des Neugeborenen huschten überall in den Computern des Schiffs hin und her und versuchten vergeblich, einen Abbruch zu erzwingen. Fast eine Lichtsekunde weit entfernt, unter dem grauen Geröll beim Hochlabor, konnte die MACHT nur zuschauen. So. Die Fregatte würde vernichtet werden.
    So langsam und so schnell. Der Bruchteil einer Sekunde. Das Feuer brach aus dem Herzen der Fregatte hervor und fegte Gefahr und Chancen gleichermaßen hinweg.
    Zweihunderttausend Kilometer entfernt vollführte das schwerfällige Containerschiff seinen eigenen Sprung und entschwand aus der Sicht. Das Neugeborene nahm kaum Notiz davon. Ein paar Menschen waren also entkommen; das Weltall stand ihnen offen.
    In den folgenden Sekunden verspürte das Neugeborene… Gefühle?… Dinge, die mehr und weniger waren, als ein Mensch fühlen kann. Versuchen wir es mit Gefühlen:
    Hochgefühl. Das Neugeborene wusste, dass es nun überleben würde.
    Entsetzen. Wie nahe es daran gewesen war, abermals zu sterben.
    Verdruss. Vielleicht das stärkste Gefühl, das seinem bloß menschlichen Echo am nächsten kam. Etwas von Bedeutung war mit der Fregatte umgekommen, etwas aus diesem Archiv. Erinnerungen wurden aus dem Kontext gefiltert, rekonstruiert: Was da verloren gegangen war, hätte das Neugeborene vielleicht noch mächtiger machen können…, wahrscheinlicher jedoch war es ein tödliches Gift. Schließlich hatte diese MACHT schon einmal gelebt und war dann ins Nichts zurückgestoßen worden. Das, was verloren gegangen war, konnte der Grund dafür gewesen sein.
    Argwohn. Es hätte nicht möglich sein dürfen, das Neugeborene derart zu übertölpeln. Nicht für gewöhnliche Menschen. Das Neugeborene krampfte sich in Selbstprüfung und Panik zusammen. Ja, da gab es blinde Flecke, von Anfang an sorgfältig angelegt, und nicht von den Menschen. Zwei waren hier geboren worden. Es selbst… und das Gift, der Grund seines Untergangs seinerzeit. Das Neugeborene überprüfte sich wie nie zuvor, nun, da es wusste, wonach es zu suchen hatte. Es vernichtete, reinigte, prüfte von neuem, suchte nach Anzeichen des Gifts und vernichtete abermals.
    Erleichterung. Die Niederlage war so nahe gewesen, doch nun…
     
    Minuten und Stunden vergingen, die riesigen Zeiträume, derer es bedarf, um physische Dinge zu bauen: Kommunikationssysteme, Transportmittel. Die Stimmung des Neugeborenen verschob sich, wurde ruhiger. Ein Mensch könnte das Gefühl Triumph nennen, Erwartungen. Gewöhnlicher Hunger trifft es vielleicht genauer. Was braucht es sonst, wenn es keine Feinde gibt?
    Das Neugeborene blickte durch die Sternenweiten und machte Pläne. Diesmal wird es anders sein.

 
     
     
     
TEIL EINS

 
     
EINS
     
    Der Kälteschlaf selbst war traumlos. Vor drei Tagen hatten sie sich zum Abflug fertig gemacht, und nun waren sie da. Klein Jefri beschwerte sich, dass er alles verpasst hatte, doch Johanna Olsndot war froh, dass sie geschlafen hatte; sie hatte einige von den Erwachsenen im anderen Schiff gekannt.
    Nun trieb Johanna zwischen den Reihen von Schläfern dahin. Abwärme von den Kühlern machte die Dunkelheit heiß wie die Hölle. Schorfiger grauer Schimmel wuchs an den Wänden. Die Kälteschlaf-Zellen waren dicht gepackt, mit einem schmalen Ladeweg alle zehn Reihen. Es gab Stellen, wo nur Jefri hinreichen konnte. Dreihundertundneun Kinder lagen da, alle außer ihr selbst und ihrem Bruder Jefri.
    Die Schlafzellen waren einfache Krankenhausmodelle. Mit ordentlicher Ventilation und Wartung hätten sie hundert Jahre halten können, aber… Johanna wischte sich übers Gesicht und warf einen Blick auf die Anzeige der Zelle: Wie die meisten in den inneren Reihen, war diese in schlechtem Zustand. Zwanzig Tage lang hatte sie den Jungen darin sicher am Leben erhalten, und sie würde ihn wahrscheinlich umbringen, wenn er noch einen Tag länger darin bliebe. Die Kühlöffnungen der Zelle waren sauber, doch
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