Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
klar) steckte ein Mörder. Das Geschöpf war offensichtlich ein flenseristischer Fanatiker, oft hochnäsig und stur. Aller Wahrscheinlichkeit nach war sie auf der Flucht vor den Säuberungen, die auf Flensers erfolglosen Versuch der Machtergreifung im Osten folgten.
    Er war den beiden in Osttor begegnet, auf der republikanischen Seite der Eisfänge. Sie wollten beide die Burg auf der Verborgenen Insel besuchen. Und zum Teufel, das war nur ein Umweg von sechzig Meilen auf der Hauptroute nach Holzschnitzerheim, sie alle würden das Gebirge überqueren müssen. Außerdem hatte er seit Jahren vorgehabt, Flensers Reich zu besuchen. Vielleicht konnte ihm einer von den beiden helfen hineinzukommen. So viele in der Welt schmähten die Flenseristen. Wanderer Wickwrackrum war geteilter Meinung über das Böse: Wenn genug Regeln verletzt werden, ist mitunter Gutes inmitten des Gemetzels.
    Diesen Nachmittag waren sie endlich in Sichtweite der Küsteninseln gelangt. Wanderer war erst vor fünf Jahren hier gewesen. Dennoch war er nicht auf die Schönheit dieses Landes gefasst. Die Nordwestküste war bei weitem die mildeste arktische Region auf der Welt. Im Hochsommer, wenn der Tag nicht endete, wurden die Sohlen der von den Gletschern ausgeschürften Täler allesamt grün. Gott der Schnitzer hatte sich herabgebeugt, um diese Länder zu berühren…, und Seine Meißel waren aus Eis gewesen. Jetzt war von dem Eis und Schnee nichts übrig als neblige Bögen am östlichen Horizont und ein paar letzte Flecken, über die nahen Berge verstreut. Diese Flecken schmolzen und schmolzen den Sommer über und brachten kleine Bäche hervor, die sich vereinigten und in Wasserfällen die steilen Talhänge hinabstürzten. An seiner rechten Seite trottete Wanderer über ein flaches Stück Boden, das von stehendem Wasser durchtränkt war. Das Prickeln an den Füßen fühlte sich wunderbar an, ihm machten nicht einmal die Mücken etwas aus, die ihn umschwirrten.
    Tyrathect ging parallel zu ihm, doch oberhalb der Heidekraut-Grenze. Sie war recht gesprächig gewesen, bis das Tal einen Bogen machte und das bestellte Land und die Inseln in Sicht kamen. Irgendwo da draußen lagen Flenserburg und ihr dunkles Ziel.
    Schreiber Yaqueramaphan war überall gewesen in gedankenlosem Herumrennen. Bald fand er sich zu zweit oder zu dritt und vollführte eine Narretei, die selbst die mürrische Tyrathect zum Lachen brachte, bald kletterte er auf eine Anhöhe und berichtete, was er dahinter sah. Er hatte als Erster die Küste erblickt. Das hatte ihn etwas ernüchtert. Seine Clownerien waren gefährlich genug, selbst wenn sie sich nicht in der Nachbarschaft notorischer Vergewaltiger befunden hätten.
    Wickwrackrum verkündete eine Rast und versammelte sich, um die Gurte seiner Rückentaschen zu ordnen. Der Rest des Nachmittags würde hart werden. Er würde sich entscheiden müssen, ob er wirklich mit seinen Freunden die Burg betreten wollte. Ein abenteuerlicher Geist hat seine Grenzen, selbst der eines Pilgers.
    »He, hört ihr etwas Tiefes?«, rief Tyrathect. Wanderer lauschte. Da war ein Grollen – stark, doch fast unterhalb der Hörgrenze. Für einen Augenblick legte sich Furcht über seine Verwunderung. Vor einem Jahrhundert war er in ein ungeheuerliches Erdbeben geraten. Dieser Klang war ähnlich, doch das Grollen bewegte sich nicht unter seinen Füßen. Würde es also keine Erdrutsche und Flutwellen geben? Er duckte sich und spähte in alle Richtungen.
    »Es ist am Himmel!« Yaqueramaphan zeigte nach oben.
    Ein gleißender Fleck hing fast genau über ihnen, ein winziger Lichtspeer. Keine Erinnerungen, nicht einmal Legenden kamen Wickwrackrum in den Sinn. Er schwärmte aus, alle Augen auf das sich langsam bewegende Licht gerichtet. Chor Gottes. Es musste Meilen hoch sein, und dennoch hörte er es. Er wandte den Blick von dem Licht ab, und Nachbilder tanzten schmerzhaft in seinen Augen.
    »Es wird heller, lauter«, sagte Yaqueramaphan. »Ich glaube, es kommt auf die Hügel da drüben herab, an der Küste.«
    Wanderer sammelte sich und rannte westwärts, während er die anderen rief. Er würde so nahe gehen, wie ihm sicher schien, und beobachten. Er schaute nicht mehr nach oben. Es war einfach zu hell. Es warf Schatten am helllichten Tage!
    Er lief noch eine halbe Meile. Der Stern war noch in der Luft. Er konnte sich nicht entsinnen, dass jemals ein Stern so langsam gefallen wäre, obwohl manche von den größten schreckliche Explosionen hervorriefen. In der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher