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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe
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überstrichen, dabei ständig eine Menge Krach machten, aber immer wieder mit besonders lauten Spitzen; ihr Rosa Olifant wurde damit gewiss fertig.
    »Johanna!« Muttis Schrei kam gleichzeitig mit dem Klang brechender Keramik. Die Glocke des Projektors fiel neben ihr in Stücken zu Boden. Johanna blickte auf. Etwas stieß ihr neben der Achsel durch die Brust und warf sie nieder. Entgeistert starrte sie auf den Schaft, der aus ihr hervorragte. Ein Pfeil!
    Der Westrand ihres Landeplatzes wimmelte von… Wesen. Wie Wölfe oder Hunde, doch mit langen Hälsen, bewegten sie sich rasch voran, von einer Bodenerhebung zur anderen schnellend. Ihr Fell war vom selben Grün wie der Hügel, außer in der Nähe der Lenden, wo sie Weiß und Schwarz sah. Nein, das Grüne war Kleidung, Jacken. Johanna stand unter Schockwirkung, den Druck des Bolzens durch ihre Brust nahm sie noch nicht als Schmerz wahr. Sie war rücklings gegen aufgeworfenen Grasboden geschleudert worden und übersah einen Augenblick lang den ganzen Angriff. Sie sah weitere Pfeile aufsteigen, dunkle Striche, die über den Himmel glitten.
    Sie konnte jetzt die Bogenschützen ausmachen. Noch mehr Hunde! Sie bewegten sich in Rudeln. Es waren ihrer zwei nötig, um einen Bogen zu gebrauchen – einen, der ihn hielt, und einen, der ihn spannte. Der dritte und vierte trugen Köcher mit Pfeilen und schienen nur zuzusehen.
    Die Bogenschützen hielten sich zurück, sie blieben größtenteils in Deckung. Andere Rudel wirbelten von der Seite heran und sprangen jetzt über die Bodenwellen. Viele trugen Beile in den Schnauzen. Metallklauen schimmerten an ihren Pfoten. Sie hörte das Klicken von Vatis Pistole. Die Welle der Angreifer kam ins Stolpern, als Einzelne zusammenbrachen. Die anderen rannten weiter, sie knurrten jetzt. Das war der Klang des Wahnsinns, nicht das Bellen von Hunden. Sie fühlte die Geräusche in ihren Zähnen, wie Blasti-Musik aus einem großen Lautsprecher. Rachen und Krallen und Messer und Lärm.
    Sie warf sich auf die Seite und versuchte, zurück zum Boot zu schauen. Jetzt war der Schmerz wirklich. Sie schrie, doch ihr Schrei verlor sich in dem Wahnsinn. Die Meute rannte an ihr vorbei, auf Mutti und Vati zu. Ihre Eltern kauerten hinter einer Andockstütze. Pausenlos blitzte die Pistole in Arne Olsndots Hand auf. Sein Skaphander hatte ihn vor den Pfeilen bewahrt.
    Die Leichen der Wesen türmten sich. Die Pistole mit ihren sinnreichen Miniaturpfeilen war von tödlicher Wirkung. Sie sah, wie er Mutti die Pistole gab und unter dem Boot hervor auf sie zu rannte. Johanna streckte ihren freien Arm nach ihm aus und schrie, dass er zurückginge.
    Dreißig Meter. Fünfundzwanzig. Muttis Feuerschutz trieb links und rechts von ihnen die Wölfe zurück. Ein Schwarm Pfeile senkte sich auf Olsndot, während er rannte, die Arme zum Schutz über den Kopf erhoben. Zwanzig Meter.
    Ein Wolf sprang hoch über Johanna. Sie erhaschte einen kurzen Blick auf sein kurzes Fell und das narbenbedeckte Hinterteil. Olsndot lief im Zickzack, um seiner Frau freies Schussfeld zu geben, doch der Wolf war zu schnell. Er folgte seinen Bewegungen, während er rennend die Lücke schloss. Er sprang, Metall glitzerte an seinen Pfoten. Johanna sah Rotes aus Vatis Hals spritzen, und dann lagen sie beide am Boden.
    Einen Augenblick lang hielt Sjana Olsndot mit Schießen inne. Das genügte. Die Meute teilte sich, und eine große Gruppe lief gezielt auf das Boot zu. Sie hatten eine Art Tanks auf den Rücken. Das Leittier hielt einen Schlauch im Maul. Eine dunkle Flüssigkeit spritzte daraus hervor – und verschwand in einem Ausbruch von Feuer. Das Wolfsrudel strich mit seinem primitiven Flammenwerfer über den Boden, über die Stütze, wo Sjana Olsndot stand, über die Reihen von Schulkindern im Kälteschlaf.
    Johanna sah, wie sich etwas in den Flammen und dem teerigen Rauch bewegte und wand, sah das leichte Plastik der Kälteschlaf-Zellen zusammensacken und fließen.
    Johanna drehte ihr Gesicht zur Erde, stützte sich dann auf den unversehrten Arm und versuchte auf das Boot, auf die Flammen zuzukriechen. Und dann umfing sie gnädige Dunkelheit, und sie nahm nichts mehr wahr.

 
     
VIER
     
    Wanderer und Schreiber beobachteten den ganzen Nachmittag die Vorbereitungen für den Überfall: Infanterie auf dem Hang westlich des Landeplatzes in Stellung, Bogenschützen dahinter, Soldaten mit Flammenwerfern in Stoßformation. Begriffen die Herren von Flenserburg, was ihnen gegenüberstand? Die beiden
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