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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe
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Vatis alte Pistole.
    »Ist da was?«, rief Vati ihr zu.
    »Nein. Und Jefri sieht nichts durch die Fenster.«
    Vati ging um die Frachtkapsel und musterte die missbrauchten Andockstützen. Alle zehn Meter blieben sie stehen und stellten einen Schallprojektor auf. Das war Johannas Idee gewesen. Außer Vatis Pistole hatten sie eigentlich keine Waffen. Die Projektoren waren zufällig bei der Fracht gewesen, Zubehör aus der Krankenstation. Mit ein bisschen Programmieraufwand konnten sie wildes Kreischen, das ganze hörbare Spektrum rauf und runter von sich geben. Das mochte genügen, um die einheimischen Tiere zu verscheuchen. Johanna folgte ihrem Vater, den Blick auf die Landschaft gerichtet, und ihre Nervosität wich ehrfürchtigem Staunen. Es war alles so schön, so kühl. Sie standen auf einem weiten Feld inmitten von Bergkuppen. Nach Westen hin fielen die Berge zu Meerengen und Inseln ab. Im Norden endete der Boden abrupt am Rande eines breiten Tals, sie konnte Wasserfälle auf der anderen Seite sehen. Der Boden federte unter ihren Füßen. Ihr Landeplatz war in Tausende kleiner Buckel gefaltet, wie Wellen, auf einem starren Bild festgehalten. Schnee lag in schüchternen Fleckchen auf den höheren Bergen. Johanna blinzelte nach Norden, in die Sonne. Norden?
    »Wie spät ist es, Vati?«
    Olsndot lachte, während er weiter die Unterseite der Frachtkapsel betrachtete. »Nach Ortszeit Mitternacht.«
    Johanna war in den mittleren Breiten von Straum aufgewachsen. Die meisten von ihren Schulausflügen hatten in den Weltraum geführt, wo seltsame Sonnengeometrien keine große Sache waren. Irgendwie hatte sie nie daran gedacht, dass so etwas am Boden geschehen könnte… Ich meine, dass man die Sonne geradewegs über den Gipfel der Welt hinweg sieht.
     
    Die erste Aufgabe war es, die Hälfte der Kälteschlaf-Zellen ins Freie zu bringen und die an Bord verbleibenden neu anzuordnen. Mutti hatte ausgerechnet, dass die Temperaturprobleme dann so ziemlich verschwinden würden, sogar für die an Bord belassenen Zellen. »Dass sie eigene Energiequellen und Belüftung haben, wird nun von Vorteil sein. Die Kinder werden alle sicher sein. Johanna, du kontrollierst Jefris Arbeit mit denen drinnen, ja?…«
    Die zweite Aufgabe würde es sein, mit einem Suchprogramm das Relais-System anzupeilen und Ultralichtverbindung herzustellen. Johanna fürchtete sich ein wenig vor diesem Schritt. Was würden sie erfahren? Sie wussten bereits, dass das Hochlabor dem Bösen verfallen war und die von Mutti vorhergesagte Katastrophe begonnen hatte.
    Wie viel vom Straumli-Bereich war jetzt tot? Jedermann im Hochlabor hatte geglaubt, sie täten so viel Gutes, und nun… Denk nicht daran. Vielleicht konnten die Leute von Relais helfen. Irgendwo musste es jemanden geben, der gebrauchen konnte, was ihre Leute aus dem Labor mitgebracht hatten.
    Man würde sie retten und die übrigen Kinder wiederbeleben. Sie hatte deswegen Schuldgefühle gehabt. Gewiss, Mutti und Vati brauchten gerade gegen Ende des Fluges Hilfe – und Johanna war eins der ältesten Kinder in der Schule. Doch es kam ihr falsch vor, dass sie und Jefri die einzigen Kinder waren, die sehenden Auges an der Sache beteiligt waren. Als sie niedergingen, hatte sie die Angst ihrer Mutter gefühlt. Ich wette, sie wollte uns beisammen haben, und sei es ein letztes Mal. Die Landung war in der Tat gefährlich gewesen, so leicht Vati es auch erscheinen ließ. Johanna konnte sehen, wo die zurückschlagenden Gase sich in den Rumpf gefressen hatten; wenn auch nur das mindeste davon durch den Feuerstrahl hindurch und in die Brennkammer gelangt wäre, wären sie jetzt alle ein Dunstwölkchen.
    Fast die Hälfte der Kälteschlaf-Zellen war jetzt am Boden, an der Ostseite des Bootes. Mutti und Vati rückten sie auseinander, damit die Kühler keine Probleme hätten. Jefri war drinnen und sah nach, ob von den restlichen Zellen welche besondere Aufmerksamkeit benötigten. Er war ein guter Junge, wenn er nicht gerade mal ein Balg war. Sie wandte sich dem Sonnenschein zu, fühlte die kühle Brise über den Hügel hinwegwehen. Sie hörte etwas, das wie ein Vogelruf klang.
    Johanna war draußen bei einem der Schallprojektoren, als der Überfall losbrach. Sie hatte ihr Datio an die Regler des Projektors gesteckt und war dabei, neue Anweisungen einzugeben. Das zeigte, wie wenig ihnen geblieben war, dass selbst ihr altes Datio jetzt wichtig war. Doch Vati wollte, dass die Projektoren ein möglichst breites Bandspektrum
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