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Ein Fall für Perry Clifton

Ein Fall für Perry Clifton

Titel: Ein Fall für Perry Clifton
Autoren: Wolfgang Ecke
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auch!“
    „Dann versprich mir, daß du niemandem, hörst du, niemandem erzählst, was du in diesem Zimmer erlebt hast. Willst du das tun?“
    „Gern, Mister Clifton.“
    „Und du wirst wie ein Mann zu deinem Versprechen stehen?“
    „Ehrenwort.“
    Dicki ist mit einem Male mächtig stolz. Angst, Verzweiflung und Entsetzen sind vergessen. Er hat jetzt mit Perry Clifton ein Geheimnis. Und was für eines. Nur zu schade, daß er Ronnie Hastings nichts von alledem erzählen darf. Der Neid würde Ronnie in tausend Stücke zerplatzen lassen. Perry kann sich unsichtbar machen... welch ein Ereignis. Und plötzlich beginnt es in Dickis Kopf zu arbeiten... und dann werden seine Gedanken laut:
    „Sie können jetzt einfach in ein Geschäft gehen, etwas nehmen und wieder davongehen, ohne daß man es sieht.“ Und Dicki wird noch deutlicher. Fast ist es Begeisterung, in die er sich hineinsteigert. „Sie könnten zum Beispiel in eine Bank gehen, über den Schalter klettern und so viel Geld nehmen, wie Sie wünschen. Oder auch in...“
    „Dicki!!“
    Als Dicki Perrys Gesicht sieht, verstummt er. Vielleicht kommt ihm erst jetzt zum Bewußtsein, was er eben dahergeredet hat. Beschämt senkt er die Augen.
    „Warum denkst du nicht zuerst an das, was man ungesehen Gutes tun könnte, Dicki? Wäre so etwas nicht viel schöner?“
    Dicki nickt stumm. Am liebsten würde er jetzt im Boden versinken. Dabei war ihm alles doch gar nicht ernst.
    „Mir ist da eben ein grandioser Einfall gekommen...“ Perry nagt nachdenklich an seiner Lippe, während seine Finger einen Marsch an der Stuhllehne trommeln.
    „Dicki — über welchen Kriminalfall schreiben die Zeitungen zur Zeit am meisten?“
    Dicki blickt erstaunt hoch. Merkwürdig, daß Perry ausgerechnet jetzt auf sein Hobby zu sprechen kommt. Und dann diese Frage? Wo doch fast jedes Kind auf der Straße weiß, daß es sich — halt, vielleicht bringt Perry diesen Fall mit seinem Würfel in Verbindung...?
    „Es ist der Raub der Kandarsky-Diamanten“, antwortet Dicki endlich auf Perrys Frage.
    „Ganz richtig. Der Raub der Kandarsky-Diamanten“, wiederholt Perry in eigenartigem Tonfall.
    „Man hat noch nicht die geringste Spur; von Verhaftungen ganz zu schweigen. Und der Tag, an dem die Versicherung wird zahlen müssen, ist nicht mehr weit entfernt.“ Und jetzt bückt sich Perry zu Dicki hinunter.
    „Dicki — mit Hilfe dieses Zauberwürfels wird sich Perry Clifton in die Nachforschungen einschalten. Vielleicht werde ich ganz London auf den Kopf stellen...“
    „Aber Scotland Yard...“ schluckt Dicki.
    „Scotland Yard wird vorläufig nichts erfahren. Morgen früh setze ich mich mit der Versicherung in Verbindung.“
    „Werden Sie von dem Würfel erzählen?“
    „Kein Wort — und jetzt gehen wir schlafen!“

Herr Direktor läßt bitten…

    In dieser Nacht schläft Perry nicht viel. Er kann das Wunder dieser Erfindung nicht begreifen. Dicki ist längst bei seinen Träumen, als Perry sich immer wieder vor seinen Ankleidespiegel stellt, den Würfel zur Hand nimmt und das Phänomen seines eigenen Verschwindens erlebt. Er starrt in den Spiegel — leer. Einmal — zehnmal — fünfzigmal...
    Seine Gedanken wirbeln durcheinander wie ein Haufen trockener Blätter. Manchmal lächelt er vor sich hin, dann wieder lacht er laut heraus. Und immer wieder führt ihn sein Weg vor den Spiegel.
    Der Morgen graut schon von Osten her, als Perry in einen leichten Schlummer fällt.
    Perry schläft knapp vier Stunden. Um acht Uhr steht er auf, wäscht und rasiert sich sehr sorgfältig, zieht seinen besten Anzug an und verläßt um 8.40 Uhr das Haus Starplace Nr. 14. Um 9.22 Uhr betritt er die Empfangshalle der Silver-General-Versicherung...
    „Darf ich fragen, wohin Sie möchten, Sir?“
    Er hat Ähnlichkeit mit einer Kugel, fährt es Perry durch den Kopf, als er den dicklichen Portier plötzlich vor sich auftauchen sieht. Alles an ihm ist kugelhaft. Zuerst der Kopf, der Bauch, die ganze Figur... er sollte weniger essen... Fast scheint es, als habe der Portier Perrys Gedanken erraten, denn seine Augen blicken alles andere als freundlich...
    „Ich möchte zu Direktor Stanford“, klärt Perry den Ungeduldigen auf. „Und damit Sie auch gleich wissen, worum es sich handelt“ — Perry senkt die Stimme zum Flüstern — „es handelt sich um die Kandarsky-Diamanten.“
    Für einen Augenblick ist der Portier verdutzt, ein forschender Blick fällt auf Perry, der wieder ein Gesicht macht, als habe er
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