Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Earl kommt selten allein (German Edition)

Ein Earl kommt selten allein (German Edition)

Titel: Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
Autoren: Lynsay Sands
Vom Netzwerk:
gab.
    Sie fragte sich, was um alles in der Welt es zu feiern geben könnte, und beugte sich zu ihm hinunter, um ihn an der Schulter zu rütteln. »Dicky, du … Oh!« Sie schnappte nach Luft und machte einen Satz zurück, als er plötzlich vom Sessel kippte und auf dem Boden landete.
    Christiana wollte sich schon bücken, um ihn aus seinem Vollrausch zu reißen, als ein Rascheln an der Tür ihre Aufmerksamkeit weckte. Suzette und Lisa waren ihr gefolgt und standen im Türrahmen.
    Suzette sah hinunter auf Dicky, dann hob sie den Blick und sagte trocken: »Ich dachte, es sollte ein Scherz sein, als du gesagt hast, du würdest ihn umbringen.«
    »Sehr witzig«, murmelte Christiana, die den Humor ihrer Schwester nicht besonders schätzte. »Er ist betrunken. Schließt die Tür, bevor jemand von den Bediensteten vorbeikommt und sieht, in welchem Zustand er sich befindet.«
    »Trinkt er oft um diese Zeit?«, fragte Suzette und trat zu ihr, während Lisa die Tür rasch schloss.
    »So früh nicht, nein«, erwiderte Christiana. »Aber er fängt gewöhnlich früher an, als er sollte, und trinkt auch mehr, als ihm guttut. Ich habe mir allmählich schon leichte Hoffnungen gemacht, dass er eines Tages – lieber früher als später – die Treppe herunterfallen und mich zur Witwe machen würde«, fügte sie trocken hinzu und zog dann eine Grimasse, denn sie wusste, wie bitter und unfreundlich dieser Gedanke war.
    »Ich glaube, das hat er getan«, sagte Lisa ruhig, als sie neben Christiana trat und den auf dem Boden liegenden Dicky anstarrte. »Dich zur Witwe gemacht, meine ich. Ich glaube nicht, dass er noch atmet, Chrissy.«
    Christiana blickte zweifelnd auf ihren Gemahl hinunter. Er war vornüber vom Sessel gestürzt, sodass sein Kopf jetzt auf dem Teppich vor dem Kamin lag. Es sah zwar nicht so aus, als würde sich sein Rücken bewegen oder beim Einatmen weiten, doch genau sagen ließ sich das nicht, weil er so sehr in sich zusammengesackt war.
    Christiana kniete sich neben ihn und drehte ihn mit Suzettes Hilfe auf den Rücken. Einen Moment starrten sie beide nur auf seine Brust. Sie bewegte sich nicht. Christiana, die kaum glauben konnte, was sie sah, beugte sich vor und legte ihm auf der Höhe seines Herzens das Ohr an den Körper. Es war kein gleichmäßiges Klopfen zu hören – eigentlich war gar kein Klopfen zu hören.
    Mit geweiteten Augen richtete sie sich wieder auf und starrte ihren Gemahl einfach nur an. Sie konnte kaum glauben, dass er tot war. Dicky war einfach nicht rücksichtsvoll genug, um etwas so Nettes zu tun.
    »Er ist wirklich tot, oder?«, fragte Lisa.
    Christiana warf ihrer jüngsten Schwester, die immer noch beim Sessel stand, einen Blick zu und sagte unsicher: »Es scheint so.«
    »Was hat ihn wohl getötet?«, fragte Lisa mit einem Stirnrunzeln und schlug dann vor: »Es war wahrscheinlich sein Herz. Mir ist aufgefallen, dass sich sein Gesicht ziemlich gerötet hat, als Suzette mit ihm gestritten hat. Er scheint ein sehr leidenschaftlicher Mann gewesen zu sein.«
    Christiana antwortete nicht; stattdessen ließ sie den Blick über den Mann schweifen, von dem sie so unbedingt hatte frei sein wollen. Sie stieß einen traurigen Seufzer aus. Als sie geheiratet hatten, hatte sie noch geglaubt, ihn zu lieben, aber während ihrer Ehe war der Mann, den sie geliebt hatte, nicht mehr da gewesen. Er hatte sich in jemand anderen verwandelt, kaum dass die Zeremonie beendet gewesen war. Dieser Mann hier hatte im letzten Jahr auch das letzte bisschen Liebe, das noch in ihr gewesen war, mit seiner Kontrollsucht und seiner ständigen Kritik erstickt. Dennoch spürte sie, wie ein Hauch Trauer in ihr aufstieg. Vermutlich galt sie dem Mann, den sie in ihm gesehen hatte, und dem Leben, auf das sie sich gefreut hatte. Trotz allem hatte sie immer noch einen letzten Rest Hoffnung gehabt, dass etwas geschehen würde, das ihn in den wunderbaren Märchenprinzen zurückverwandelte, der er gewesen war, als er um sie geworben hatte. Und dass sie doch noch bis in alle Ewigkeit mit ihm glücklich werden könnte, so wie sie es sich an ihrem Hochzeitstag erträumt hatte.
    Christiana war nicht so dumm zu glauben, dass es
viel
Hoffnung darauf gegeben hätte, aber
jetzt
gab es mit absoluter Sicherheit
gar keine
mehr. Sie war Witwe … und hatte die Absicht, Witwe zu bleiben. Es war unvorstellbar, dass sie sich jemals wieder vertrauensvoll an einen anderen Mann binden würde, zumindest in diesem Leben. Christiana hatte ihre Lektion
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher