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Ein Earl kommt selten allein (German Edition)

Ein Earl kommt selten allein (German Edition)

Titel: Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
Autoren: Lynsay Sands
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selbst.
    Tatsächlich verspürte Christiana für einen kurzen Moment einen neidvollen Stich, weil ihre jüngere Schwester ein solches Arrangement zustande bringen könnte. Was Suzettes Bitte betraf, war es nicht zu viel verlangt, dass sie sie bei ihrem Debüt in der Gesellschaft finanziell unterstützte, und sicherlich sehr viel einfacher, als wenn sie Dicky bat, ihr Zugang zu ihrem Vermögen zu gewähren. Während er nur zu bereitwillig sein Geld mit Essen, Wein und den eigenen Vergnügungen verschwendete, verschloss sich seine Hand augenblicklich, wenn es darum ging, ihr auch nur ein kleines Taschengeld zu gewähren. Dicky schien es zu genießen, zu allem, das sie von ihm erbat, erst einmal Nein zu sagen. Daher würde es auch alles andere als leicht sein, wie Christiana beunruhigt klar wurde, ihn dazu zu bringen, ihr dabei zu helfen, ihre Schwestern in die Gesellschaft einzuführen.
    »Chrissy?«, fragte Suzette besorgt. »Das kannst du doch, oder?«
    Christiana richtete den Blick wieder auf ihre jüngere Schwester. Sie sah die Sorge und Verzweiflung in Suzettes Gesicht und straffte die Schultern. »Natürlich kann ich das, ich werde Dicky dazu bringen, es zu tun … irgendwie«, fügte sie etwas leiser hinzu, während sie entschlossen aufstand.
    Sie würde ihn jetzt sofort damit konfrontieren, nahm sich Christiana vor, während sie durch das Zimmer schritt. Zum ersten Mal seit langer Zeit stellte sie fest, dass sie keine Angst hatte. Es lag nicht nur daran, dass sie wütend darüber war, dass Dicky ihren Vater an die Spieltische zurückgetrieben hatte. Schon allein zu wissen, dass ihre Familie versucht hatte, ihr zu schreiben, und sie gar nicht so allein hätte sein müssen, wie sie sich im vergangenen Jahr gefühlt hatte, schien ihre Lebensgeister zu wecken. Ebenso wie die kurze Zeit in der Gesellschaft ihrer Schwestern. Irgendwo in ihr erwachte die alte Christiana aus einem langen Schlaf, und sie war bereit zum Kampf.
    »Was ist, wenn er Nein sagt?«, fragte Lisa besorgt, und Christiana verharrte an der Tür.
    Sie wartete gerade lange genug, um ein Lächeln auf ihre Lippen zu zwingen. Dann sah sie Lisa an und sagte leichthin: »Dann werde ich ihn wohl töten müssen, oder?«

2
    Eigentlich klopfte Christiana immer an, bevor sie Dickys Arbeitszimmer betrat. Diesmal allerdings war sie wütend und zu einer Auseinandersetzung bereit. Sie klopfte nicht an, sondern stieß die Tür einfach auf und trat wild entschlossen mit den Worten ein: »Wir müssen uns unterhalten, Dicky.«
    Christiana fand, dass das ein ziemlich starker Anfang war. Was für ein Pech, dass Dicky nicht da war, um die Worte zu hören. Das Zimmer war leer.
    Sie wollte sich gerade mit finsterem Gesicht umdrehen, um ihren Gemahl woanders zu suchen, als sie jemanden in einem der Sessel beim Kamin sitzen sah und innehielt. Es war ihr Dicky, wie sie an den dunklen Haaren erkannte, die über die Rückenlehne hinausragten. Mit mürrischer Miene wartete sie auf ein Anzeichen, dass er sie gehört hatte. Als nichts geschah, runzelte sie die Stirn noch ein bisschen mehr und trat zu ihm.
    »Du wirst mich jetzt nicht ignorieren, Dicky. Ich weiß, dass du die Briefe abgefangen hast, die meine Familie mir geschrieben hat, und dass du irgendwie auch verhindert hast, dass meine Briefe sie erreicht haben. Und jetzt musste ich erfahren, dass du meinen Vater tatsächlich in eine Spielhölle mitgenommen hast? Wie konntest du das nur tun? Du weißt doch genau, was letztes Mal passiert ist! Seit unserer Hochzeit werde ich von dir äußerst schlecht behandelt, aber nie hätte ich gedacht, dass du etwas tun würdest, das derartig –« Während Christiana das Zimmer durchquerte, redete sie sich ordentlich in Rage. Als sie den Mann, den sie gerade so schalt, genauer betrachtete, verharrte sie abrupt.
    Dicky saß zurückgelehnt im Sessel. Seine Augen waren geschlossen, und die Finger ruhten auf der Brust, als hätte er die Krawatte lockern wollen, wäre aber eingeschlafen, bevor er dazu gekommen war. Zweifellos war Dicky eingedöst, nachdem er in sein Arbeitszimmer gegangen war, um Suzettes Geschwätz zu entkommen, dachte Christiana grimmig.
    Der Alkohol hatte wohl seinen Teil dazu beigetragen, schloss Christiana weiter, als ihr Blick auf das leere Glas fiel, das auf dem Tisch unweit einer halb leeren Flasche mit bernsteinfarbener Flüssigkeit stand. Sie erkannte die Karaffe; der Whisky darin war gut und teuer. Er trank eigentlich nur dann etwas davon, wenn es etwas zu feiern
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