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Ein dunkler Ort

Ein dunkler Ort

Titel: Ein dunkler Ort
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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war imposant mit seiner hohen gewölbten Decke und dem Kristalllüster, der derart grandios war, dass man denken konnte, er wäre vom Set eines Historienfilms geklaut worden. Darunter stand ein großer runder mit Porzellan und Kerzen gedeckter Tisch mit einer weißen Damasttischdecke. Drei Leute saßen daran, ein vierter Platz war eingedeckt. Madame Duret schaute vom Gespräch auf und sah Kit in der Tür stehen.
    »Treten Sie ein, meine Liebe. Verzeihen Sie uns, dass wir bereits ohne Sie begonnen haben, aber auf Blackwood wird das Abendessen pünktlich um halb sieben serviert.«
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte Kit angespannt. »Ich muss eingeschlafen sein.«
    Als sie den Raum betrat, erhoben sich die beiden Männer von ihren Plätzen und Madame stellte sie vor.
    »Kathryn Gordy, ich möchte Ihnen Professor Farley und meinen Sohn Jules vorstellen.«
    »Hallo«, sagte Kit.
    Der ältere Herr, der ihr gegenüber stand, hatte eine Stirnglatze und einen kurzen weißen Spitzbart. Kit gab ihm höflich die Hand, aber ihr Blick ging schon an ihm vorbei zu Jules Duret.
    Schlank und feingliedrig mit glänzendem schwarzem Haar, das ein Gesicht umrahmte, das so perfekt war, dass es das eines Fernsehstars hätte sein können. Kein Zweifel, das war der süßeste Typ, den sie je getroffen hatte.
    »Möchtest du dich nicht setzen?«, fragte Madame freundlich. Sie griff nach der kleinen Silberglocke, die neben ihrem Wasserglas stand. Beim Läuten ging die Schwingtür auf der anderen Seite des Raumes auf und ein Mädchen in einer blauen Uniform erschien. Sie hatte ein breites, nicht besonders hübsches Gesicht.
    »Miss Kathryn ist jetzt da, Natalie«, sagte Madame. »Du kannst ihr dann die Suppe bringen.« Das Mädchen nickte und verschwand, um die Suppe zu holen.
    Madame lächelte Kit an, die ihren Platz am Tisch einnahm. »Es ist angenehm, dich schon einen Tag früher bei uns zu haben, Kathryn. Professor Farley wird dich in Mathematik und den anderen Naturwissenschaften unterrichten. Jules hat gerade seinen Abschluss am Konservatorium in England gemacht, er wird Klavierunterricht erteilen.«
    »Sind die anderen Lehrer noch nicht hier?«, fragte Kit und legte sich ihre Serviette auf den Schoß. Für einen Moment entstand Stille, die Natalie füllte, indem sie einen Teller Suppe vor Kit hinstellte.
    »Es wird keine anderen geben«, sagte Jules schließlich. Bei ihm klang dieselbe interessanten Mischung verschiedener Akzente durch wie bei seiner Mutter, so fein allerdings, dass es kaum wahrzunehmen war, dennoch hatte seine Sprache eine gewisse Färbung.
    Kit sah ihn erstaunt an. »Das ist ein Scherz, oder?«
    »Ich werde auch unterrichten«, sagte Madame. »Ich gebe Unterricht in Sprachen und Literatur und natürlich Kunst, falls Interesse besteht.«
    »Aber in der Broschüre war von allerlei verschiedenen Kursen die Rede«, sagte Kit. »Wie kann es denn so viele Kurse geben, wenn nur drei Leute unterrichten?«
    »Darüber musst du dir nicht den Kopf zerbrechen, Kathryn«, sagte Professor Farley. Seine weisen alten Augen schienen im Kerzenlicht zu funkeln. »In Blackwood wird dir alle Aufmerksamkeit zuteil, die du dir nur wünschen kannst. Ich hatte das Vergnügen, vor einigen Jahren in Madame Durets Schule in England zu unterrichten, und war so beeindruckt von ihren Erfolgen, dass ich sie überzeugt habe, eine Schule hier in den Vereinigten Staaten zu eröffnen.«
    »Wie gefällt dir dein Zimmer, Chérie?«, fragte Madame. »Du kannst mehr Decken bekommen, wenn du sie brauchst. Sind auch genug Bügel im Kleiderschrank?«
    »Alles in Ordnung«, sagte Kit. »Aber es wäre schön, wenn ich mein Handy benutzen könnte. Und noch etwas … das Licht im Flur scheint sehr schwach zu sein. Heute Nachmittag ist mir das nicht aufgefallen, weil die Sonne durch die Fenster schien, aber jetzt am Abend ist es wirklich dunkel.«
    »Das ist eins der Probleme, mit denen man sich herumschlagen muss, wenn man ein so altes Haus renoviert«, sagte Professor Farley. »Die Stromleitungen da oben sind einfach zu schwach. Madame hat versucht, Elektriker aus dem Dorf zu bekommen, aber noch ist keiner hier erschienen.«
    »Vielleicht könnten wir diese Milchglaskugel entfernen und eine Birne mit höherer Wattzahl benutzen. Als vorübergehende Maßnahme selbstverständlich, bis wir etwas anderes einbauen lassen können«, sagte Madame Duret.
    »Oh, nicht so schlimm«, sagte Kit, der das alles plötzlich peinlich war. »Ich wollte kein großes Ding draus machen.
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