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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang
Autoren: Phil Rickman
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Mom sagte, und dann hatte sie Müdigkeit vorgeschützt, war hoch in ihr Apartment gegangen und hatte bis in die frühen Morgenstunden gelesen und Informationen zusammengesucht, bis sie schließlich eingeschlafen war.
    Jane ließ den Zettel auf dem Tisch liegen und füllte Ethels Schale mit Trockenfutter auf. Für Brot und Eier hatte sie keine Zeit.
    Und die Schule?
    Was, wenn sie nicht hinginge?
    Sie konnte sich nicht erinnern, schon einmal blaugemacht zu haben. Aber es gab eben Dinge, die man nicht aufschieben durfte, außerdem lief in der Schule so kurz vor den Sommerferien sowieso nicht mehr viel.
    Sie hatte
Die geraden Wege der alten Zeit
mit heruntergebracht. Die Fotografie auf dem Titel zeigte ein nebelverhangenes Hügelgrab aus der Bronzezeit, das sich hinter einer winterlichen Baumgruppe erhob.
    Und am Abend zuvor hatte sie bei Sonnenuntergang am Rand des Obstgartens hinter der Church Street – obwohl sie schon Dutzende Male dort vorbeigekommen war, ohne es wahrzunehmen – etwas entdeckt, was ganz bestimmt die Überreste eines Hügelgrabes oder Tumulus waren. Eines von den magischen Objekten, die man so leicht übersah, nicht beachtete … oder zerstörte.
    In Jane wuchs ein Verantwortungsgefühl für einen Mann, der bei ihrer Geburt schon mehr als ein halbes Jahrhundert tot gewesen war.
    Du und ich, Onkel Alfie.

3 Wegen der schönen Aussicht
    Merrily musste in einem von Janes Heiden-Büchern gelesen haben, dass der Schamane in Urgesellschaften oft ein sozialer Außenseiter war, der sowohl gefürchtet als auch verhöhnt wurde. Als weibliche Exorzistin in der Kirche von England hatte sie eine gewisse Ahnung davon, was das für ein Gefühl war.
    «Beraterin für spirituelle Grenzfragen»
. Hochwürden Spicer schüttelte müde den Kopf. «Und was genau … ich meine …?»
    Sie hatte beobachtet, wie er sich in der Küche bewegte; die Teedose, Becher und Zucker aus massiven Buchenholzschränken nahm. Er wusste genau, wo alles war. Nach dem, was ihr Sophie im Büro erzählt hatte, war Merrily eher auf ein hoffnungsloses Chaos in Spicers Pfarrhausküche gefasst gewesen – ungespülte Geschirrberge und schichtenweise erstarrtes Fett auf dem Herd – aber die Küche war sauber und praktisch eingerichtet, wenn auch nicht gerade gemütlich.
    Er verschüttete neben dem Becher einen Tropfen Milch, runzelte die Stirn und wischte mit einem Handtuch darüber.
    «Ich weiß, was man früher unter ‹Exorzist› verstanden hat. Grenzfragen ist wohl eher … Und
Beraterin

    «Das bedeutet einfach, dass ich nichts tue, solange ich nicht darum gebeten werde. In der Annahme, dass diese … etwas unklaren Dinge normalerweise bei dem Geistlichen vor Ort in besseren Händen sind. Der in diesem Fall Sie wären, Mr. Spicer.»
    «Nennen Sie mich Syd.» Er zog eine Besteckschublade auf und nahm zwei Löffel heraus. «Haben Sie schon einmal einen Exorzismus durchgeführt?»
    «Vor allem Kleine Exorzismen, Seelenmessen für Tote, die keine Ruhe finden, so was in der Art. Ich musste noch nie ein Mädchen daran hindern, sich mit einem Kruzifix selbst zu befriedigen, und ich wurde auch noch nie mit grüner Galle bespuckt. Aber ich gebe die Hoffnung natürlich nicht auf.»
    So war es jedes Mal. Eine neuere Studie hatte ergeben, dass in England mehr Leute an Geister glaubten als an Gott. Wohingegen Gemeindepfarrer immer noch dazu neigten, an Gott zu glauben, dafür aber mit Geistern Probleme hatten – und ein noch größeres Problem mit Exorzismen, die sie für die letzte Zuflucht unzeitgemäßer Sonderlinge in der sich verzweifelt modernisierenden Kirche von England hielten.
    Spicer lächelte nicht. Hinter ihm, auf dem Rayburn-Herd, fing der Wasserkessel an zu zischen.
    «Und was ist die Voraussetzung für einen Kleinen Exorzismus?»
    «Normalerweise eine Atmosphäre des Unglücks, die sich auch durch konzentriertes Beten nicht ändert. Soll ich Ihnen ein Buch dazu ausleihen? Das würde Ihre Fragen zur Beratung beantworten.»
    «Ich glaube, ich brauche Ihre persönlichen Dienste.» Er setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. «Ich bin nur nicht … sicher, ehrlich gesagt, aus welcher Richtung Sie …»
    Merrily seufzte. Das war die andere altbekannte, stacheldrahtbewehrte Hürde.
    «Mein geistlicher Berater heißt Huw Owen. Er hält Grenzfragen-Kurse in den Brecon Beacons ab. Das ist diese Bergregion in Südwales.»
    «Ja, ich kenne die Gegend.»
    Seine kleinen, duldsamen Augen schienen zu sagen:
nur allzu gut.
Komisch.
    «Am Ende
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