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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos
Autoren: Robert A. Heinlein
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er mich fast umbringen lassen, dann hatte er mich dazu gedrängt, ein Verbrechen zu decken und vor der Gerechtigkeit zu fliehen. Aber wir waren der Polizei entkommen, wenigstens einstweilen, und jetzt konnte ich, wenn ich Broadbent einfach abschüttelte, alles vergessen und wie einen bösen Traum beiseite schieben. Es war höchst unwahrscheinlich, daß ich mit dem Vorfall in Verbindung gebracht werden könnte, selbst wenn er entdeckt würde - glücklicherweise trägt ein Gentleman immer Handschuhe, und ich hatte die meinen nur ausgezogen, um Maske zu machen, und später während der unheimlichen Hausreinigung.
    Abgesehen von der kurzen Aufwallung jugendlichen Heldenmuts, die aus der Annahme entstand, Dak kämpfe gegen die Marsbewohner, hatte ich kein Interesse an seinen Plänen, und selbst die Sympathie war verflogen, als ich merkte, daß er gegen die Marsianer im allgemeinen gar nichts hatte. Die DoubleRolle, die er mir zugedacht hatte, würde ich jetzt nicht einmal mehr mit der sprichwörtlichen Zange anfassen. Zum Teufel mit Broadbent. Ich wollte vom Leben nichts weiter als genügend Geld, um Leib und Seele zusammenzuhalten, und eine Möglichkeit, meine Kunst auszuüben. Das »Räuber-und-Gendarmen«- Spiel interessierte mich nicht - das war bestenfalls schlechtes Theater.
    Der Jefferson-Raumhafen schien wie eigens gemacht für meinen Plan. Viele Menschen gab es dort und ein wirres Durcheinander mit all den Expreßbahnen, die sich wie ein Spinnennetz ausbreiteten. Wenn Dak mich nur ein paar Herzschläge lang aus den Augen ließe, würde ich schon halbwegs in Omaha sein. Ich würde mich einige Wochen ganz still verhalten und mich dann mit meinem Agenten in Verbindung setzen, um festzustellen, ob irgendwelche Nachfragen nach mir erfolgt wären.
    Dak sorgte dafür, daß wir zusammen die Kabine verließen, sonst hätte ich die Tür zugeschlagen und mich sofort verkrümelt. Ich tat nun, als bemerke ich es nicht, und hielt mich so dicht neben ihm wie ein junger Hund, während wir zu der Haupthalle unmittelbar unter der Oberfläche hinaufstiegen und zwischen dem Pan-Amerika-Schalter und dem der amerikanischen Fluglinien herauskamen.
    Dak ging durch den Warteraum gerade auf den Schalter der Diana-Gesellschaft zu, und ich vermutete, daß er Fahrkarten für das Mondschiff kaufen wollte. Wie er mich ohne Paß oder Impfschein an Bord bekommen wollte, konnte ich nicht ahnen, aber ich wußte immerhin, daß er sich in jeder Lage zu helfen verstand. Ich beschloß, zu verduften, während er die Brieftasche herauszog. Wenn ein Mann Geld zählt, sind wenigstens für ein paar Sekunden seine Augen und seine Aufmerksamkeit voll beschäftigt.
    Aber wir gingen am Diana-Schalter vorbei und durch einen Bogengang, über dem »Privatraketen« stand. Dieser Gang mit seinen kahlen Wänden war nicht sehr belebt. Mir wurde mit Schrecken klar, daß ich mir in der verkehrsreichen Haupthalle die beste Gelegenheit hatte entgehen lassen. Ich blieb stehen. »Dak, machen wir eine Raumfahrt?«
    »Natürlich.«
    »Sie sind verrückt, Dak. Ich habe keine Papiere. Ich habe nicht einmal einen Touristenausweis für den Mond.«
    »Den werden Sie nicht brauchen.«
    »Wieso? Man wird mich im Auswanderungsbüro anhalten. Dann wird ein dicker Polizist alle möglichen Fragen stellen.«
    Eine Hand legte sich um meinen Oberarm. »Wir wollen keine Zeit verschwenden. Warum sollten Sie durch das Auswanderungsbüro müssen, wenn Sie offiziell gar nicht verreisen? Und warum sollte ich dorthin müssen, wenn ich offiziell nie hier angekommen bin? Also vorwärts marsch, mein Sohn.«
    Ich habe kräftige Muskeln, und ich bin nicht klein, aber jetzt hatte ich das Gefühl, als ob ein Verkehrsroboter mich aus einer Gefahrenzone hinausschöbe. Ich sah ein Schild, auf dem »Männer« stand, und ich machte einen verzweifelten Versuch, loszukommen. »Dak, eine halbe Minute, bitte. Ich muß mal austreten.«
    Er grinste mich an. »Wirklich? Sie sind doch erst ausgetreten, ehe wir das Hotel verließen.« Er verlangsamte seinen Schritt nicht und ließ mich auch nicht los.
    »Meine Nieren sind nicht in Ordnung ... «
    »Lorenzo, mein Sohn, Sie haben wohl kalte Füße bekommen? Ich werde Ihnen sagen, was ich jetzt tue. Sehen Sie den Polizisten da vor uns?« Am Ende des Ganges, wo es zu den Privatraketen ging, ruhte ein Mann der Ordnung seine großen Füße aus, indem er sich über einen Schalter lehnte. »Mir schlägt plötzlich das Gewissen. Ich empfinde das Bedürfnis, alles zu
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