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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief
Autoren: Eloisa James
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und machte sich so rasch wie möglich auf den Weg.

46
    Aus Liebe zu Johnny
    Henrietta hörte die Mädchen schon von Weitem durch den Korridor poltern, ihre aufgeregten hellen Stimmen hallten von den Wänden wider. Anabel kreischte vor Lachen, dann hörte man Millie sagen: »Jetzt mal etwas leiser, ihr beiden. Ihr wollt doch euren kleinen Bruder nicht erschrecken. Er ist doch noch ein Baby!«
    Das Baby hatte gerade so viel Milch getrunken, dass sein Bäuchlein so straff gespannt war wie ein Trommelfell. Es schlief in Henriettas Armbeuge und wirkte so betrunken und zufrieden wie ein Matrose auf Landgang.
    Sein Vater spazierte aus dem angrenzenden Ankleidezimmer herein und gleichzeitig platzten Anabel und Josie in die Babystube. Anabel war immer noch ein wenig unsicher auf den Beinen, doch was ihr an Standfestigkeit fehlte, machte sie durch Geschwindigkeit wett. Sie war als Erste am Schaukelstuhl.
    »Mama!«, kreischte sie fröhlich.
    »Weck das Baby nicht auf!«, schimpfte Josie, doch es war bereits zu spät.
    John Darby schlug seine Augen auf und sah sich ein wenig benommen um. Er hatte eben erst damit begonnen, vertraute Gesichter zu erkennen. Die Mädchen beugten sich so eifrig über ihn, dass ihre Köpfe aneinanderstießen, und Josie säuselte: »Johnny! Johnny! Lach mal! Lach für mich!«
    Und natürlich erfüllte er ihren Wunsch. Wer hätte das nicht getan? Sie waren seine Schwestern und Freude und Stolz strahlten aus ihren Gesichtern. Sein Bauch war wohlgefüllt und seine Mutter war da. Zudem hörte er eine tiefe Stimme, die etwas sagte … und erkannte auch sie.
    Johnny öffnete den Mund zu einem fröhlichen zahnlosen Grinsen – und rülpste. Er lächelte, während ein dünnes Milchbächlein aus seinem Munde floss.
    Er erschrak ein wenig, als die beiden Gesichter vor ihm plötzlich verschwanden und lautes Geschrei das Zimmer erfüllte. Doch seine Mama tupfte ihm die Milch schon wieder ab.
    »Das war doch bloß ein Bäuerchen«, beruhigte sie die aufgeregten Gemüter. Und dann kam der Mensch mit der tiefen Stimme und nahm ihn auf den Arm.
    John versuchte, seinen verschwommenen Blick scharfzustellen, doch als kleines Baby war er nicht fähig, die Eleganz des Mannes zu würdigen, der ihn auf dem Arm hielt.
    »Oh, Darby, besser nicht!«, rief Henrietta einigermaßen besorgt. »Du trägst Hofkleidung, Liebling! Und du weißt doch, dass er …«
    »Unsinn!«, sagte Darby und drückte seinem Sohn einen Kuss auf die Nase. »John hat einfach nur gerülpst, nicht wahr? Mit diesen Torheiten ist es ein für alle Mal vorbei.«
    »Das bezweifle ich«, bemerkte Johns Mutter. »Und ich wollte dir schon längst einmal sagen, dass die Schuld ganz auf deiner Seite liegen muss. Niemand aus meiner Familie hat sich mit solcher Regelmäßigkeit erbrochen.«
    »Ich hab aber!«, rief Anabel und hüpfte neben dem Bett auf und nieder.
    »Tust du immer noch!«, gab ihre Schwester zurück.
    Die gekränkte Anabel fing an zu heulen.
    Henrietta lächelte ihr liebevoll zu. »Dein Magen hat sich in den letzten sechs Monaten doch beruhigt, nicht wahr, Anabel? Diese Schwäche hast du überwunden.«
    »Anabel war da aber schon älter als ein Jahr«, warf Josie ein und bewies damit einmal mehr jene scharfe Intelligenz, die ihrer Hauslehrerin bereits arg zu schaffen machte. »Und das heißt, dass es bei Johnny noch monatelang dauern kann. Igitt!«
    Simon Darby lächelte seiner kleinen Schwester zu und wandte sich an seine Frau. »Ich muss jetzt gehen«, sagte er. »Der Prinzregent hat …«
    Doch in diesem Augenblick spürte Johnny einen unangenehmen Kloß in der Kehle. Er blinzelte und machte den Mund auf. Ein merkwürdiger trockener Husten war zu hören.
    »Simon!«, warnte Henrietta.
    »Oh, verdammt!«, fluchte Johns Vater.
    Mit der Wucht einer Kanonenkugel schoss Milch, schon leicht geronnen, aus dem Munde des Kleinen und landete auf der prächtigen Weste seines Vaters, die mit kostbaren Goldfäden bestickt war.
    Johnnys Mutter lachte, die Schwestern kreischten, sein Vater fluchte. Milch tropfte von Darbys Rock, der mit Seide gefüttert und mit einem purpurroten Samtsaum versehen war.
    John runzelte fragend die Stirn. Nun war sein Magen leer. Er hatte wieder Hunger. Seine kleinen Augenbrauen zogen sich grübelnd zusammen und er begann zu brüllen.
    »Findest du das nicht auch unfair?«, fragte Henrietta.
    Darby reichte ihr das brüllende Kind und zog eine Braue hoch, während er Milchtropfen von seinen Spitzenmanschetten schüttelte. »Was
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