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Ein Dämon kommt selten allein

Ein Dämon kommt selten allein

Titel: Ein Dämon kommt selten allein
Autoren: Robert Asprin
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unterbrechen.
    Als ich schließlich geendet hatte, seufzte sie und schüttelte den Kopf.
    »Du hast recht, du befindest dich wirklich in einer schlimmen Klemme. Aber ich glaube, da gibt es ein paar Dinge, die du übersehen hast, bevor du deine Entscheidung gefällt hast.«
    »Zum Beispiel ...?«
    »Na ja, zunächst mal hast du schon recht, ein schlechter König ist schlimmer als ein guter König. Das Problem ist nur, daß ein schlechter König immer noch besser ist als gar keiner. Roddie Fünf zählt auf dich und darauf, daß du morgen seinen Platz einnimmst, und wenn du nicht aufkreuzt, dann gerät das ganze Reich in Panik, weil der König plötzlich verschwunden ist.«
    »So habe ich die Sache noch gar nicht betrachtet«, gab ich zu.
    »Dann ist da noch die Sache mit Grimble. Wir haben ja alle ein offenes Händchen für ein bißchen zusätzliches Kleingeld, aber wenn es herauskommen sollte, daß Grimble dich ausgerechnet dann dafür bezahlt hat, daß du die Mücke machst, als der König voll auf dich zählte, dann wandert sein Kopf auf den Richtblock, und zwar wegen Hochverrats.«
    Ich schloß die Augen.
    Das entschied die Sache. Es war ja schon schlimm genug, der anonymen Masse wehzutun, aber wenn die Masse plötzlich ein Gesicht bekam, und sei es auch nur das von Grimble, war ich außerstande, jemanden aufgrund meiner eigenen Feigheit einem Hochverratsprozeß auszusetzen.
    »Du hast recht«, seufzte ich. »Ich muß doch wohl morgen für den König einspringen.«
    »Mit mir als Lehrling?«
    »Frag mich das übermorgen noch mal ... sofern ich dann noch am Leben sein sollte. Bis dahin verziehst du dich und sagst Badaxe >hallo<. Ich weiß, daß er sich freuen wird, dich wiederzusehen.«
    »Majestät?«
    Mit einem Ruck kehrte ich in die Gegenwart zurück und mußte feststellen, daß die beiden Streithähne mich ansahen, wahrscheinlich in Erwartung meines Urteils.
    »Wenn ich den Fall richtig verstanden habe«, versuchte ich Zeit zu schinden, »dann beansprucht ihr beide dieselbe Katze als Besitz. Stimmt das?«
    Zwei Köpfe nickten in bereitwilliger Zustimmung. »Nun, wenn ihr beide euch nicht einigen könnt, scheint es mir nur eine Lösung zu geben. Teilt die Katze entzwei und behaltet jeder eine Hälfte.«
    Dieses Urteil war eigentlich dazu gedacht gewesen, sie beide ihren Streit mit einem schnellen Kompromiß beilegen zu lassen. Statt dessen aber bedankten sie sich überschwenglich für meine Weisheit, gaben einander die Hand und gingen fort, vermutlich, um ihre Katze zu tranchieren.
    Mir fiel auf, und dies nicht zum ersten Mal an diesem Tag, daß viele der Bürger Possiltums nicht gerade besonders helle zu sein schienen. Was irgend jemand mit einer halben toten Katze (oder, wenn wir schon dabei sind, mit einer ganzen toten Katze) anfangen wollte, überstieg mein Vorstellungsvermögen.
    Plötzlich fühlte ich mich sehr müde. Mit einem lässigen Winken rief ich den Herold herbei.
    »Wie viele warten noch draußen?« fragte ich.
    »Das waren die letzten. Wir haben die Prozeßlast für heute bewußt klein gehalten, damit Majestät sich auf morgen vorbereiten können.«
    »Auf morgen?«
    Die Frage rutschte mir so heraus. Eigentlich war es mir ziemlich egal, was morgen passierte. Meine Aufgabe war beendet. Ich hatte den lag überstanden, und morgen, das war Rodricks Problem.
    »Jawohl, morgen ... wenn Eure Braut eintrifft.«
    Plötzlich war ich überhaupt nicht mehr müde. Kein bißchen. Ich war hellwach und lauschte angespannt.
    »Meine Braut?« fragte ich vorsichtig.
    »Gewiß haben Eure Majestät es nicht vergessen. Sie hat ihre Ankunft eigens auf diesen Tag gelegt, damit sie noch eine Woche für die Hochzeitsvorbereitungen zur Verfügung hat.«
    Prozeßlast — daß ich nicht lachte! Jetzt war mir endlich klar, weshalb Rodrick Urlaub gewollt hatte. Und ich wußte auch mit ziemlicher Gewißheit, daß er heute abend nicht zurückkehren würde, um mich von meinen Pflichten zu entbinden. Heute abend nicht, und vielleicht niemals.

5
Das einzige, was noch schlimmer ist als ein Zauberer, ist ein Zauberlehrling.
M. Maus
    M. Maus Ausnahmsweise gelang es mir, meinen Drang, in Panik auszubrechen, zu unterdrücken. Ich mußte einfach! Ohne Aahz, der alles hätte zusammenhalten können, bis ich mich beruhigt hätte, konnte ich mir keine Hysterie erlauben.
    Statt dessen dachte ich nach ... und dachte nach. Ich steckte in der Klemme, und wie ich die Sache auch drehte, es würde mir nicht gelingen, alleine und aus eigener Kraft
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