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Ein Dämon für alle Fälle

Ein Dämon für alle Fälle

Titel: Ein Dämon für alle Fälle
Autoren: Robert Asprin
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Möglichkeit war, den Magistergrad zu erlangen, den ich jetzt innehabe. Wenn ihr euch fragen solltet, und das tun viele, wieso ein Bursche mit derartigen Qualifikationen sich ausgerechnet für meine Art von Arbeit entscheidet, dann kann ich euch zwei Gründe dafür nennen: Erstens bin ich ein geselliger Typ, der es vorzieht, mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten; und zweitens fühlt sich mein sensibles Wesen von der Skrupellosigkeit abgestoßen, die doch eine Grundvoraussetzung für das obere Management ist. Es liegt mir einfach nicht, anderer Leute Leben durch Aussperrungen und Fabrikschließungen und Ähnliches durcheinanderzubringen. Da finde ich es sehr viel umgänglicher, gelegentlich mal ein bis zwei Beine zu brechen oder ein Gesicht mit der Faust zu richten, als mit den Langzeitschäden leben zu müssen, die das obere Management im Interesse der jeweiligen Firma anrichtet. Da ich das beneidenswerte Glück hatte, mich schon an einem frühen Punkt in meiner Karriere entscheiden zu können, welchen Weg ich einschlagen wollte, habe ich mich dazu entschieden, lieber ein Befehlsempfänger zu sein als ein Befehlsgeber. Das ist eine saubere Art, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
    Jedenfalls melde ich mich früh am Morgen zur Arbeit, und man führt mich in der Fabrik herum, bevor ich mich ans eigentliche Werk machen soll. Ich will euch verraten, daß mich dieser Schuppen mehr beeindruckt hat als alles, was ich je gesehen habe. Das ist wie die Nordpolschweißerei von Sankt Nikolaus, nur eben richtig aufgemotzt.
    Als ich auf der Oberschule war, habe ich ziemlich viel Comics gelesen. Am meisten haben mich immer die Anzeigen fasziniert, in denen Röntgenbrillen, Furzkissen und Ähnliches angeboten wurde, was ich mir leider nie leisten konnte, weil ich kein untypischer Student war und daher über weniger Geld verfügte als der durchschnittliche Achtjährige. Als ich die Fabrik betrat, erkannte ich plötzlich, daß mir diese Wohltaten schlußendlich doch nicht entgehen sollten, wie ich einst gefürchtet hatte.
    Der Schuppen war gewaltig, ich meine wirklich groß, und er war von einer Wand bis zur anderen mit Fließbändern und Fässern und Stapeln aus Rohstoffen und mit Kisten vollgestopft, die in Sprachen etikettiert waren, die zu kennen ich nicht privilegiert bin; außerdem waren da noch große Mengen von Arbeiterburschen, die herumschlenderten und Anzeigen überprüften, Wagen in der Gegend herumschoben und anderweitig mit all jenen Aktivitäten beschäftigt waren, die man vorgaukelt, wenn die Türen offenstehen und einer von der Fabrikleitung auf dem Weg zum Kaffeeautomaten vorbeikommen und mal kurz nachsehen könnte.
    Noch beeindruckender aber waren die Güter, die hier hergestellt wurden. Mit einem Blick erkannte ich, daß ich, der Liebhaber billiger Trickapparaturen, tatsächlich gestorben und ins Kinderparadies gelangt war. So uninformiert ich auch war, erriet ich, daß ich hier auf die Hauptquelle all jener Anzeigen gestoßen war, von denen ich gerade sprach, und daß auch die meisten Händler im Bazar, die für den Tourismus arbeiten, von hier ihre Waren beziehen dürften.
    Sofort erkenne ich auch das Problem. Da die meisten dieser Waren klein und tragbar sind, kann wahrscheinlich kaum jemand der Versuchung widerstehen, mit ein paar Mustern in den Taschen davonzuspazieren, nicht wahr? Solche Güter könnten selbst einen Heiligen noch in Versuchung führen, und ich bezweifle ernsthaft, daß die Mehrheit der Arbeitertruppe aus denen besteht.
    Gleichzeitig gelange ich zu dem Schluß, daß dies meinen Job erheblicher vereinfachen wird, als ich erwartete. Ich denke mir, daß ich mir nur zu überlegen brauche, wie ich selbst ein paar ausgesuchte Gegenstände mitgehen lassen würde, um dann zu schauen, wer ebenso verfährt. Natürlich überlege ich mir auch, daß es sich schickt, mein angenommenes System erst einmal selbst einer Probe zu unterziehen, um gleichzeitig den einen oder anderen Bonus zu ergattern, mit dem ich vor Nunzio dann angeben kann.
    Zunächst aber mußte ich mich allerdings darauf konzentrieren, mich als guter Arbeiter einzuführen, damit niemand Verdacht schöpfte, daß ich aus einem anderen Grund hier sein könnte, als um einen ehrlichen Lebensunterhalt zu bestreiten.
    Die erste Aufgabe, die man mir zuwies, war für einen Mann von meinen Fertigkeiten und meiner Geschicklichkeit sehr einfach. Ich mußte lediglich auf jeden Zaubergleiter, der per Fließband auf mich zukam, eine Spur Elfenstaub
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