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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
Autoren: Lynda Curnyn
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abgesehen. „Die Familie kommt zuerst“, sagte sie immer. Und ich wusste, sie hatte Recht.
    „Du bringst doch Kirk mit, oder?“
    „Nun, er ist am Wochenende nicht in der Stadt.“
    „Ach ja?“
    An ihrem beeindruckten Tonfall konnte ich erkennen, dass sie glaubte, er hätte geschäftlich zu tun. Und da Kirk gelegentlich wirklich zu Kunden fahren musste, beschloss ich, die Seifenblase nicht platzen zu lassen. Kirk hatte meine Familie schließlich schon kennen gelernt. Himmel, er war praktisch ein ehrenhaftes Mitglied. Dieser Idiot.
    „Hör mal, Ma, ich muss auflegen. Justin hat so eine … Couch mitgebracht.“ Ich blickte erneut auf den schäbigen Stoff. „Wir müssen sie aus der Halle schaffen.“
    „Eine Couch? Ich dachte, ihr habt gerade erst eine Couch bekommen.“
    „So ist es. Justin legt sich aber eine Sammlung zu.“
    Sie lachte so, als ob sie einfach alles, was Justin tat, absolut entzückend fände. Und als ich einhängte und zur Ladestation schaute, die ich mit dieser Monstrosität im Weg niemals erreichen konnte, rief ich nach meinem absolut entzückenden Mitbewohner, der in seinem Zimmer verschwunden war, vermutlich, um ein Yankee-Spiel anzusehen.
    „JUSTIN!“ bellte ich so laut, dass es im ganzen Stockwerk zu hören war.
    „Was gibt’s?“ Er streckte seinen Kopf aus dem Zimmer und sah mich stirnrunzelnd an. Als ob
ich
es wagen würde,
ihn
zu stören.
    „Was meinst du mit was gibt’s?“ rief ich und klopfte auf die Couch, woraufhin eine weitere Staubwolke aufstieg.
    „Huch, ich hatte gar nicht gemerkt, dass die Couch so staubig ist“, kommentierte er mein folgendes Nieskonzert.
    „Offenbar gibt es eine Menge Dinge, die du nicht bemerkst“, entgegnete ich frustriert. „Wie zum Beispiel, dass wir bereits zwei Sofas haben. Oder dass ich mich Sonntagabend nach Brooklyn schleppen und mindestens bis fünf Uhr Montag früh wach bleiben muss …“
    „Aber du gehst doch nie vor Mitternacht ins Bett. Nicht einmal, wenn du zu Hause bleibst.“
    „Das ist nicht der Punkt!“ schrie ich.
    Justin starrte mich nur überrascht an. „Was ist denn dann der Punkt?“
    „Der Punkt ist … der Punkt ist …“ Ich hatte einen Kloß im Hals. Und dann brach es aus mir heraus: „Kirk will am Wochenende seine Familie besuchen.“
    „Warum hast du deiner Mutter dann nicht einfach gesagt, dass du mit ihm fährst?“
    „Weil ich nicht mit ihm fahre.“
    „Oh.“ An seinem verwirrten Gesichtsausdruck war klar zu sehen, dass er noch immer nicht verstand.
    „Er hat mich nicht gefragt.“
    „Oh.“ Sein Ton zeigte, dass er nun verstanden hatte.
    „Hätte er mich nicht fragen müssen, ob ich mit will?“
    Justin dachte einen Moment darüber nach. „Wolltest du denn mitgehen?“
    Ich seufzte. „Das ist nicht das Thema.“ Vielleicht hatten Männer doch ein dickeres Fell, als ich mir eingestehen wollte. „Das Thema ist, dass wir seit fast zwei Jahren zusammen sind und ich seine Eltern noch nicht getroffen habe. Und das, obwohl er öfter bei meiner Mutter in Brooklyn war, als ich zählen kann.“
    „Brooklyn ist viel näher als – woher kommt er noch mal? Brookline?“
    Ich stöhnte. „Newton. Das Problem ist, dass er unsere Beziehung nicht ernst nimmt. Nicht ernst genug, um mich seinen Eltern vorzustellen. Oder mich zu … heiraten.“
    Justin wurde ganz bleich. „Dich heiraten?“ fragte er, und es klang, als hinterließen diese Worte einen bitteren Geschmack in seinem Mund. Was für ein Problem haben Männer nur immer mir dem H-Wort?
    „Ja,
mich heiraten“
, antwortete ich. „Warum ist es so schwer vorstellbar, dass Kirk mich heiraten könnte? Schließlich schlafe ich mit ihm, ich esse mit ihm, teile einige meiner intimsten Gedanken mit ihm, und das seit einem Jahr und acht Monaten. Findest du nicht, dass es an der Zeit ist, jetzt eine echte Bindung einzugehen?“
    „Wir essen und schlafen miteinander.“ Justin lächelte. „Und wir heiraten auch nicht.“ Er machte eine Pause und warf mir einen amüsierten Blick zu. „Oder?“
    „Vergiss es.“ So liebenswert Justin auch war, er würde mich nie verstehen. Schließlich war er ein Mann. Und mit Männern kannte ich mich aus. Ich bin in einer Familie voller Männer aufgewachsen. „Lass uns einfach einen Platz für dieses Sofa finden.“ Ich überlegte, wo wir es hinstellen könnten, bis ich Justin davon überzeugt hatte, dass es überflüssig war. Dann dachte ich an Kirks müllfreie Wohnung und stellte fest, dass es außer Liebe noch andere
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