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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller
Autoren: James Ellroy
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zweiten
    Attentatsplan gibt. Ich nehme auch an, daß Banister davon
    Kenntnis haben könnte – und daß Hoover ihm die Akten-
    notiz deswegen in die Hände gespielt hat.«
    Kemper wandte sich zum Fenster. »Siehst du diesen
    Kontrollpunkt?«
    »Ja, klar«, sagte Littell.
    »Immer wieder Hoover«, sagte Kemper. »Er läßt die Raz-
    zien steigen, damit der Haß auf Jack zunimmt. John Stanton
    hat mich angerufen, Ward. Angeblich sollen ein halbes oder
    sechs Dutzend oder zwei Dutzend weiterer Scheißanschläge
    geplant sein, wie wenn die Scheißattentatsmetaphysik da
    draußen sich unabdingbar –«
    Pete knallte ihm eine.
    Kemper zog die Waffe.
    Pete auch.
    »Nein«, sagte Littell. GANZ LEISE.
    Pete ließ die Waffe aufs Bett fallen.
    Kemper ließ seine fallen.
    »Schluß«, sagte Littell. GANZ LEISE.
    Die Spannung im Zimmer war fast körperlich spürbar.
    Littel entlud die Waffen und schloß sie in seine Aktentasche.
    Pete flüsterte beinahe. »Banister hat mich letzten Monat
    aus dem Gefängnis geholt. Er sagte, er habe so das Gefühl,
    als ob die ganze Kennedy-Scheiße bald ein Ende habe – wie
    wenn er eine Art Scheißvorwissen gehabt hätte.«
    Kemper sprach genauso leise. »Juan Canestel führt sich
    seit einiger Zeit äußerst eigenartig auf. Ich bin ihm vor ein
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    paar Stunden gefolgt und habe seinen Wagen neben dem von
    Banister und Carlos Marcello gesehen. Die Straße hinunter,
    vor einem anderen Motel.«
    »Dem Larkhaven«, sagte Littell.
    »Genau.«
    Pete saugte sich das Blut von den Knöcheln. »Woher weißt
    du das, Ward? Und wenn sich Carlos an einem zweiten At-
    tentat beteiligt hat, blasen Santo und Mo dann unseres ab?«
    Littell schüttelte den Kopf. »Ich denke, wir sind noch
    im Rennen.«
    »Und was bedeutet die Geschichte mit Banister?«
    »Sie ist mir neu, paßt aber ins Bild. Ich weiß nur, daß ich
    Carlos um 17 Uhr im Larkhaven treffe. Er hat mir gesagt,
    daß Santo und Mo die ganze Operation an ihn delegiert
    haben, unter zwei neuen Bedingungen.«
    Kemper rieb sich das Kinn. Von dem Schlag war sein
    Gesicht hellrot.
    »Die wären?«
    »Daß wir Miami abblasen und uns einen linken Sün-
    denbock suchen.
    Da die Möglichkeit eines Waffenstillstands mit Castro
    nicht mehr besteht, wollen sie den Killer als Fidel- Anhänger
    darstellen.«
    Pete trat gegen die Wand. Ein Landschaftsdruck fiel
    herunter.
    Kemper verschluckte einen losen Zahn. Pete wies auf
    den Highway.
    Die Bullen legten volle Kampfausrüstung an. Sie filzten
    die Gefangenen auf offener Straße bis auf die nackte Haut.
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    »Sieh dir das an«, sagte Kemper. »Al es Züge in Mr. Hoovers
    Schachspiel.«
    »Du spinnst«, sagte Pete. » So scheißgut ist der nicht.«
    Littell lachte ihm ins Gesicht.
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    (Blessington, 21. 10. 63)
    Carlos hatte ein Tablett mit Drinks arrangiert. Um Feinhei-
    ten unbekümmert – Hennessy und in Papier eingewickelte
    Motelzahnputzgläser.
    Littell nahm den harten Stuhl. Carlos den bequemen.
    Das Tablett stand auf einem Kaffeetischchen zwischen ihnen.
    »Ihre Truppe ist weg vom Fenster, Ward. Wir setzen einen
    anderen ein. Er hat den ganzen Sommer an der Planung
    gearbeitet, was heißt, daß wir mehr Leistung fürs gleiche
    Geld kriegen.«
    »Guy Banister?« fragte Littell.
    »Wie sind Sie darauf gekommen? Hat Ihnen das ein kleines
    Vögelchen geflüstert?«
    »Sein Wagen steht auf dem Parkplatz. Und manche Dinge
    kriegt man einfach mit.«
    »Sie nehmen es sehr gefaßt.«
    »Was soll ich sonst tun.«
    Carlos spielte mit einem Alunidor. »Ich habe soeben davon
    erfahren. Die Sache ist schon geraume Zeit am Laufen, was die
    Erfolgschancen aus meiner Sicht um einiges steigern dürfte.«
    »Wo?«
    »Dallas, nächsten Monat. Guy hat sich die Unterstüt-
    zung von ein paar reichen Rechten gesichert. Er hat einen
    langfristig aufgebauten Sündenbock, einen professionellen
    Schützen und einen Kubaner.«
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    »Juan Canestel?«
    Carlos lachte. »Sie sind wirklich schlau.«
    Littel schlug die Beine übereinander. »Darauf ist Kemper
    gekommen. Was mich angeht, sol te man niemals einem Psy-
    chopathen trauen, der einen bonbonroten Sportwagen fährt.«
    Carlos biß die Zigarrenspitze ab. »Guy ist ein fähiger
    Bursche. Er hat einen Linken als Sündenbock, der an
    einer der Konvoi-Routen arbeitet, zwei Schützen und
    ein paar Polizisten, um den Sündenbock auszuschalten.
    Ward, Sie können nicht einem Burschen böse sein, der
    unabhängig von Ihnen den gleichen Scheißplan ausge-
    heckt hat wie
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