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Ein Alptraum für Dollar

Ein Alptraum für Dollar

Titel: Ein Alptraum für Dollar
Autoren: Pierre Bellemare
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können, daß er seine protzige Karawane erst am 1. November 1911 in Marsch setzt — zehn Tage später als Amundsen, der schon am 20. Oktober zum Pol startet — mit nur vier Gefährten, vier Schlitten und seinen vierzig bravourösen Huskies. Seitdem Erik der Rote Grönland entdeckt hatte, verstanden sich die Norweger aufs polare Metier. Von den Eskimos hatten sie im Laufe der Zeit sehr viel gelernt — zum Beispiel, daß Huskies eben keine Maulesel sind, keine dressierten Zugtiere. Sie müssen hinter irgend etwas herrennen, hinter einem Leittier oder einem Menschen. Amundsen hatte also für seine Polfahrt den besten Skilangläufer Norwegens engagiert, als Köder für die Hunde sozusagen. Eine ausgezeichnete Idee! So schafft Amundsen die Tagesetappen von etwa fünfzehn bis zwanzig Seemeilen in höchstens fünf Stunden.
    Vom Schiff aus bis zum Pol müssen beide Expeditionen eine gleich lange Strecke bewältigen. Etwa 1250 Kilometer. Und für beide heißt es zuerst, über den Eisschild des Rossmeeres hinaus, also über bis 3000 Meter hohe Gletscher steigen. Dann wird’s einfacher — immer geradeaus! Über 1000 Kilometer auf dem hohen, grenzenlosen Eisplateau bis zum Pol Vordringen, bei Temperaturen um die 30 Grad minus.
    Am 13. Dezember 1911 ist Amundsen nur noch zwei Tagesetappen vom Ziel entfernt. Um diese Zeit hat Scott nicht einmal die Hälfte der Route geschafft. So sah sie aus, die legendäre Sternstunde der Menschheit:
    Zuerst einmal fallen gleich die drei Motorschlitten aus. Der erste rutscht schon beim Ausladen vom Haken ab und versinkt. Die zwei anderen geben nach einigen Meilen den Geist auf, wie bei den Probefahrten auch. Es war kein Pech. Captain Scott hat aber weitere Pferdestärken dabei, und zwar in Gestalt dieser neunzehn sibirischen Ponys! Diese vegetarischen Huftiere, die bei jedem Schritt bis zu den Knien, ja bis zum Bauch in die Schneekruste einsinken! Das ist aber nicht das Schlimmste. Das Füttern der Tiere bereitet den Briten ein schier unlösbares Problem. Heu liegt nun mal nicht herum auf dem ewigen Eis der Antarktis! Um die Ponys zu füttern, mußte das Heu aus Neuseeland herbeigeschafft und massenweise auf den Schlitten mitgeschleppt werden. Halb erfroren, halb verhungert, völlig erschöpft müssen die Ponys eines nach dem anderen erschossen werden. Wenigstens hat Dr. Wilson dieses Mal eine Pistole dabei!
    600 Kilometer vom Pol entfernt also sind alle Ponys tot. Bleiben noch die zweiunddreißig Hunde, die bis jetzt das Heu geschleppt haben. Captain Scott kann diese Huskies aber nicht ausstehen. Und die Huskies mögen ihn genausowenig. Kein Wunder, denn sie müssen ja wie dumme Ochsen brav die Schlitten ziehen, fast im Gleichschritt — halt britisch! Da trifft Scott eine unglaubliche Entscheidung! Er schickt die zwei Hundeteams mit den Treibern zum Proviantlager zurück — zum »One-Ton-Depot« — 500 Kilometer zurück!
    Jetzt muß er also mit den restlichen elf Leuten selber die Schlitten ziehen! Auf Skiern! Immer noch stolpernd, denn trotz der Erfahrungen bei der ersten Expedition hatte keiner geübt auf diesen langen Brettern zu laufen! Nach elf Tagen — eine neue irrsinnige Entscheidung von Scott: Er schickt vier weitere Leute zurück. Warum? Nur er weiß es. Es ist aber ein Befehl. Wird ausgeführt.
    Bleiben nun zwei Schlitten und acht Mann, die sich keuchend in der dünnen Luft des hochgelegenen Plateaus gen Süden schleppen. Captain Scott treibt die Männer bis zur Erschöpfung — und am Silvestertag 1911 erteilt er wieder mal einen wahnsinnigen Befehl: Die vier Männer des zweiten Teams sollen die Skier abschnallen, dort zurücklassen und zu Fuß weitermarschieren! Warum? Nur er weiß es. Es ist aber ein Befehl. Wird ausgeführt. Zwei Tage später können die »Fußgänger« nur noch kriechen. Jetzt endlich verstehen alle, worum es geht: Scott will allein mit seinem eigenen Team den Pol erreichen. Also schickt er auch die vier erschöpften Männer des zweiten Teams zurück... mit der Begründung, sie könnten nicht schnell genug laufen.
    Bleiben nur noch vier! Aber plötzlich fällt diesem Kapitän zur See ein, daß ihm jetzt ein brauchbarer Navigator fehlt. Also wird der junge Henry Bowers zurückgeholt, und er muß damit einverstanden sein, die letzten 280 Kilometer bis zum Pol zu Fuß zu gehen. Insgesamt also etwa 600 Kilometer hin und zurück bis zu der Stelle, wo man auf dem Rückweg vielleicht die Skier in der weißen Unendlichkeit wiederfindet! Bleiben also fünf
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