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Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Eigentlich bin ich eine Traumfrau

Titel: Eigentlich bin ich eine Traumfrau
Autoren: Jana Seidel
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Chef.
    Â»Ja, aber wäre es dann nicht sinnvoller, ich würde das gleich mit übernehmen? Ich bin ja im Thema drin, und Juli fängt offenbar erst an zu lesen«, sagt Diana mit unschuldiger Miene.
    Â»Die Bücher sind Geschenke für meine Freundinnen. Ich denke wirklich, ich sollte das machen. Ich kenne den Autor persönlich und weiß, dass er – na ja – etwas kompliziert ist und im Allgemeinen nicht viel von Journalisten hält.« Huch, was rede ich denn da?
    Â»Ach ja? Dafür sitzt er aber in sehr vielen Fernsehsendungen«, faucht Diana.
    Â»Ich meinte natürlich die Printmedien. Er sagt immer, im Fernsehen könne er kontrollieren, was er preisgibt, aber er kann nicht verhindern, durch den Filter eines Schreiberlings falsch dargestellt zu werden.«
    Ich hoffe, dass Diana nun nicht irgendwo einen Aktenordner mit gesammelten Zeitungsinterviews mit Rafael herauskramt.
    Der Chef grinst, er genießt den Zickenkrieg. Eigentlich ist dies ein Moment, in dem Frauen Solidarität zeigen sollten. Aber es handelt sich schließlich um Diana.
    Â»Halten wir es so einfach wie möglich. Juli macht das Interview, wo sie doch ohnehin schon den Kontakt hat«, entscheidet Picard. Guter Mann.

    Beleidigt trottet Diana an ihren Arbeitsplatz. »Ich dachte ja nur. Du hast schließlich viel zu tun, jetzt wo du auch noch für andere Blätter schreibst«, sagt sie laut in meine Richtung.
    Wir Freien hassen Diana, die von vielen festangestellten Redakteuren verhätschelt wird. Sie hat es perfektioniert, uns mit ihren Leidensgeschichten zu langweilen und sich immer ungerecht behandelt zu fühlen. Den Redakteuren, über die sie sich bei uns pausenlos beschwert, sagt sie hingegen mit näselnder Kindchenstimme und weit aufgerissenen Augen so anbiedernde Dinge wie: »Oh, Ihr Artikel war der schönste, den ich seit langem gelesen habe! Der hätte eigentlich auf Seite eins gehört! Ich glaube, ich muss noch viel lernen.«
    Dabei ist sie mindestens drei Jahre älter als ich – und trotzdem kommt sie mit der Kleinmädchenmasche durch.
    Â»Das kommt, weil in diesem Ressort keiner Kinder hat, die finden das süß«, tröstet Toni mich. Sie ist – neben PaPi, der intelligente Frauen bevorzugt – wohl die einzige Kollegin, die nicht auf die süßliche Nummer reinfällt.
    Â»Aber du hast doch auch keine Kinder und möchtest sie trotzdem nicht in die Arme schließen.«
    Â»Weil ich einen guten Grund habe, ihr zu misstrauen. Diana und ich gehörten schließlich zum gleichen Volontärsjahrgang. Wenn ich so unvorsichtig war, in ihrer Gegenwart ein gutes Thema zu erwähnen, ist sie damit sofort zum Chef gerannt. Da ist nicht mehr viel zu retten.«
    Â»Schlange«, grummle ich.
    Â»Dabei könnte sie sogar richtig hübsch sein, wenn ihre Mundwinkel nicht immer so verbiestert nach unten gezogen wären, sobald keiner hinguckt.«

    Grimmig schaue ich Toni an.
    Â»Ich habe gesagt ›könnte‹«, sagt Toni und lacht.

    I n der Mittagspause treffen wir uns mit Tanja, um herauszufinden, ob es einen gangbaren Weg gibt, den neuen Karotrend umzusetzen – ohne wie ein Trapper in der kanadischen Einöde mit Waschbärenschwanz an der Fellmütze auszusehen. Gibt es nicht. Wenn man kein sechszehnjähriges Model ist, sieht man in dem Muster eben doch wie ein Holzfäller aus – oder wie die verstorbene Queen Mom auf dem Weg zur Ginflasche. Sehr unsexy. Wir geben schnell auf, und entschließen uns zu einem netten Plausch samt Heißgetränk.
    Wenn die Bedienung im Weinstein die Getränke serviert, ohne vorher eine Bestellung aufzunehmen, dann weiß man, dass man zu viel Geld für Genussmittel ausgibt: abends traute Einigkeit beim Chardonnay und ein paar Gimlets vorweg, tagsüber portugiesischen Galao für Tanja, für Toni »einen ganz normalen Kaffee bitte, keine Kekse, kein Zimt, keine Art von Schaum« und Cappuccino für mich.
    Â»Professor Weißenbach hat gerade eine Studie veröffentlicht, die belegt, dass man den Charakter seines Gegenübers daran erkennen kann, was er mit dem Schaum auf seinem Kaffee anstellt«, sagt Tanja.
    Tanja studiert noch und jobbt seit neuestem nebenher als Souvenirverkäuferin in einer Kunsthalle, weil sie derzeit davon träumt, eine Galerie zu eröffnen. Deswegen studiert sie im Moment wohl Kunstgeschichte, Italienisch und
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