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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd
Autoren: Jacques Berndorf
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Mutti, daß ihre Kinder, wenn die mal
Kummer haben, mich anrufen. Sie ist behängt mit Gold, kiloweise, und mit echten
Steinen. Sie hat mal zu mir gesagt, daß sie an Sex nicht interessiert sei, das
einzige, was sie interessieren würde, sei Bargeld. Ich kann mir gar nicht
vorstellen, wie Kleve mit der leben kann. Aber er ist eigentlich genauso
geldgeil, in dem Punkt treffen sie sich. Rodenstock, sagen Sie mal: Hat Cherie
wirklich ein Kind von mir abgetrieben? Bei Narben-Otto? Und sie hat wirklich
versucht, Kleve zu erpressen?«

    Rodenstock antwortete darauf nicht, sondern sagte: »Sie wissen
selbst, daß Sie sich hier ein Traumreich aufgebaut haben, eine Maske, eine
Menge falscher Kulissen. Sie haben Cherie in den Stand der Heiligen Jungfrau Maria
geschoben. Doch es scheint, als sei sie eine Ratte gewesen. Eine Ratte mit
großer Gewalt über Sie. Kleve hat das begriffen. Wahrscheinlich von Anfang an.
Sagen Sie mir, Berner, wieviele Ihrer steuerzahlenden Kollegen haben Sie im
Laufe der Jahre an die Bullen und das Finanzamt verpfiffen? Die ungefähre Zahl
würde mich interessieren.«

    Â»Ich weiß es nicht«, antwortete er in nichtssagendem Ton. »Es
ging über Jahre, und ich hatte gar keine andere Wahl. Kleve hatte mich fest in
der Hand, und ...«

    Â»Berner«, unterbrach Emma. »Die ungefähre Zahl wollen wir
wissen.«

    Â»Zweihundert, vielleicht dreihundert. Ich habe nicht Buch
geführt, Kleve setzte mich auf die Fälle an, ich erledigte sie.«

    Â»Was glauben Sie, wieviele Unschuldige waren darunter? Die
Hälfte?«

    Â»Kann sein.«

    Â»Sie haben auch Konkurrenten auf die Art aus dem Geschäft
gestoßen, nicht wahr? Wieviel?« Rodenstock fragte monoton, als interessiere es
ihn eigentlich nicht.

    Â»Ich weiß das wirklich nicht mehr.«

    Â»Sie regen mich langsam auf.« Emma zündete sich einen ihrer
holländischen Zigarillos an. »Was macht Sie eigentlich so sicher?«

    Berner starrte wieder in das Feuer. Sein Gesicht wirkte müde,
und in den Augen stand Resignation. »Die Grundidee von Kleve war schlicht
genial. Der Staat, Vater Staat, baute eine Falle für säumige Steuerzahler auf.
Ich war sozusagen der Kasten der Falle. Dafür erhielt ich Privilegien. Wenn es
zu einem Verfahren gegen mich kommt, wird herauskommen, daß ich diesem Vater
Staat jedes Jahr Hunderte von Millionen Mark einbrachte. Und das ist nicht
schädlich, das war ein Polizistentrick. Der Staat kann sich gar nicht erlauben,
uns vor Gericht zu stellen.«

    Â»Der Skandal wird Sie töten«, stellte Emma fest. »Kleve ist
wegen Mordes dran. Mindestens wegen Absprache.«

    Â»Genau das ist nicht sicher«, schnappte Berner zurück. »Genau
das nicht, meine Verehrteste. Und selbst wenn: Wir werden auf freiem Fuß
bleiben und jede Rechtsmöglichkeit ausschöpfen. Ist es eigentlich wahr, daß die
meisten aus der Clique, meine Kinder ... meine jungen Freunde, auch als Drogenkuriere
gearbeitet haben?«

    Ich hielt den Atem an, und ich sah, daß Rodenstocks rechte Hand
sich verkrampfte. Emma war so verblüfft, daß ihr Rauch vom Zigarillo
unkontrolliert in die Lunge geriet. Sie begann bellend zu husten.

    Â»Das stimmt«, sagte Rodenstock gleichgültig. »Das ist ein
winziges Detail, das irgendwann in einer Verhandlung eine Rolle spielen wird.
Aber es spielt keine große Rolle.«

    Â»Das denke ich aber schon.« Berner versuchte Punkte zu sammeln.

    Stefan Hommes kam herein. Er schob einen Servierwagen vor sich
her. »Ich habe Brote gemacht«, sagte er tonlos. »In dem Topf da sind heiße
Würstchen. Sie müssen endlich etwas essen, Chef.«

    Â»Stefan, mein Guter«, sagte der zittrig. »Das alles übersteigt
dein Fassungsvermögen, ich weiß. Aber du bist solidarisch, du bist treu, ich
werde dich belohnen.«

    Stefan Hommes neigte betroffen das Haupt. Er sagte: »Danke
schön, Chef.« Dann ging er wieder hinaus.

    Â»Die Eifler sind wirklich wunderbar«, hauchte Berner. »Ich
werde ihm eine lebenslange Beschäftigung geben.«

    Â»Die könnte kurz sein«, sagte Rodenstock scharf. »Wird die
Landesregierung von Nordrhein-Westfalen über diesen Skandal stürzen?«

    Â»Ich denke, ja. Erst der Finanzminister, dann der Justizminister,
schließlich der Boß. Ja, das gibt Lärm.«

    Â»Und wahrscheinlich werden Sie derweil auf Hawaii sitzen und
die
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