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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd
Autoren: Jacques Berndorf
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Zeitung lesen.« Emma klang bitter.

    Â»Bestimmt nicht«, widersprach Berner. »Ich bin überhaupt nicht
am Ausland interessiert. Als Finanzplatz, gut in Ordnung, aber nicht als
Wohnsitz. Ich bin ein Deutscher, und ich bin stolz darauf, wenn ich das so
formulieren darf ...«

    Â»Und Ihre Frau?« fragte Emma.

    Â»Die wird zu mir halten. Bis daß der Tod euch scheidet. Ich
flüchte nicht, ich werde hierbleiben und meine Sache vertreten. Ich habe im
Auftrag des Staates gehandelt. Der ermordete Präsident Kennedy hat mal gesagt,
wir müßten überlegen, was wir für dieses Volk tun können. Ich habe sehr viel
getan für mein Volk.«

    Es verschlug mir den Atem, machte mir einen trockenen Mund.

    Â»Hat denn Kleve Sie nicht informiert, daß er Cherie getötet
hat?« fragte Rodenstock.

    Â»Nein.«

    Â»Aber Sie haben es geahnt, nicht wahr?«

    Â»Ja, aber ich mußte schweigen.«

    Â»Und wissen Sie, daß er Sie jetzt liebend gern erschießen
würde?«

    Â»Warum sollte er das tun?«

    Â»Weil Sie zuviel wissen«, murmelte Rodenstock. »Weil Sie zu
redselig waren. Sie haben Cherie blind vertraut, und sie hat Sie verraten.
Jeden Tag einmal. Mein Gott, Sie sind ein unmoralisches und bigottes Schwein,
nichts sonst.«

    Â»Ich denke, das reicht jetzt. Verlassen Sie mein Haus.«

    Â»Warum denn?« fragte Emma scharf. »Das ist Ihnen unangenehm,
nicht wahr? Richtig peinlich. Da bleibt von dem Strahlemann nichts übrig, da
wird die Legende Berner zerstört. Was schätzen Sie, wieviel Geld hat Kleve mit
Ihnen verdient?«

    Â»Genug vermutlich. Da fällt mir ein: Kleve wird vermutlich ins
Ausland gehen. Er ist der Typ dazu.«

    Â»Verachten Sie ihn? Wieviele Hirsche haben Sie ihm geschenkt?
Wissen Sie wenigstens das?«

    Â»Ja, genau. Vierzehn waren es. Achtender, makellos. Er ist ganz
verrückt danach.«

    Wir mußten ihn zum eigentlichen Thema zurückbringen, ich
fragte: »Noch einmal zu Narben-Otto. Hat er Sie eigentlich auch erpreßt?«

    Berner wartete mit der Antwort ein paar Sekunden zu lang. »Ich
weiß nicht, ob ich das Erpressung nennen soll. Er kam her, wenn ich hier war.
Und er war geil darauf, mir indirekt mitzuteilen, was er alles wußte. Forderungen
stellte er nicht. Er sagte so Sätze wie: Ich muß meinen Lebensabend auf
Mallorca vorbereiten. Dann schob ich ihm einen Scheck rüber. Mehr war da
nicht.«

    Â»Was stand denn auf so einem Scheck?« fragte Emma.

    Â»Mal zehn-, mal zwanzigtausend. Es läpperte sich, aber im
Grunde war es Pipifax. Jetzt muß ich mal was fragen: Hat Narben-Otto wirklich
Abtreibungen durchgeführt? Auch bei den Frauen meiner jugendlichen Clique?«

    Â»Er nahm fünftausend pro Eingriff«, erklärte Emma nüchtern.
»Und ich nehme einmal an, Sie haben das finanziert, ohne zu wissen, was Sie da
bezahlten. Sehen Sie, Berner, ein Geistesriese sind Sie wirklich nicht. Und
jetzt tun Sie doch nicht so. Warum sagen Sie nicht gleich, daß Sie es waren,
der Narben-Otto bestraft hat? Sie haben plötzlich gerochen, was dieses Schwein
Ihnen antat. Sie haben ihn in den Steinbruch geworfen! Nein, nein, suchen Sie
nicht nach einem Ausweg. Der Fall Narben-Otto war immer etwas nebelhaft, der
paßte irgendwie nicht. Jetzt paßt er.«

    Das Prasseln des Feuers war das einzige, was zu hören war.

    Â»Sie müssen es jetzt nicht zugeben«, murmelte Rodenstock
väterlich. »Zwei Staatsanwaltschaften werden Sie ganz langsam weichkochen.
Stundenlang, tagelang, über Monate hinweg. Sie werden nicht mehr wissen, ob Sie
Weibchen oder Männchen sind. Ihre Frau wird Ihnen Luxusessen aus dem nächsten
Vier-Sterne-Hotel bringen, und jeder Bissen wird Ihnen im Maul steckenbleiben,
weil Ihnen wirklich niemand mehr glaubt, weil Ihnen Ihre Macht abhanden gekommen
ist. Und weil die Clique Ihrer jungen Verehrer böse über Sie lästern wird. Die
jungen Luxusleutchen werden Sie Stück um Stück verpfeifen.«

    Es war wieder still. Ich stopfte mir die Savinelli, die mich so
ungeheuer großväterlich macht. Emma schaute ins Feuer und machte den Eindruck,
als würde sie gleich ein Nickerchen halten wollen. Rodenstock goß sich ein Bier
ein und öffnete dann eine Flasche Champagner, um Emma etwas einzugießen. Dabei
fragte er: »Sagen Sie, haben Sie Bitterschokolade im Haus? Kaffee, einen guten
Kognak und vielleicht eine Havanna?
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