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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz
Autoren: Jaques Berndorf
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eigentlich nicht. Was willst du?«
    »Etwas Ähnliches. Ich wünsche mir aber zudem, daß gelegentlich der ARD-Unterhaltungschef hier einfliegt und mich fragt, was er eigentlich senden soll. Dann würde ich ihm ein Drehbuch schreiben, das ihm die Ohren verknorpelt, und hätte von da an nur noch gelegentlich zu arbeiten. Nur Perserkatzen würde ich mir nicht anschaffen.«
    »Würdest du denn nicht gern nach Hawaii fliegen und unter Palmen liegen?«
    »Die Palmen auf Hawaii sind numeriert, meine Liebe, und die nicht-betonierten Flächen auch. Die Eifel hat gegenüber Hawaii erhebliche Vorteile. Zum Beispiel ist sie ehrlicher. Also nix Hawaii, statt dessen Lauperath, Kelberg oder Hillesheim.«
    »Hillesheim statt Hawaii? Bist du verrückt?«
    »Verrückt bin ich auch. Aber kennst du eine Gegend in Deutschland, in der noch so riesige intakte Mischwälder stehen? Kennst du nicht, kannst du nicht kennen. Du bist in einer Stunde in Frankfurt oder Köln, und du hörst das Gras wachsen und den Wind von Westen husten. Verdammt noch mal, wozu dann Hawaii?«
    »Du bist ein Kleinkrämer«, murmelte Dinah und trat mir in den Bauch. Das Wasser reichte bis an den Verband, und der war jetzt naß. »Ich will Hawaii sehen und basta.«
    »Also gut. Wir machen Hawaii, aber erst nachdem der Unterhaltungschef der ARD hier war«, sagte ich und freute mich daran, wie sie lachte.
    Irgendwann landeten wir im Bett, weil das generell gesehen überhaupt der beste Landeplatz in einer zaghaften Verbindung ist.
    »Findest du, daß ich zu dick bin?«
    »Das nicht. Aber du solltest vorbauen. Ich weiß eine hervorragende Gymnastik, die an den schlimmsten Stellen ansetzt. Und paß auf meine Rippen auf und auf die Prellungen und Blutergüsse und Stauchungen und Sehnenabrisse und dergleichen mehr.«
    »Sei still, beweg dich nicht und genieße.«
    »Hör auf mit dem Werbedeutsch«, murmelte ich, aber im Prinzip war ich einverstanden.
    Morgens um vier Uhr hörte ich Rodenstock mit Wiedemann telefonieren. Er sprach bedächtig, lachte ab und zu, und seine Stimme war voller Zuversicht. Dinah bewegte sich träge neben mir. Lag aufgedeckt bis zur Hüfte, schien sich wohlzufühlen und bewegte schmatzend die Lippen wie ein sattes Baby.
    Plötzlich fiel mir siedendheiß ein, was geschehen könnte, wenn Danzer auf die Idee kommen sollte, vor seiner Verabredung mit Charlie ein informatives Gespräch mit Udler zu führen. Ich sprang aus dem Bett, rannte hinunter und nahm Rodenstock das Telefon aus der Hand.
    »Was ist, wenn Danzer Udler anruft?« fragte ich.
    Wiedemann lachte. »Keine Sorge. Charlie ist ein Sauhund. Charlie hat Danzer gesagt: Wenn du irgend jemandem sagst, daß du hierherkommst, brauchst du die Reise gar nicht erst anzutreten.«
    »Wie hübsch«, sagte ich erleichtert und verzog mich wieder. Erst dann bemerkte ich, daß ich nackt war, und Rodenstock mir etwas verständnislos nachschaute.
    Wir schliefen bis in den Nachmittag, waren wortkarg, schauten dauernd auf die Uhr und gingen uns auf die Nerven. Jeder suchte ein Zimmer, in dem er allein sein konnte, und fühlte sich gestört, wenn ein anderer auftauchte, um ein Schwätzchen zu halten. Wir warteten auf Danzer und wußten doch eigentlich nicht, was er bringen würde. Es konnte durchaus sein, daß die ganze Sache ein Flop wurde, daß sie uns zurückwerfen würde auf eine Ebene, die etwas völlig Neues erforderte oder mit neuen Erkenntnissen aufwartete, die alles Bisherige über den Haufen warf. Wir waren nervöse Sensibelchen.
    Selbstverständlich waren wir eine volle Stunde vor der verabredeten Zeit bei Charlie und deuteten verlegen an, wir müßten uns erst noch einmal besprechen.
    Charlie roch natürlich unsere Aufregung und sagte: »Also, ich habe für sechs Leute decken lassen. Silber, versteht sich. In den Strohblumenarrangements stecken die Mikros. Aufgenommen wird nebenan auf drei Tonbändern, von denen eines stromlos läuft, so daß absolut nichts passieren kann. Klunkerchen bedient uns, damit bleibt alles in der Familie. Ich habe das Personal aus dem Haus geschickt. Der Fahrer, der Danzer abholt, wird ebenfalls verschwinden. Störungen sind also ausgeschlossen. Danzer hat übrigens in Bonn eine Nachtstarterlaubnis beantragt, er rechnet also damit, sofort wieder heimwärts zu fliegen.«
    »Das darf er«, nickte Rodenstock gutmütig.
    Warten, das Tischarrangement betrachten. Danzer sollte an dem einen Kopfende sitzen, am anderen Charlie. Rechts von Charlie Dinah und ich. Links von ihm
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