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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz
Autoren: Jaques Berndorf
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Lieblingskind vom Chef!« Sie deutete mit dem Daumen auf die geschlossene Tür. »Er wollte das Ding, er setzt es hin. Pierre war Objektleiter. Ach, das wußten Sie nicht?«
    »Das wußte ich nicht«, gab ich zu. »Aber das ist heute wohl egal. Wo wohnt denn die Familie dieser toten Frau?«
    »In Kelberg. Der Mann soll ja ziemlich viel getrunken haben. Immer schon. Du lieber Himmel, hier wird ja auch viel gesoffen. Der hat in Kelberg eine Bauschreinerei. – Erschossen? Sagen Sie mal, wie denn? Mit einem Gewehr oder einer Pistole, ich kenne mich da nicht aus.«
    »Das weiß man noch nicht«, sagte ich. »Wenn ich noch etwas wissen muß, kann ich Sie fragen?«
    Sie sah mich mit leicht geneigtem Kopf an und erwiderte: »Ich weiß zwar wirklich nichts, aber Sie können es ja versuchen. Haben Sie denn schon die Villa Wasserbett besichtigt?«
    »Bitte, was?«
    »Die VW. Also, Pierre und die Heide, also die Heidelinde Kutschera, haben einen Freund. Der ist Jäger, genauso wie Udler, unser Chef. Und dieser Freund hat eine Jagdhütte. Bei Bleialf. Da wird erzählt, Pierre und die Heide hätten sich ein Wasserbett reingebaut, damit es mehr Spaß macht.« Monika Hammer grinste wie ein Lausebengel. »Na ja, kein Mensch weiß was Genaues. Aber die Jagdhütte war der Liebestempel. Da bin ich aber erstaunt, daß Sie das noch nicht wissen.«
    »Ich weiß eigentlich gar nichts«, erklärte ich. »Und von der Jagdhütte weiß wahrscheinlich ansonsten jeder.«
    »Na sicher«, sagte sie verschmitzt. »Nur eins macht in der Eifel mehr Spaß als Fernsehen: tratschen.«
    Plötzlich ging die Tür hinter ihrem Rücken auf, und Udler sagte: »Wir müssen ein paar Briefe fertig machen.«
    »Sofort«, sagte sie, »sofort, Chef.« Sie blinzelte mir zu und begab sich ans Tagwerk. In der letzten ihr verbleibenden Sekunde hob sie die Hand, und ihre Fingerchen wedelten mir einen Abschied zu.
    Zuweilen hasse ich die Trivialitäten deutscher Lust. Jetzt auch noch ein Wasserbett in verschwiegener Jagdhütte bei Bleialf. Ich machte mich auf den Heimweg und hörte unterwegs mit Inbrunst ein Band: Eric Claptons Unplugged.
    Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder lösten Wiedemann und seine Truppe das Rätsel um die beiden Toten sehr schnell – dann brauchte ich erst gar nicht mit der Recherche anzufangen. Oder aber, sie konnten das Rätsel nicht knacken – dann mußte ich genau überlegen, bei wem ich meine Nachforschungen am besten beginnen konnte. Nichts in meinem Beruf ist gefährlicher als eine scheinbar sichere Auskunft von der falschen Person, auf der man sich länger als vierundzwanzig Stunden ausruht. Regel: Streue dein Wissen mit Vorsicht, und erinnere dich genau an das, was du gesagt hast. Dann warte ruhig auf das, was man dir aufgeregt zuflüstert.
    Sofort fiel mir eine Zielperson ein: Flora Ellmann von den Grünen, die angeblich der aussichtsloseste Versuch ist, einen Pudding an die Wand zu nageln.
    Also rollte ich in dem Bewußtsein, ein gutes Programm zu haben, befriedigt auf den Hof. Ich konnte nicht ahnen, daß ich zunächst nur dem Mörder diente. Weil ich unklare Angaben nicht mag, sage ich auch gleich, warum ich ihm diente: Ich verschaffte ihm Zeit.
    Momo kam laut schreiend aus dem Garten, weil ständige Hungersnot ihn marterte. Allerdings hörte er auf zu schreien, als ich ihn kraulte. Paul fauchte irgendwo, und ich war zufrieden, meine Verwandtschaft um mich herum zu haben.
    Ich schickte Flora Ellmann, von der die meisten Kundigen behaupteten, sie sei im wesentlichen mit ihrem Faxgerät verheiratet, eine schnelle Botschaft in der Hoffnung, sie aufzuscheuchen. Das Fax lautete: Achtung, Flora! Doppelmord auf dem Golfplatz. Ziemlich grausame Geschichte mit einer unbekannten Waffe. Ruf mich an.
    Dann sah ich zu, wie das Gerät das Blatt Papier schluckte, und noch ehe die Bestätigung des glatten Durchlaufs kam, klingelte das Telefon, und Flora schrie im Diskant: »Mach mich nicht schwach, Baumeister. Tote? Gleich zwei? Golfplatz? Muß ich hin!«
    »Langsam«, sagte ich, obwohl diese Mahnung bei Flora gänzlich blödsinnig ist. »Was weißt du über einen jungen Banker namens Pierre Kinn?«
    »Nichts Besonderes. Ist zweiter Mann unter Hans-Jakob Udler bei der Kreissparkasse. Ziemlich heller Junge. Kümmert sich um Investitionen. Wieso? Ist er der Mörder? Ich sag's ja, diese stillen Wasser!«
    »Flora, langsam. Der Knabe ist ein Toter.«
    »Ich sag's ja, immer diese stillen Typen. Erst bei ihrem Tod stellt sich raus, daß sie Schweine
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