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Ehre sei dem Vater (German Edition)

Ehre sei dem Vater (German Edition)

Titel: Ehre sei dem Vater (German Edition)
Autoren: Elisa May
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Beziehung gehabt. Seit
sie mit 17 Jahren die, wie sie selbst immer behauptet, schlimmste Enttäuschung
ihres Lebens gemacht hatte, beschränkte sich ihr Liebesleben hauptsächlich auf
Gedichte und auf ihre Fotografien.
    Frank, so hieß der Bursche von damals, kam
aus sehr gutem Haus und war der Liebling der Mädchen seines Jahrgangs. Er ging
in die Nebenklasse des Gymnasiums in Stainach . Eva
hatte sich damals seinen Stundenplan besorgt und wartete täglich am Ausgang der
Schule, nur um ihn für einige Sekunden zu sehen. So vergingen einige Wochen,
ohne dass er auf sie aufmerksam wurde. Einige Male lächelte er im Vorbeigehen
und obwohl Eva nicht sicher sein konnte, ob dieses Lächeln ihr gegolten hatte,
schrieb sie bereits herzzerreißende Liebesgedichte und malte sich eine
Beziehung mit ihrem Schwarm in den allerschönsten Farben aus. Schließlich war
es Verena, die sich ein Herz gefasst hatte und Frank von Evas Gefühlen für ihn
erzählte. Frank fühlte sich wohl geschmeichelt, auch wenn Eva sicher nicht so
ganz sein Typ war und verabredete sich einige Male mit ihr. Eva war von da an
nicht mehr sie selbst. Sie kleidete sich betont feminin, was an sich überhaupt
nicht ihr Stil war und gab sich sehr selbstbewusst. Sie sprach plötzlich
gespreiztes Hochdeutsch und war insgesamt für ihre Freunde fast nicht wieder zu
erkennen. Ihre gesamte Konzentration galt nur mehr ihrem Liebsten. Sie wollte
pausenlos in seiner Nähe sein, umgarnte und verwöhnte Frank, bis er schließlich
die Flucht ergriff……
    „Kannst du dich noch an das Chaos nach ihrer
ersten gescheiterten Liebschaft erinnern?“, sagte Verena, als hätte sie seine
Gedanken erraten. „Wochenlang war sie nicht mehr ansprechbar und zu allem
Überfluss hat sie auch noch mir die Schuld am Scheitern ihrer ´Beziehung`
gegeben. Ist das nicht herrlich? Immer bin ich es, die am Ende die Prügel
abbekommt, nur weil ich meine lose Klappe nicht halten kann. Wie vor kurzem
auch!“
    „Was hast du ihr denn diesmal mit auf den Weg
gegeben?“, fragte Julian, während er einen kräftigen Schluck von seinem Chianti
nahm. Die Geschichten rund um Eva hatten immer einen gewissen
Unterhaltungswert, obwohl den Freunden der Ernst, der sich hinter der
jeweiligen Situationskomik verbarg, durchaus bewusst war.
    „Du weißt doch noch, hinter wem sie im Moment
her ist, oder?“
    Ohne eine Antwort abzuwarten sprach Verena
weiter. Sie war wieder richtig in ihrem Element. Manchmal hatte Julian den
Eindruck, die Probleme von anderen wären für sie eine richtige Wohltat als
Ablenkung von ihren eigenen Schwierigkeiten, und er musste sich bei diesem
Gedanken gleichzeitig selbst an der Nase nehmen. Auch er war zwischendurch
richtig froh, nicht auf seine Sorgen angesprochen zu werden, die in seinem
Inneren ohnehin dauernd für Unruhe sorgten.
    „Martin ist ganz augenscheinlich glücklich
verheiratet und hat zwei entzückende kleine Kinder und Eva tut so, als würde er
nur noch auf eine Gelegenheit warten, um sie gegen seine Familienidylle auszutauschen. Glaubst du etwa, ich kann da einfach
so zuschauen und sie in ihr sicheres Verderben laufen lassen? Selbst ein
Blinder mit einem Krückstock könnte sehen, wie aussichtslos die Tagträume unserer
Freundin sind!“
    „Ich bin überzeugt, du bist genau die Richtige, um in solchen Dingen die richtigen
Worte zu finden. Du hast dein
Liebesleben ja immerhin voll im Griff, oder?“
    „Das ist total gemein und das weißt du!
Immerhin träume ich nicht nur von
einer Beziehung - ich habe eine“,
protestierte sie lautstark, um kleinlaut hinzuzufügen „wenn auch eine etwas
seltsame.“
    „Eva hat zwar ihre Macken, ist aber deswegen
nicht weniger liebenswert!“, betonte Julian unnötigerweise, wohl wissend, dass
sie ohnehin beide der gleichen Ansicht waren.
    „Ich merke nur immer wieder, dass sie total
auf die wichtigen Dinge ihres Lebens vergisst. Zum Beispiel scheint ihr total
egal zu sein, dass sie bereits seit beinahe zwei Jahren arbeitslos ist. Sie
behauptet zwar, täglich einen Blick ins Internet auf die diversen Jobbörsen zu
werfen, aber ich bin nicht sicher, ob das der Wahrheit entspricht. Verstehst du
nun endlich, worum es mir geht?“
    „Mir war selbstverständlich von vornherein
klar, dass du es nur gut gemeint hattest. Manchmal überfällt mich einfach nur
mein Gerechtigskeitswahn . Ich glaube immer denjenigen
verteidigen zu müssen, der gerade nicht anwesend ist“, beschwichtigte Julian,
während er Verenas eben noch wild
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