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Ehre sei dem Vater (German Edition)

Ehre sei dem Vater (German Edition)

Titel: Ehre sei dem Vater (German Edition)
Autoren: Elisa May
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sie noch einmal die Kurzzusammenfassung der
Polizeiakte Nr. 645 vor ihrem geistigen Auge:
    Beschuldigte: Eva Sandtner , geb. 3. Dezember 1971, 33
Jahre
    Tatort:
Irdning
    Tatzeitpunkt:
Mai 2005
    Tatvorwurf:
Die Angeklagte hat sich einer versuchten Erpressung an Franz Seidl, geb.
17.08.1931, schuldig gemacht.
    Laut
Sachverständigengutachten leidet die Angeklagte an einer krankhaften seelischen
Störung und es besteht die Gefahr, dass sie - ohne ärztliche Behandlung - in
Zukunft weitere Straftaten begehen wird. Die Staatsanwaltschaft beantragt die vorübergehende
Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik.
    Urteil: Einweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus.
    Evas Anwalt hatte ihr nahe gelegt, dieses Urteil ohne Einspruch anzunehmen und
das hatte sie auch gemacht, obwohl sie jetzt, nachdem sie versuchte, sich seelisch
auf die kommende Zeit in der Anstalt vorzubereiten, nicht mehr ganz sicher war,
die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sie wusste, dass sie sich
strafbar gemacht hatte und dass eine Haftstrafe sicherlich noch viel
unangenehmer gewesen wäre, aber deswegen gleich in die Klapse gehen zu müssen...?
Am schlimmsten hatte sie die Formulierung „es besteht die Gefahr, dass sie ohne
ärztliche Behandlung in Zukunft weitere Straftaten begehen wird“ gefunden. Sie
war doch keine Verrückte! Warum wurde die Tatsache, dass der alte Seidl seine
Familie jahrelang belogen hatte und dass er seinen Sohn wie ein ungeliebtes
Spielzeug einfach weggeworfen hatte, nicht auch erwähnt? Der hatte es doch
nicht anders verdient! Außerdem hatte sie doch überhaupt kein Geld bekommen. David
hatte nach wie vor seine Geldsorgen und sie mochte gar nicht darüber
nachdenken, wie sie selbst wieder zu Geld kommen könnte. Wer würde schon einer
offiziell Verrückten eine Stelle als Bilanzbuchhalterin anbieten? Der einzige
Hoffnungsschimmer am Horizont war, dass sie in nächster Zeit viel Gelegenheit
zum Schreiben haben würde. Der Traum, nun doch einen Gedichtband fertig stellen
zu können, war damit sogar ein wenig näher gerückt.
    David hatte erzählt, dass im Ort seit Wochen
über nichts anderes mehr gesprochen wurde. Sie selbst hatte diese Erfahrung
noch nicht gemacht, weil die Leute jedes Mal auffällig verstummten, wenn sie
ihrer ansichtig wurden. Diese Menschen waren ihr ziemlich egal. Martin war,
abgesehen von ihrem Bruder und neuerdings auch von ihrer Mutter, einer der
wenigen Menschen, deren Urteil ihr nicht einerlei war. Natürlich zählten ihre engsten
Freunde ebenso zu diesem Personenkreis, aber sie konnte nicht erwarten, dass man
ihr so ohne weiteres verzeihen würde. Schließlich waren sie wochenlang von ihr
belogen worden. Bei Verena sah sie noch eine geringe Chance, nicht aber bei
Julian und Barbara.
    In den letzten Wochen hatte sie täglich
Briefe an ihre Freunde geschrieben, hatte aber nie gewagt, diese auch
wegzuschicken. Entweder waren sie schließlich im Ofen gelandet, oder Eva hatte
sie in kleinste Teilchen zerrissen und im Mistkübel versenkt. An ein
persönliches Gespräch, wagte sie erst gar nicht zu denken. Allein die
Vorstellung, sich sämtliche Anklagen anhören zu müssen, trieb ihr den kalten
Schweiß auf die Stirn. Verena hatte sogar, kurz nachdem alles aufgeflogen war,
versucht, sie telefonisch zu erreichen, aber Eva hatte sich durch David
verleugnen lassen. Danach hatte wohl auch sie aufgegeben.
    Inzwischen hatte sie schwer atmend ihr Ziel
erreicht. Seit sie von der Polizei eindeutig der Erpressung überführt worden
war, hatte sie sich kaum aus dem Haus bewegt. Ihre Energiereserven schienen
vollkommen aufgebraucht zu sein. Erschöpft ließ sie sich auf den Baumstamm
sinken, ohne wahrzunehmen, dass die Sonne um diese Jahreszeit nicht mehr
genügend Kraft besaß, das Holz aufzutrocknen. Fotos. Sie würde auf jeden Fall
heute noch Bilder von ihrem Liebsten schießen, die sie mit in die Anstalt
nehmen konnte. Jeden Tag sollte er bei ihr sein. Mit seiner Hilfe würde Sie es
schaffen, einen Gedichtband nach ihren Vorstellungen herauszubringen und wenn
sie erst eine anerkannte Schriftstellerin sein würde, würde Martin sich ihr
nicht mehr entziehen können. Vielleicht bereute er ja längst, sie an jenem
Abend zurückgewiesen zu haben ……………………?

Liebe Leser,
    schön, dass Sie bis zum Schluss dabei geblieben sind!
    Ich
hoffe, Sie haben die Zeit des Lesens genossen und können meinen Roman auch an
andere weiterempfehlen. Über eine kurze persönliche Rezension würde ich
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