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Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Titel: Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse
Autoren: Zoë Beck
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Ich hab …« Wie soll ich ihr das jetzt erklären?!
    »Edvard, ich weiß, was du gemacht hast.« Manchmal ist es ganz gut, Eltern zu haben, die ständig über einen nachdenken. »Du musst dich nicht schämen.«
    »Doch!«, sage ich. »Ich … ich hab alles versucht, aber …«
    »Das ist okay. Jungs in deinem Alter probieren sich aus. Manchmal haben sie ihre Richtung schon gefunden, manchmal ändert sich noch etwas. Lass einfach alles auf dich zukommen.«
    »Hä? Ich soll alles auf mich zukommen lassen?«
    »Du darfst dich nicht dagegen wehren. Und deshalb finde ich es gut, wenn du dich damit beschäftigst und es auslebst.« Sie strahlt mich an.
    »Aber … ich will das nicht!«
    »Edvard, es ist nicht schlimm. Wir werden immer zu dir halten. Jetzt und in zwanzig Jahren immer noch. Du musst dir keine Sorgen machen.«
    »Wie meinst du das, in zwanzig Jahren immer noch? Ich dachte, da tut sich noch mal was!«
    »Es ist sehr wahrscheinlich, dass du so bleibst, wie du bist.«
    »Aber am Montag muss ich in die Schule!«
    Mama nickt, nimmt meine Hand und drückt sie kurz. »Du musst mit niemandem darüber sprechen, wenn du es nicht willst.«
    »Und was ist in der Umkleide?«
    »Oh. Du hast recht, das könnte schwierig werden. Wie … intensiv ist es denn?«
    Intensiv? »Äh, na ja, es ist absolut nichts zu sehen!«, jammere ich.
    »Dann ist es doch gut, wenn nichts zu sehen ist«, freut sich Mama. »Siehst du, du musst dir keine Sorgen machen, dass die anderen Jungs etwas mitbekommen und dich damit aufziehen. Früher oder später werden sie es verstehen, und dann musst du keine Angst mehr haben, dass sie dich diskriminieren. Wenn sie es doch tun, reden wir mit der Schulleitung. Okay?«
    »Ihr wollt mit der Schulleitung reden, weil ich keine Haare auf der Brust kriege?« Meine Eltern sind ja echt immer schon ein bisschen peinlich, aber so?
    Mama schaut ganz komisch. »Moment. Wovon reden wir gerade?«
    Ich ziehe das T-Shirt hoch und zeige auf meine haarlose Brust. »Davon! Kein einziges Haar! Was dachtest du, wovon wir reden?«
    »Ich dachte, du bist, äh …«
    »Schwul?«
    »Also wenn du’s bist, dann weißt du jetzt, dass wir absolut kein Problem damit haben und dich immer unterstützen werden.«
    »Ich bin nicht schwul! Wie kommst du darauf, dass ich schwul bin?«
    »Entschuldige mal, ich komme hier rein, und du schaust dir am Computer Bilder von nackten jungen Männern an.«
    »Ich schau mir Bilder von meiner Brust an!«
    Gut, das klingt irgendwie auch nicht gerade gut.
    Mama blinzelt nervös, dann fängt sie sich wieder und sagt: »Aha. Und wieso ausgerechnet Brusthaare? Wieso nicht … Barthaare? Oder Schamhaare?«
    »Erstens, ich habe Schamhaare«, sage ich, um Würde bemüht. »Zweitens, Barthaare sind schon längst kein Zeichen von Männlichkeit mehr. Brusthaare sind das Ultimative.«
    Sie blinzelt wieder. »Sagt wer?«
    »Alle.«
    »Alle.«
    »Ja.«
    »Alle wer?«
    »Na ja … alle halt.«
    »Alle in der Schule?«
    »Auch. Und alle anderen eben.«
    »Aha.«
    »Aha was?«
    »Dein Freund Henk steckt also dahinter.«
    Ich schmolle. »Henk ist nicht mein Freund, und mir ist scheißegal, was er sagt.«
    »Edvard, vielleicht redest du mal mit deinem Vater«, sagt Mama. »Der weiß viel besser als ich, was Jungs in deinem Alter so … äh … brauchen.«
    Sie steht auf und will zur Tür, und ich sage: »Alles, was ich brauche, sind Brusthaare, Stimmbruch und ein Schnitzel, ich bin nämlich am Verhungern! Aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass ihr mir entweder nicht helfen könnt oder nicht helfen wollt!«
    Mama sieht mich kurz nachdenklich an, dann nickt sie mir zu, murmelt: »Ich schick dir deinen Vater«, und verschwindet.
    Papa kommt eine Viertelstunde später, sagt Sachen wie »Als ich in deinem Alter war …« und »In der Pubertät kann manches über Nacht …« und »Spätentwickler sind im Beruf statistisch gesehen erfolgreicher …«.
    Ich sage: »Bestimmt entwickle ich mich noch später, wenn ich nicht langsam mal was Anständiges zu essen bekomme!«
    »Es besteht die Möglichkeit, dass du deinem Organismus bereits großen Schaden zugefügt hast, weil du so viel Fleisch gegessen hast. Und dazu noch aus Massentierhaltung. Heimlich und ohne unser Wissen!«
    »In der Schule und bei Arthur, wie ungezogen von mir! Fast so schlimm wie Rauchen!«
    »Du rauchst?«
    »Nei-en!«
    »Darüber sollten wir mal mit dem Arzt reden, wenn wir wieder zu Hause sind.«
    »Ich rauche nicht!«
    »Ich rede vom Fleisch.«
    »Henk
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