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Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Titel: Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse
Autoren: Zoë Beck
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Papa.
    »Wie meinst du das?«, fragte ich.
    »Sie hat einen Spaß gemacht«, sagte Papa und stellte Deutschlandradio auf laut.
    Jedenfalls, als wir auf der Rückfahrt von Tante Sabines Hochzeit waren, wurde mir im Auto schlecht.
    »Er hat Sekt getrunken«, sagte Mama zu Papa. »Ich halt mal besser an.«
    »Das ist von den Schnitzeln«, stöhnte ich. Ich hatte mir vier Schnitzel vom Buffet geholt und mit meinem Cousin Jörn (das ist der Sohn vom Bruder von Mama) ein Schnitzelwettessen gemacht. Natürlich hatte ich gewonnen, aber jetzt war mir schlecht.
    Mama hielt also an, ich machte die Autotür auf und kotzte auf den Randstreifen.
    Papa hielt mir eine Flasche Wasser hin. »Keine Schnitzelwettessen mehr.«
    »Aaargh«, stöhnte ich.
    »Du solltest überhaupt mal eine Woche kein Fleisch essen und schauen, wie dir das bekommt.«
    »Öchzzzzz.«
    »Wir zum Beispiel essen so gut wie kein Fleisch. Ich weiß gar nicht, von wem du das hast«, sagte Papa.
    »Wir könnten doch mal Urlaub im Grünen machen. Auf einem Biobauernhof «, sagte Mama.
    »Öchzzzzz«, sagte ich.
    »Siehst du, er hat ›Ja‹ gesagt«, sagte Papa.
    »Öchzzzzz«, stöhnte ich wieder, diesmal mit mehr Nachdruck, und dann musste ich gleich wieder kotzen.
    »Ja, Edvard, alles wird gut«, sagte Mama.
    Das war also meine Einverständniserklärung zur fleischfreien Woche gewesen?! Na toll.
    Ich sehe mich im Krankenzimmer um: Der Junge im Bett neben mir stopft sich Nudeln mit Gulasch rein. Es riecht super.
    »Papa«, sage ich ins Handy. »Ich muss hier raus. Ich will nach Hause. Und wenn du mich abholst, bring Mettwurst mit.« Dann lege ich auf.
    »Lässt du mir was übrig?«, frage ich den Jungen neben mir.
    »Nö«, sagt der.

Dienstag, 23.8., 16:25 Uhr
    Ich bin wieder in meinem Zimmerchen über dem Schweinestall. Im Krankenhaus haben sie uns eine Liste mit Sachen gegeben, auf die ich allergisch sein könnte, und Mama meinte, das sei alles gut in den Griff zu kriegen, außerdem bekäme ich ja Medikamente, also kein Grund, den Urlaub zu unterbrechen.
    »Dieser Aufenthalt auf dem Bauernhof ist eine wichtige Erfahrung für dich«, sagt sie. »In der Stadt lernst du nichts über Ackerbau und Viehzucht.«
    »Was?«
    »Wie man Grünzeug anpflanzt und Tiere hält.«
    »Ich weiß, was Ackerbau und Viehzucht sind. Ich weiß nur nicht, warum ich was darüber lernen soll. Außerdem haben wir zu Hause einen Garten«, sage ich.
    »Aber keinen Gemüsegarten. Glaub mir, das ist etwas ganz anderes.«
    »Und ich hatte mal einen Hamster.«
    »Edvard, es ist doch wunderschön hier!«, mischt Papa sich ein.
    »Dein Hamster ist nach vier Wochen gestorben«, sagt Mama.
    »Es stinkt.«
    »In der Stadt stinkt es auch. Nach Abgasen«, sagt Papa.
    »Das bin ich aber gewohnt. Das und Fleisch!«
    »Wir müssen ihn vertauscht haben«, sagt Papa leise zu Mama.
    Sag ich doch auch immer!

Dienstag, 23.8., 20:39 Uhr
    Biobauer Rauchfleisch hatte Erbarmen. Er machte seinem Namen alle Ehre und gab mir heimlich ein paar Scheiben von dem glücklichen Schinken.
    Ich mag ihn.
    Von meiner Brustbehaarung gibt es immer noch nichts Neues zu berichten. Im Bad hängt ein Spiegel, der alles 100-fach oder so vergrößert. Papa hat gesagt, dass es ein Rasierspiegel ist. Mama hat gesagt, dass es ein Schminkspiegel ist. Jedenfalls, ich hab vorhin jeden Millimeter abgesucht, aber nichts entdeckt. Vielleicht liegt das auch an der funzeligen Beleuchtung im Bad. Deshalb habe ich Fotos von meiner Brust gemacht und sie aufs Netbook geladen, um in größter Vergrößerung noch mal zu überprüfen, ob sich nicht doch irgendwo was tut.
    Vorher schaue ich auf Jasons Facebook-Seite. Constanze hat ihm eine Nachricht geschrieben und will wissen, warum er sich so lange nicht gemeldet hat. Sie schickt ihm ihre Telefonnummer, weil sie unbedingt seine Stimme hören will.
    Ich muss Jason irgendwie umbringen.

Dienstag, 23.8., 23:41 Uhr
    Ich schaue mir gerade die Fotos an. In dem Moment kommt Mama rein.
    Ich versuche, das Bild wegzuklicken, das gerade offen ist, aber die anderen Bilder sind auch noch offen, und irgendwie komme ich ganz durcheinander. Schließlich klappe ich das Netbook einfach zu. Hätte ich mal gleich machen sollen.
    »Warum kommst du denn einfach so rein?« Zu Hause macht sie das nie.
    Mama sagt: »Entschuldige, Edvard, ich habe geklopft.«
    »Hab ich nicht gehört.«
    »Ja, du warst wohl beschäftigt«, sagt sie und setzt sich zu mir aufs Bett. Woanders kann man hier auch nicht sitzen.
    »Das ist nur …
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