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Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Titel: Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze
Autoren: Edgar Wallace
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später, daß der junge Bellamy ihn unter seinen Kleidern hineingeschmuggelt hätte. So wurde John, der damals noch sehr jung war, zu der Strafzelle gebracht und vor den Richter gestellt.
    Nun existiert in Gefängnissen, wie Sie wissen, nur eine Strafe für Leute, die ihre Wärter anfallen, und zwar die Peitsche. Es ist eine schreckliche Strafe, obgleich ich damit nicht behaupten will, daß man gewisse Verbrecher auf andere Weise zur Ruhe bringen könnte. John wurde zu fünfundzwanzig Schlägen verurteilt, die Narben sind noch heute auf seinen Schultern zu sehen. Als er aus dem Gefängnis kam, wollte er seine Mutter aufsuchen, fand aber, daß sie verschwunden war. Mit dem Schandmal der Gefängnisstrafe belastet, änderte er seinen Namen in John Wood. Er arbeitete Tag und Nacht abwechselnd an seiner Drehbank und an seinen Nachforschungen nach der Spur seiner Mutter. In seinem Beruf hatte er großen Erfolg, er erfand einen wertvollen Apparat, der auch patentiert wurde und ihm ein kleines Vermögen einbrachte.
    Er hörte nicht auf, nach Elaine Held zu suchen. Bei Kriegsausbruch meldete er sich freiwillig. Damals mußte er seinen alten Namen angeben, weil er sein Geburtszeugnis vorlegen mußte. Als er später einen Erkundungsflug über Deutschland ausführte, wurde er als gefallen gemeldet. Man entdeckte aber den Fehler nach einiger Zeit, und es kam eine Berichtigung in die Zeitungen. Merkwürdigerweise hat Abel Bellamy niemals davon erfahren.
    Die Vorliebe des jungen John für Kinder entwickelte sich immer mehr, je größer sein Vermögen wurde. Zunächst gründete er ein Kinderheim in Belgien und wie ich vermute, will er nun seinen Plan zur Kindererziehung auf England und Amerika ausdehnen. Er hatte damals sein Testament zugunsten von John Wood gemacht, denn er hatte als Soldat eine Anzahl von Instrumenten und Dingen erworben, die er gerne selbst wieder haben wollte. Als er nun seine Todesnachricht in der Zeitung fand, meldete er sich als Erbe John Bellamys. Die Behörden stellten keine weiteren Nachforschungen an, und er kam als John Wood in den Besitz des Erbes, das er sich selbst vermacht hatte!«
    Jim wartete auf eine Fortsetzung der Erzählung, aber Mr. Howett schien zu Ende zu sein.
    »Nun wissen Sie alles, Captain Featherstone« sagte er nur noch ernst.
    Jim schaute zur Decke empor und blies den Rauch seiner Zigarre nach oben.
    »Im Klosterwald liegt ein Haus – es ist genau fünf Meilen vom Addley-Flugplatz entfernt. Von da aus besteht eine dauernde Verbindung mit Belgien, Sommer und Winter.«
    »Das stimmt.«
    »Ich habe Informationen bekommen« fuhr Jim fort, der noch immer zur Decke hinaufsah, »daß Mr. Wood ein häufiger Fahrgast dieser Flugzeuge war.«
    »Das ist leicht möglich.«
    »Er kam gewöhnlich spät am Nachmittag und flog früh am Morgen wieder ab. Er war immer in Belgien, wenn man ihn antelegraphierte, wie es häufig geschah, nachdem Creager ermordet worden war.«
    »Das wird wohl richtig sein« gab Mr. Howett zu.
    »Es ist eine merkwürdige Tatsache, daß John Wood Bellamy sehr gut mit Bogen und Pfeil umgehen kann, aber das mag wie in Ihrem Fall ein zufälliges Zusammentreffen sein.«
    »Woher wissen Sie das?« fragte Mr. Howett schnell.
    »Ich habe in Belgien Nachforschungen anstellen lassen – es ist schon einige Zeit her – gleich nach dem Tode von Coldharbour Smith. Damals erfuhr ich, daß Wood zu jener Zeit in London war. Ich stellte fest, daß sich in der Nähe von Wenduyne weit ausgedehnte Sanddünen befinden, wo ein etwas exzentrischer Engländer, wie man berichtete, obwohl er doch in Wirklichkeit Amerikaner ist, sich täglich mehrere Stunden im Bogenschießen übte, schon seit Jahren, schon vor dem Kriege. Sie geben doch zu, daß das sehr sonderbar ist?«
    Mr. Howett sah Jim Featherstone scharf an.
    »Ich möchte Sie etwas fragen, Featherstone. Sie sind ein Polizeibeamter, und sicher haben Sie gewisse Pflichten. Aber meiner Überzeugung nach gibt es auch Dinge, die die Polizei übersehen müßte, selbst wenn es sich um schwere Verbrechen handelt. Sie nennen das doch so schön: im öffentlichen Interesse die Nachforschungen nach etwas einstellen. Dieses öffentliche Interesse ist ein Fetisch, ein Götze für gewisse Leute, aber ich weiß nicht, ob wirklich hochstehende Menschen sich auch davor beugen sollten. Sagen Sie mir, wer ist der Grüne Bogenschütze?«
    »Stellen Sie mir diese Frage in allem Ernst?«
    Mr. Howett nickte.
    »Dann will ich sie Ihnen beantworten.« Jim vermied es
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