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Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Titel: Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze
Autoren: Edgar Wallace
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leicht auf die Backe.
    »Sie haben ein zu gutes Herz, um schlecht zu sein, und Sie sind zu hübsch und im Grunde zu aufrichtig, um wieder auf schlechte Wege zu kommen« sagte er dann ruhig. »Und wenn Julius Sie dazu zwingen sollte, so würde ich es ihm niemals vergeben.«
    Sie erwiderte nichts. Aber als Jim gegangen war, wandte sie sich an ihren Mann.
    »Hast du es gesehen, Julius?« fragte sie ein wenig unsicher. »Er ist doch ein hübscher Kerl! Ich mag ihn zu gerne!«
    »Er dich scheinbar auch! Der Mensch ist zu gut für einen Polizeibeamten.«
    Es hat eben jeder seine eigenen Ansichten.

74
    F ür den nächsten Morgen hatte sich Jim mit Mr. Howett verabredet und begab sich nach Lady’s Manor.
    Valerie war mit ihrer Mutter in die Stadt gefahren, und Jim war mit Howett allein, der nun wieder ganz der Alte war. Seine freundlichen Augen, die hinter der großen Brille glänzten, verrieten die gewohnte Sicherheit, und er war in der besten Stimmung.
    »Ich muß Ihnen die ganze Geschichte von Anfang bis zu Ende erzählen, Captain Featherstone. Ich glaube zwar, Valerie hat Ihnen schon manches mitgeteilt, aber ich will ganz von vorne anfangen.«
    »Abel Bellamy hatte einen Bruder Michael. Abel war der ältere, Michael war sechs Jahre jünger. Ihre Eltern lebten zuerst in etwa denselben Vermögensverhältnissen wie ich, das heißt, sie waren arm und konnten Abel nicht die Erziehung geben, die später Michael erhielt. Von Anfang an haßte deshalb Abel seinen Bruder, und als sie heranwuchsen, wurde die Kluft immer größer, da Michael eine ganz andere gesellschaftliche Stellung einnahm, obgleich Abel sofort viel Geld verdiente. Er führte eine ganze Reihe erfolgreicher Spekulationsbauten auf, und das Geld strömte ihm in Mengen zu. Aber trotzdem vergab er seinem Bruder nicht, daß er eine bessere Erziehung genossen hatte als er. Er hatte ihn immer beneidet, und nach dem Tode der Eltern war sein ganzes Denken darauf konzentriert, seinen Bruder zu ruinieren.
    Es wäre vielleicht möglich gewesen, daß Abel sich mit der Zeit beruhigt hätte, aber glücklicher- oder unglücklicherweise verliebte sich Michael in eine Frau, und ausgerechnet dieselbe Frau war die einzige in der Welt, die jemals Eindruck auf Abel machte und ein Gefühl in ihm wachrief, das man mit Liebe hätte vergleichen können. Sie hieß Held – Elaine Held und stammte aus guter Familie. Aber sie war leider unvorsichtig genug, Abel zu zeigen, wie sehr sie ihn wegen seiner Häßlichkeit verabscheute. Abel ging zu ihrem Vater und bot ihm eine große Summe, wenn er die Verlobung zwischen Michael und Elaine lösen würde und ihm das Mädchen gäbe. Der Vater war furchtbar empört über dieses Ansinnen, wies ihn entrüstet zurück, und Michael heiratete Elaine.
    Das war der erste, ernste Misserfolg, den Abel Bellamy erfuhr. Er nahm sich die Sache so zu Herzen, daß er von da ab jahrelang darüber nachdachte, wie er seinen Bruder zugrunderichten könnte. Er machte noch mehrere Versuche Elaine zu bewegen, sich aus dem einen oder anderen Grunde von Michael scheiden zu lassen und ihn selbst zu heiraten. Elaine war verschwiegen, wollte keinen Unfrieden zwischen den beiden Brüdern stiften und sagte ihrem Mann nichts davon. Bis zu seinem Tod hat der arme Michael Bellamy nichts über die letzten Ursachen seines Unglücks gewußt.
    Ein Junge wurde ihnen geboren, und eine Zeitlang kümmerte sich Abel nicht um sie. Aber als er nach der Geburt eines zweiten Kindes Elaine eines Tages zufällig wieder in New York traf, erwachte der alte Wunsch, sie zu besitzen, wieder in ihm, und er begann das alte Spiel aufs neue. Sie wies seine Anträge auf das entschiedenste zurück, und diesmal sah Bellamy ein, daß er keine Aussichten mehr hätte, und er schwur ihr bittere Rache. Einen Monat später wurde ihr zweites Kind, ein kleines Mädchen, gestohlen. Man lenkte die Aufmerksamkeit der Amme, die mit dem Kinde ausgefahren war, ab und nahm das Kind heimlich weg.
    Abel besuchte die verzweifelten Eltern, als ob nichts geschehen sei und bot ihnen große Geldunterstützungen an, das Mädchen wieder zu bekommen. Heimlich aber ließ er Elaine wissen, daß sie das Mädchen nur wiedererhalten würde, wenn sie sich von ihrem Manne scheiden ließe und ihn heiratete. Sie wagte es nicht, Michael etwas davon zu sagen, obwohl sie gleich den Verdacht gehabt hatte, daß Abel für die Entführung verantwortlich sei.
    Als Michael schließlich Detektive anstellte, um die Spur seiner Tochter zu verfolgen,
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