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Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)
Autoren: Marliese Arold
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Keller«, kommandierte Leyla. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Sie liefen die Treppe hinunter, durchquerten die Halle im Erdgeschoss und gelangten zur Kellertür, die Algernon öffnete. Wieder strömte ihnen der Duft von Honig entgegen.
    Lautlos schlichen die Katzen die Holztreppe hinunter. Im Laboratorium war alles so, wie Edgar es in Erinnerung hatte.
    Leyla untersuchte sofort den Herd, in der Hoffnung, noch ein wenig Glut zu finden. Doch die Asche war kalt, das Feuer erloschen. Dann huschte sie zum Vorhang und schlüpfte in das Gewölbe nebenan. Dort stand die Schar Wachskatzen, geordnet in Reih und Glied, als würden sie auf etwas warten. Leyla machte kehrt und lief zu den anderen zurück. »So, ihr Schlauköpfe, jetzt gebt euch mal ordentlich Mühe! Wir brauchen Feuer!«, sagte sie.
    Algernon wetzte bereits seinen Rücken an einem Tischbein. Er strengte sich dabei so an, dass er die Augen verdrehte.
    Edgar hatte das Zeitungspapier auf dem Boden ausgebreitet. Es war feucht von seinem Speichel.
    »Na, super«, sagte Leyla. »Du bist vielleicht ein Held!«
    »Anders konnte ich nicht die Fassade hochklettern«, verteidigte sich Edgar, während er sich bereits nach etwas anderem umsah, das sich vielleicht leicht entzünden ließ. Auf der Werkbank neben dem Herd entdeckte er ein Blechkästchen, das seine Aufmerksamkeit erregte. So ein ähnliches Kästchen hatte Emma auch gehabt. Mit etwas Mühe öffnete er den Deckel. Im Innern befand sich eine merkwürdige krümelige Substanz. Sie sah ein bisschen aus wie eine Mischung aus getrocknetem Moos und einem Schwamm. Leyla war neben Edgar gesprungen und hielt ebenfalls ihre Nase in das Kästchen. Als sie aufschaute, funkelten ihre Augen.
    »Zunder«, sagte sie triumphierend. »Du bist ja eine Spürnase, Edgar. Zunder ist besser als jedes Papier.« Sie schob das Kästchen über die Tischkante, sodass es herunterfiel und sich der Inhalt auf dem Boden ausbreitete. »Wenn etwas leicht brennt, dann ist es Zunder.«
    Algernon rieb sein Fell noch stärker. Es fing bereits an zu knistern.
    »Warte«, sagte Leyla. »Das Feuer muss den Nebenraum erreichen, das ist ganz wichtig.«
    Zu dritt legten sie eine Spur aus Holzscheiten, Papier und Wachsplatten. Zum Schluss schafften sie es gemeinsam, den Samtvorhang herunterzureißen. Damit bedeckten sie den Kopf der ersten Wachskatze.
    Leyla betrachtete zufrieden ihr Werk. »Jetzt kann sich das Feuer von einem Raum zum anderen entlangfressen.«
    Algernon rieb wieder sein Fell. Edgar tat es ihm nach. Leyla versuchte ebenfalls, ihrem Fell Funken zu entlocken.
    Eine Zeit lang geschah überhaupt nichts. Algernon legte eine Pause ein.
    »Ich glaube, ich habe mir schon das ganze Fell vom Rücken gescheuert«, klagte er.
    Auch Leyla war inzwischen etwas mutlos.
    »Das wird nichts«, murmelte sie niedergeschlagen. »Alles war umsonst.«
    Edgar dachte an seine Begegnung mit dem Schlächter. Er erinnerte sich, wie er und Algernon den toten Katzenkörper gefunden hatten. Wieder hörte er das Gezwitscher der Vögel und sah den alten Mann vor sich, der sich der toten Katze angenommen hatte. Dann erlebte er noch einmal den Trauerzug der Katzen …
    Er hatte die Augen geschlossen und hörte, wie sein Fell knisterte.
    »Ja!«, schrie Leyla auf einmal triumphierend. Als Edgar die Augen öffnete, sah er, wie Leyla ein Häuflein Zunder über den Boden zu dem anderen brennbaren Material schob. Ein schmaler Rauchfaden stieg aus der Mitte des Zunders auf. Plötzlich hatte Edgar eine Eingebung. Er erinnerte sich daran, wie Emma vor dem Ofen gekniet und in die Glut gepustet hatte.
    »Du musst blasen, Leyla«, rief er. »Versuch zu niesen!«
    Leyla sah ihn verständnislos an. Er stieß sie zur Seite und hielt seine Nase über den leicht rauchenden Zunder. Es gelang ihm, etwas Luft durch seine Nasenlöcher zu pressen. Im Zunderhäufchen leuchtete es auf. Edgar wiederholte das Pusten. Der Rauchfaden wurde sichtbar stärker, und eine winzige Flamme züngelte aus dem Zunder hervor.
    Jetzt ging alles schnell. Leyla schob das Papierstück darüber. Sofort fing es Feuer. Dann griffen die Flammen auf das Holzstück über, tanzten daran entlang und erfassten schließlich den Vorhang, der, trocken wie der Stoff war, auf der Stelle hell aufloderte.
    Die beiden Kellerräume füllten sich mit Rauch, und die Temperatur stieg schnell. Jetzt erfasste das Feuer die erste Wachskatze. Edgar sah, wie sie ihre Form verlor. Wachsklumpen bildeten sich an den Seiten – riesige
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